IPS Etzbach: Corona-Pandemie wirkt sich nur minimal aus
Die Corona-Pandemie ist weit davon entfernt, ihr Ende zu finden. Vielerorts wird nach dem kompletten "Shutdown" im Frühjahr nun unter der aktuellen "Light-Variante" erneut ob schwindender oder nicht mehr vorhandener Finanzen geächzt. Parallel gibt es auch Beispiele, dass die Covid-19-Ausbreitung geschäftlich gar nicht oder kaum ins Kontor schlägt.
Etzbach. Hier die kriselnden Sparten in der Corona-Pandemie, dort diejenigen, denen die Virusvermehrung nichts oder kaum etwas anhaben kann. Hier die Rufe nach finanzieller Hilfe vom Staat, dort diejenigen, die sich in einem soliden pekuniären Fahrwasser befinden: Der Geschäftsführer des IPS (Industriepark Sieg) Etzbach, Edgar Peters, hat absolut keinen Grund zur Klage. "Wir können die umsatzstärksten Zahlen seit der Gründung vorlegen", freut er sich, "aktuell haben wir nur einen Totalausfall, was die Miete betrifft. Wir haben sie dem Schausteller storniert, er hat absolut kein Einkommen in dieser schwierigen Zeit." Nach seiner Aussage werde der Industriepark Sieg mit einem "blauen Auge" aus der Pandemie herauskommen, weil Peters auch nicht erwartet, dass sich Probleme für Firmen, die sich auf dem großen Gelände des ehemaligen Span- und Faserplattenherstellers Krages angesiedelt haben, mit Verzögerung einstellen. Er spricht von einer "absoluten Vollauslastung", ebenerdig sei alles belegt, "in den ersten Obergeschossen gibt es wenige nicht genutzte Flächen". Zudem kann noch eine komplett eingerichtete, den EU-Vorgaben entsprechende Küche angemietet werden.
Rund 1780 Mietverträge
Unter dem Strich nennt Peters rund 170 Mietverträge, die derzeit in Kraft sind. Als "Boom" erweist sich das Angebot, Abstellmöglichkeiten für Wohnwagen, Wohnmobile oder gar Boote in den Hallen zu offerieren. "Wir mussten schon Interessenten absagen", berichtet er. Dem räumlichen Engpass könnte alsbald jedoch der Garaus gemacht werden. Schon 2021 sollen die ersten zehn Garagen gebaut werden, in den dann folgenden beiden Jahren jeweils zehn weitere folgen, so dass 30 Unterstellmöglichkeiten, die mehr "Privatsphäre" als die ehemaligen Fabrikhallen beispielsweise für Oldtimer, Motorräder oder Traktoren bieten, entstehen. Peters sieht auf jeden Fall eine "Riesenchance" in diesem Segment, zumal die Kunden bereits jetzt durchaus schon von weiter her kommen, um ihre "Schätzchen" unterzustellen oder um die Wintermonate zu überbrücken. Aktuelle wie auch potenzielle Mieter können sich auf einen hohen Sicherheitsstandard verlassen. "Wir haben für diese Aufgabe eigenes Personal, das rund um die Uhr im Dienst ist. Kameras überwachen zusätzlich das gesamte und gut ausgeleuchtete Areal. Hinzu kommt eine eigene Schrankenanlage", erläutert Peters, der seit 2006 als Geschäftsführer die Geschicke lenkt.
Für Etzbach von großer Bedeutung
Die IPS Industriepark GmbH ist ein der Ortsgemeinde Etzbach (also gemeindeeigen) gehörendes Unternehmen, Aufsichtsratsvorsitzender Ortsbürgermeister Ulf Langenbach: "Für uns ist der IPS von sehr großer Bedeutung, denn viele Leute aus Etzbach haben hier ihre Arbeitsstelle. Dank des IPS geht es der Ortsgemeinde sehr gut, wir stehen gut da und verfügen über einen moderaten Gewerbesteuersatz." Aktuell sind es rund 350 Jobs, die zwischen der Siegtalstrecke der Deutschen Bahn und der Sieg besetzt sind. Größter Arbeitgeber ist die Firma Beyer-Mietservice. Apropos Schienentransport: Die Anbindung wurde zum Leidwesen von Peters und Langenbach vor wenigen Tagen während einer Teilsanierung der Strecke gekappt, weil angeblich die (defekte) Weiche hätte erneuert werden müssen. Und diese Kosten im unteren sechsstelligen Bereich wollte die Bahn laut des Duos auf die Ortsgemeinde abwälzen, was nicht infrage gekommen sei.
Möglichkeiten regional abgreifen
Im Klaren ist sich Peters darüber, dass bei der weiteren Vermarktung von noch zur Verfügung stehenden Freiflächen Geschäftspartner lediglich aus der Umgebung Interesse zeigen können, die im Umkreis von maximal 20 bis 25 Kilometer ansässig sind. "Es wird niemand aus Hennef sein Geschäft nach Etzbach verlagern. Wir müssen die Möglichkeiten regional abgreifen", ist er sich sicher. Um der Forderung nach besserer Anbindung des AK-Landes ans überörtliche Straßennetz noch mehr Gewicht zu verleihen, unterstützt der IPS die Initiative "Anschluss Zukunft". Nach Peters' Einschätzung werden auch einige Unternehmen vom geplanten Ausbau vor allem der B 8 mit Ortsumgehungen und teils dritten Fahrstreifen profitieren. Dass sich hier und da Chancen ergeben, weitere Mieter an Land zu ziehen, dafür spricht die ausgezeichnete Vernetzung, die Peters anführt. "Wir helfen uns gegenseitig, Kirchturmdenken gibt es nicht", informiert er und stellt gleichfalls den guten Kontakt zur Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen heraus. Um den "sehr großen" Zusammenhalt innerhalb des Parks zu festigen, steht jährlich ein Fest auf dem Programm. "Man kennt sich", ist die logische Konsequenz, aus der hin und wieder gegenseitige Hilfe auf kurzem Weg erwächst.
Ein Blick in die Geschichte
Der Konkurs der Firma Krages im Jahr 1982, so die Homepage des IPS, stellte nicht nur die Gemeinde Etzbach, sondern die gesamte Region Hamm durch den Wegfall von rund 800 Arbeitsplätzen vor ein großes Problem. Nach der Schließung lag das Areal von etwa 170.000 Quadratmetern rund elf Jahre lang brach. Die vorhandenen Hallen und Gebäude waren durch diesen langen Leerstand von einem zunehmenden Verfall gekennzeichnet. Der Anstoß zur Revitalisierung der Gewerbebrache erfolgte 1993 mit dem Erwerb der Liegenschaften durch die Gemeinde Etzbach. Gleichzeitig wurde die gemeindeeigene Gesellschaft „IPS Industriepark Etzbach GmbH“ gegründet mit dem Ziel, die marode Immobilie zu sanieren, zu vermieten und zu verwalten.
Erhard Schreiner Hauptinitiator
Der ehemalige und verstorbene Bürgermeister Erhard Schreiner war der Hauptinitiator für den Erwerb der Industriebrache und führte als ehrenamtlicher Geschäftsführer der IPS Industriepark Etzbach GmbH bis zu seinem Ausscheiden 1998 die Sanierung mit viel Ehrgeiz und überdurchschnittlichem Engagement. Eine zu Beginn der Instandsetzung durchgeführte Untersuchung des weitreichenden Geländes durch ein chemisch-technisches Labor zur Feststellung möglicher Altlasten erbrachte keinerlei Hinweise auf Schadstoffeinträge. Das war für die Sanierung und spätere Vermarktung des Geländes von großem Vorteil. Nunmehr stehen Produktions- und Lagerflächen von 50 bis 5000 Quadratmeter mit lichten Höhen zwischen 6 und 12 Metern bereit. Alle sind wärmegedämmt und mit modernen Büro- und Sozialräumen ausgestattet. Auf den vermieteten Dachflächen (rund 25.000 Quadratmeter) produzieren Fotovoltaikanlagen rund 700.000 kWh Strom im Jahr. (hak)
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