JU Kreis Altenkirchen diskutierte zum Thema „Lobbyismus – Dichtung und Wahrheit“
Hört man den Begriff „Lobbyismus“, ist man gedanklich schnell bei profitgierigen Menschen, die für die Pharma-Industrie, gegen Umwelt und für ungeregelte Märkte auftreten, um den einfachen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. „Dieses Bild ist sehr negativ besetzt“, beschreibt Justus Brühl, Vorsitzender der Jungen Union Kreis Altenkirchen, „aber hinter Lobbyismus steckt mehr. Wahrscheinlich ist er sogar notwendig.“
Kreis Altenkirchen. Die hiesige JU hat sich per Videokonferenz mit einem Experten für Lobbyismus zum Aus-tausch verabredet: Malte Kilian arbeitet seit sechs Jahren in der europäischen Hauptstadt Brüssel im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung, kurz: Lobbyismus. Der gebürtige Alsdorfer berichtete aus seinem Arbeitsalltag und skizzierte, was Lobbyismus eigentlich ausmache: „Man schaut, welche Themen gerade politisch wichtig sind. Dann versucht man, darüber Informationen zu bekommen, aber auch welche zu geben.“
Politiker müssen für die Interessen aller da sein. Dafür müssten sie aber auch wissen, welche Interessen die Menschen haben. Hier kämen Lobbyisten ins Spiel. „Es geht darum, Politikern zu vermitteln, wie sich ihre Ideen in der Praxis auswirken und welche Regeln aus Sicht der Praxis besser wären. Wo es Verbesserungen geben müsse.“ Dies sei notwendig, weil Politiker nicht alles wissen könnten. Kilian dazu: „Ich glaube, wenn Lobbyisten mal streiken würden, würden Politiker extrem schlechte Gesetze machen“
Die stellevertretende Vorsitzende Helena Peters hakte nach, ob Lobbyisten dabei immer nur ihre eigenen Interessen vertreten würden. Kilian nahm Stellung: „Die meisten arbeiten für Unternehmen oder Verbände und versuchen, deren Positionen zu vermitteln. Das ist auch in Ordnung, weil jede Branche, jeder Verband, jeder Mensch unterschiedliche Interessen habe.“ Auch Umweltverbände oder Gewerkschaften seien quasi Lobbyisten. Wichtig sei es, dass sich Politiker immer mehrere Seiten, also Lobbyisten von verschiedenen Akteuren an-höre, und dann versuche, Kompromisse zu finden.
Vorsitzender Brühl kommentiert abschließend: „Lobbyismus ist nicht nur Profitgier, sondern Scharnier zwischen realem Leben und Politik. Deshalb ist wichtig, dass Lobbyismus zentral und sachlich erfolgt. Keine Tricksereien. Man muss aber dann auch aufhören, jede Interessenvertretung zu verteufeln.“ (PM)
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