Gesundheitsamt: Arbeit zu 95 Prozent für Pandemiebekämpfung
Aktuell bewegen sich die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf einem sehr hohen Niveau. Wenn ein Mensch positiv auf Covid-19 getestet worden ist, muss er sich sofort in Quarantäne begeben. Außerdem werden diejenigen informiert, die sich möglicherweise angesteckt haben könnten. Für die Nachverfolgung der Kontakte sind in erster Linie die über 400 Gesundheitsämter Deutschlands auserwählt. Im AK-Land arbeitet diese Behörde auf Hochtouren und unter Dauerstress, wie deren Leiter Heinz-Uwe Fuchs bestätigt.
Altenkirchen. Viele Wochen lebten die Menschen im Kreis Altenkirchen in Sachen Corona-Pandemie beinahe auf einer "Insel der Glückseligkeit". Eine überschaubare Anzahl von Fällen mit 7-Tage-Inzidenzwerten, die sich auf niedrigem Niveau eingependelt hatten. Mitte Oktober rutschte das AK-Land nach einem massiven Covid-19-Ausbruch infolge einer Feier mit vielen Gästen in die "rote" Warnstufe. Für das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung wuchs die Arbeit sprunghaft an. Auch für die Nachverfolgung der Kontaktpersonen zuständig, musste externe Hilfe von der Bundeswehr angefordert werden. Allgemein gilt: Die Seuche in ihren einzelnen Aspekten bestimmt extrem den Tagesablauf der Mitarbeiter im Gebäude in Altenkirchens "In der Malzdürre". Heinz-Uwe Fuchs bringt es als Abteilungsleiter Bereich Gesundheit/Arzt am Gesundheitsamt auf den Punkt: "Unsere Aufgaben zur Bekämpfung der Pandemie dominieren praktisch den gesamten Arbeitsablauf des Gesundheitsamtes. Der Urlaubsanspruch vieler Mitarbeiter konnte bislang nur in einem geringen Umfang eingelöst werden. Bei uns allen kommt es zu erheblicher Mehrarbeit." Sein Arbeitstag, einschließlich der Tätigkeit an den Wochenenden, werde zu 95 Prozent von den Aufgaben der Pandemiebekämpfung bestimmt. Allein diese Zahl verdeutlicht, dass "frühere Pflichtaufgaben wie die Schuleingangsuntersuchungen zur Zeit ausgesetzt werden".
Zunächst keine Bewertung möglich
Dass Corona das neue Jahr 2020 in dem aktuell vorhandenen Ausmaß bestimmen würde, hatte Fuchs vor gut zehneinhalb Monaten nicht unbedingt auf der Rechnung. "Die ersten Meldungen über eine offensichtlich hoch ansteckende Lungenerkrankung in der chinesischen Großstadt Wuhan habe ich so um oder unmittelbar nach dem Jahreswechsel 2019/2020 in Erinnerung. An Silvester waren dies aber nur kurze Meldungen, die ich so noch nicht bewerten konnte." Das sollte sich aber flugs ändern. Einen knappen Monat später war dem 58-Jährigen, der seit dem 1. Oktober 2016 das Gesundheitsamt leitet, klar, dass das Virus das Leben aller Menschen radikal verändern wird. "Da ich mich, durch meinen Beruf bedingt, sehr früh mit der Sache beschäftigt habe, ahnte ich, als man die ersten Meldungen aus China verfolgen konnte, mit welch einem großen Aufwand die Infektion dort bekämpft wurde, spätestens ab Anfang Februar, was auf uns zukommen würde."
Kein "Held in der Krise"
Nicht ganz glücklich ist Fuchs mit den teils schwammigen Wortlauten in den Verordnungen zur Pandemie, die das Land seit Monaten herausgibt und die nach Veröffentlichung mit nur wenig Vorlauf umgesetzt werden müssen. "Die zum Teil nicht eindeutigen Formulierungen der sich ständig verändernden Verordnungen bereiten nicht nur dem Gesundheitsamt, sondern auch den Ordnungsbehörden viel Arbeit", berichtet er, nimmt jedoch keine Wertung vor, ob Bund und Land in der Bekämpfung der Pandemie alles richtig machen. Das zu beurteilen, sei für ihn "zu politisch". Obwohl über weite Teile des Tages intensiv gefordert, zählt sich Fuchs nicht zum Kreis der "Helden in der Krise", zu denen Gesundheitsminister Jens Spahn unlängst auch die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern gerechnet hatte. "So möchte ich mich ausdrücklich nicht bezeichnen. Wir sehen uns in einer Reihe mit vielen Menschen, die aus beruflichen Gründen aktiv mit der Pandemie beschäftigt sind", erläutert er. Dazu gehörten natürlich in erster Linie die Mitarbeiter aus den Berufen der Krankenversorgung, der Pflege und der Rettungsdienste.
Weihnachtswunsch aus beruflicher Sicht
Ob nun Corona das Un-Wort des Jahres 2020 wird, dazu will sich Fuchs, der seiner Meinung nach selbst „ohnehin zu sehr in der Öffentlichkeit steht“, nicht äußern. Gewiss nicht nur er sehnt den Tag herbei, an dem es heißt, dass es dank Medikamenten und Impfungen gelungen ist, Corona zu besiegen. Und was liegt näher, als diesen Fakt aus beruflicher Sicht auch als größten Wunsch zu Weihnachten zu definieren.
Das sind Gesundheitsämter
In Rheinland-Pfalz nehmen die Kreisverwaltungen die Aufgaben der unteren Gesundheitsbehörden wahr. Die Landkreise sind verpflichtet, Gesundheitsämter einzurichten. Sie werden von einer Amtsärztin oder einem Amtsarzt geleitet und haben allgemein den gesetzlichen Auftrag, die gesundheitlichen Verhältnisse der Bevölkerung in ihrem Dienstbezirk zu beobachten, zu untersuchen und zu bewerten. Dies gilt vor allem für den Schutz vor übertragbaren Erkrankungen. Die Amtsärzte nehmen, so die Homepage der Kreisverwaltung, umfangreiche Tätigkeiten wahr wie bei der Gesundheitsvorsorge, beim Infektionsschutz und bei der Umwelthygiene. Die Gesundheitsämter bieten kostenlose Impfsprechstunden zur Überprüfung des Impfstatus und gegebenenfalls eigentliche Schutzimpfungen, Sprechstunden zu sexuell übertragbaren Erkrankungen sowie Drogen-, Sucht- und AIDS-Beratungen an. Darüber hinaus sind sie für die Tuberkulose-Fürsorge, -Bekämpfung und -Überwachung zuständig.
Einhaltung von Hygienevorschriften
Eine weitere zentrale Aufgabe besteht darin, ärztliche Untersuchungen und Begutachtungen vorzunehmen und anschließend Gutachten, Zeugnisse und Bescheinigungen zu erstellen. Die Gesundheitsämter haben zudem vielfältige Überwachungsaufgaben wie bei der Einhaltung von Hygienevorschriften in Krankenhäusern und sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen sowie des Verkehrs mit freiverkäuflichen Arzneimitteln, Medizinprodukten und Betäubungsmitteln. (hak)
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