„Menschenrechtstafeln“: Altenkirchener Projekt ausgezeichnet
„Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken“: Bereits zum 13. Mal verleiht die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den „Brückenpreis“. Das Gute für die Region: Auch ein Projekt aus Altenkirchen wird ausgezeichnet.
Altenkirchen. Noch ist das Werk nicht vollendet: Bislang haben 18 von 29 Grauwackesteinen, auf denen Tafeln mit Artikeln der Menschenrechte verankert sind, jeweils ihren Platz im Altenkirchener Stadtgebiet erhalten. Diese "Unvollständigkeit" ist indes kein Grund, das Konzept nicht auszuzeichnen. Es wird mit einem "Brückenpreis" geehrt, den die rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Malu Dreyer schon zum 13. Mal ausgeschrieben hat. Auf diese Weise möchte sie in sieben Kategorien Projekte, Organisationen sowie Bürger würdigen, die den Dialog von Jung und Alt, das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung, die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Hautfarbe, den Kampf gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung und Diskriminierung sowie das Zusammenleben mit den europäischen Nachbarn fördern. Darüber hinaus sollen Kommunen und kommunale Projekte zur Förderung von Engagement und Bürgerbeteiligung herausgestellt werden. Erstmals wird auch einer fürs „Engagement gegen Hass und Hetze“ verliehen.
Anruf aus der Staatskanzlei
"Der Anruf aus der Staatskanzlei, dass wir zu den Preisträgern zählen, hat mich außerordentlich gefreut", sagte Jürgen Binder als Kopf der Projektgruppe "w40.global", bei dem die Fäden der Aktion "Menschenrechtstafeln" zusammenlaufen. Sollte es die Corona-Lage zulassen, werde er natürlich am 5. Dezember zur Preisverleihung nach Mainz fahren. Sichtbare Zeichen des Erfolges sind ein Pokal, eine Urkunde und ein professionell produziertes Vier-Minuten-Video über die Aktion. Im Gepäck auf der Heimfahrt wird zudem die Gewissheit sein, dass auch 1000 Euro aus der Landeshauptstadt gen Altenkirchen überwiesen werden. Der Verwendungszweck ist bereits klar umrissen. "Das Geld fließt in den Kauf weiterer ,Fundamente' für die nächsten Tafeln", machte Binder deutlich, "ich habe sie in einem Steinbruch in Lindlar bereits geordert."
Nicht nur schmückendes Beiwerk
Für Binder, der die Bewerbung für die Teilnahme selbst verfasste, ist es gut zu wissen, dass die Schriftzüge nicht einfach schmückendes Beiwerk sind, sondern ins Auge fallen. "Die Leute bleiben stehen und lesen die Artikel", berichtete er, "das Projekt hat sich inzwischen einen Namen gemacht." So werde auch die Fähigkeit forciert, die Menschenrechte zu realisieren, jeder könne sie in sich selbst entwickeln. Die Installationen müssen sich nach Binders Vorstellung aber nicht allein auf Standorte in der Innenstadt zwischen August-Sander-Realschule plus und Bahnhofsgebäude/Postamt beschränken. Jeder Bürger könne eine Tafel mit einem Artikel auf seinem Grund und Boden oder an seinem Haus verewigen. Dabei spiele es keine Rolle, wenn Doubletten entstünden. Nach Binders Überzeugung darf die stärkere Herausarbeitung und Verinnerlichung der Resolution 217 A (III) der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 nie enden. Als weiteren Schritt auf diesem Weg kann er sich zum Beispiel vorstellen, in Altenkirchen Menschenrechtstage zu organisieren.
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Immer mehr Verstöße
Zur Vorgeschichte: Die Zahl der Verstöße gegen die Menschenrechte nimmt weltweit rasant zu. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch auf allen anderen Kontinenten werden sie immer öfter mit Füßen getreten. Von Tag zu Tag wird sich weniger um sie geschert. Die Zahl der Zuwiderhandelnden, auch von höchster Stelle autorisiert, steigt unaufhörlich. Selbst in Demokratien ist immer häufiger Schluss mit lustig. Die grundsätzliche Idee für ein solches Tafelensemble, das sich ideal auch als Leitfaden für einen Stadtrundgang eignet, entstammt einer Projektewertstatt der Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei!", an der die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld teilnimmt. Die Projektgruppe "w40.global" mit "Kümmerer" Jürgen Binder nahm sich vor, aktuell drängende Probleme zu behandeln. Nach und nach reifte und entwickelte sich die Idee, auf Menschenrechte an exponierten Stellen mit Schrifttafeln aufmerksam zu machen. Der Stadtrat stimmte diesem Vorschlag in seiner Sitzung am 17. Juni grundsätzlich zu.
Stadt muss nichts zahlen
Die Projektgruppe übernahm die Verantwortung für die Realisierung des Vorhabens und stellt sicher, dass der Stadt keine Kosten für die Beschaffung der Steine und Schrifttafeln einschließlich ihres Einbaus und ihrer Montage entstehen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Vereinbarung, ein "Gentlemen's Agreement", zwischen Stadt und Projektgruppe (sie hat keine Rechtsform) getroffen. Die Standorte der in dunklerem (beruhigend wirkendem) Grün gehaltenen Platten mit weißer Schrift, die auf Bruchsteinen (Gewicht zwischen 62 und 77 Kilogramm, hin und wieder sogar noch etwas mehr) montiert werden, wurden am 2. September in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses einstimmig ausgewählt. Am unteren Rand einer jeden Tafel sind die Namen der Sponsoren hinterlegt. (hak)
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