Gymnasium Betzdorf-Kirchen: Gute Seele im Ruhestand
Von Daniel-David Pirker
Eine Ära endete diesen Sommer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Mit Gudrun Bäumer ging nach zwei Jahrzehnten eine beliebte Sekretärin in den Ruhestand – die Schüler, Lehrer und Eltern nie vergessen werden. Wie geht es der engagierten Betzdorferin heute? Und woran erinnert sie sich nach 20 Jahren an der größten Schule im Kreis besonders?
Betzdorf/Kirchen. Zwanzig Jahre war sie Macherin im Hintergrund am Gymnasium Betzdorf-Kirchen. Allein drei Schulleiter hat Gudrun Bäumer als Sekretärin während dieser Zeit erlebt, nämlich den vor langem verstorbenen Hans-Georg Rack, Manfred Weber und Heiko Schnare. „Stets war sie die Zuverlässigkeit in Person“, schrieb die Schule in ihrem Newsletter „INFOS“ anlässlich ihrer Verabschiedung im Sommer. Mit ihrer in dem Text erwähnten Kompetenz und hohen Zuverlässigkeit hat sich Bäumer den Ruf einer gefragten Fachfrau auf dem Struthof erarbeitet.
Mit Schülern auf Augenhöhe
Bei der Betzdorfer Firma Wolf-Garten hat sie 17 Jahre als Industriekauffrau gearbeitet, sogar erfolgreich eine Weiterbildung als Bilanzbuchhalterin absolviert. Aber unzählige Schüler werden die zierliche Frau vor allem als hilfsbereiten Menschen mit offenem Ohr für schulische wie auch private Probleme in Erinnerung behalten.
„Der Kontakt mit den Schülern hat mir immer Spaß gemacht“, erzählt sie dem Kurier im Gespräch. Immer wollte sie ihnen auf Augenhohe begegnen. „Das entspricht meiner Lebensauffassung“, sagt sie. Die Kinder und Jugendlichen hätten ihr vertraut, weil sie sich ernst genommen fühlten. Zusätzlich zu ihrem breiten Aufgabenfeld als Sekretärin werden also Viele an Gudrun Bäumer vor allem als Ratgeberin zurückdenken. So überrascht es nicht, wenn sie sagt, dass ihr die Schüler jetzt im Ruhestand fehlen.
Abschied mit etwas Wehmut
Grundsätzlich verspürte sie etwas Wehmut, als der Abschied vom Gymnasium gegen Ende ihrer Tätigkeit immer greifbarer wurde. Stets sei sie gerne zur Arbeit gegangen – mit Freude und Herzblut bei der Sache gewesen. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn Bäumer auf die Frage, was ihr negativ in Erinnerung bleiben wird, nur die Abistürme einfallen: „Man brauchte morgens eine halbe Stunde, um zum Arbeitsplatz zu gelangen." 2009 hatten die angehenden Abiturienten sogar das Lehrerzimmer zugemauert. „Wieder waren die Hausmeister bis aufs Äußerste gefordert“, erinnert sich Bäumer.
Als „Schreckmoment“ bezeichnet sie den Brand der Turnhalle, der sich im August 2008 ereignet hatte. Die Flammen konnte sie sogar von ihrem Haus auf dem Molzberg sehen. Aber am nächsten Tag fand der Unterricht wieder statt – den zügigen Löscharbeiten sei Dank, sagt die Sekretärin im Ruhestand.
Als Highlight empfand sie die Variétéveranstaltungen in der Aula. Die Schüler imitierten sie dort stets liebevoll im Rahmen des „Lehrerzimmers“. Das hat sie nicht nur amüsiert, sondern ihr auch bestätigt, dass ihr Einsatz offenbar nicht unbeobachtet geblieben ist, erinnert sie sich bescheiden. Wer sich mit Gudrun Bäumer über ihre Zeit am Gymnasium unterhält, stellt schnell fest: Eigenlob ist nicht ihre Sache. Stattdessen hebt sie beispielsweise die Verabschiedung von Schulleiter Manfred Weber hervor, „der uns allen ein guter Chef gewesen ist".
Bewunderung für Langhauser
Prägend scheint auch die Zusammenarbeit mit Joachim Langhauser gewesen zu sein. Der derzeitige kommissarische Schulleiter begleitete sie über den gesamten Zeitraum ihrer Beschäftigung. Mit Bewunderung spricht sie von seinem Engagement, von seinen Fähigkeiten und seinen Kenntnissen im medizinischen und juristischen Bereich.
Unter der Leitung des Studiendirektors hätte sie viele verwaltungs- und sicherheitstechnische Kenntnisse vertiefen können und erhielt von dem Sicherheitsbeauftragen medizinische Anleitungen. Ein Nebenaspekt ihrer Arbeit war nämlich auch die Erstversorgung. Sie sei geradezu in die Rolle einer Krankenschwester geschlüpft, erzählt sie.
Arbeitsalltag geprägt von Telefonaten
Mit Freude blickt sie auch auf die Organisation der Schulbuchausleihe zurück, die sie nach deren Einführung selbstständig durchführte. Bestellungen, Rückfragen oder Fächerbelegungen der einzelnen Schüler – die Aufgaben waren umfangreich, aber für Bäumer offenbar kein Problem. Denn auch bei hoher Arbeitsdichte verlor sie nie den Überblick, wie es in dem Schul-Newsletter heißt. Immerhin, so Bäumer, sei sie Stress bereits von ihren Tätigkeiten bei der Firma Wolf gewohnt gewesen.
Wenn Schüler, Kollegen und Lehrer an sie zurückdenken, werden sie wohl oft das Bild einer Frau mit Hörer am Ohr vor Augen haben. Schließlich begann ihr Arbeitstag mit ständigen Telefonaten, sagt sie. Besonders im Winter hätten die Anrufe kein Ende genommen, wenn Eltern ihre Kinder bei Schneefall abmeldeten.
Neue Rolle als Großmutter
Nun, nach 40 Berufsjahren, hat sie mehr Zeit für Hausarbeit und Aufgaben, die während ihrer intensiven Arbeit als Sekretärin liegen geblieben sind – aber auch für Reisen, wenn es wieder möglich sein wird. Vor rund zehn Jahren habe sie in England mit ihrem Mann begonnen, den Spuren des Fernseh-Inspectors Barnaby zu folgen. Außerdem hat sie nun mehr Zeit für ihre Hobbies, wie das Nähen von Gardinen oder Tischdecken. Und die Sitzmöbel sind bereits neu bezogen.
Wenn es die Pandemie zulässt, freut sie sich auch darauf, bei der Betreuung ihrer kleinen Enkelin Martha zu helfen. Ihr Sohn Simon, der übrigens sein Abitur auf dem Strufhof ablegte, ist in diesem Jahr Vater geworden. Außerdem hat Gudrun Bäumer das Züchten von Orangen und Zitronen für sich entdeckt. Die reichen Erträge versprechen viele Gläser Gelee und lassen sich prima zum Kochen und Backen verwenden. „Es bereitet mir richtig Freude, sie wachsen zu sehen.“ (ddp)
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