Neuer Kreisfeuerwehrinspekteur: Löschzüge sind „sehr gut aufgestellt“
Die Wogen haben sich geglättet. Die vielfach kontrovers diskutierte Frage, ob es im AK-Land einen Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) im Haupt- oder im Ehrenamt gibt, ist beantwortet. Ralf Schwarzbach wird in den kommenden zehn Jahren als KFI fungieren und parallel einem Beruf nachgehen.
Altenkirchen. Rund zwei lang hatte das Land an Sieg und Wied keinen Kreisfeuerwehrinspekteur, sondern nur (teils) zwei Stellvertreter, die kommissarisch tätig waren. Nach dem Abschied von Dietmar Urrigshardt aus dem Amt im November 2018 war die Position vakant geblieben, vor allem deshalb, weil diskutiert wurde, ob die Funktion künftig im Haupt- oder doch weiterhin im Nebenamt anzusiedeln sei. Mit der Wahl von Ralf Schwarzbach zum KFI kehrte Ruhe ein. In den kommenden zehn Jahren ist er ehrenamtlich tätig. Im Interview mit dem AK-Kurier äußert sich Schwarzbach zu seinen Aufgaben, dem Ist-Zustand der Löschzüge und der Faszination Feuerwehr.
Zunächst ein komisches Gefühl
Haben Sie sich schon an den Titel KFI gewöhnt?
Ja, das kann man so sagen, da ich vorher in das Geschehen schon ziemlich eingebunden war. Deshalb konnte ich mich ganz gut daran gewöhnen. Dennoch war es in den ersten Tagen nach der Ernennung ein komisches Gefühl, weil mir die Verantwortung und der Aufgabenbereich noch einmal richtig bewusst wurden. Als ich ein paar Tage im Amt war, hat sich dieses Gefühl dann gelegt.
Sie sind 1990 in die Feuerwehr Mehren eingetreten: Lautete Ihr Ziel damals, KFI zu werden?
KFI zu werden war nie mein Kindheitstraum. Das habe ich auch immer so kommuniziert. Ich fühlte mich in der Wehrleitung der Verbandsgemeindefeuerwehr Altenkirchen gut aufgehoben. Dieses Amt habe ich auch gerne gemacht. Als Wehrleiter war ich näher am Geschehen dran. Das heißt aber nicht, dass ich mich in der Position als KFI nicht gut aufgehoben fühle. Es handelt sich um ein anderes Aufgabengebiet, und ich bin stolz, dieses Ehrenamt ausführen zu können.
Was fasziniert Sie an der Feuerwehr?
Es ist die Faszination zu helfen. Es sind die verschiedenen Charaktere, mit denen man zu tun hat. Es sind die verschiedenen Aufgabenbereiche. Das Schöne an der neuen Aufgabe ist das Riesennetzwerk, das wir über den Kreis Altenkirchen hinaus aufgebaut haben und worauf ich jetzt zurückgreifen kann.
Was tut und lässt ein KFI?
Er ist nicht Chef aller Wehrleute im Kreis. Er lässt niemandem das Gefühl, dass er der Chef ist, sondern eher das Gefühl, dass der Kreis Altenkirchen nur so gut ist, wie seine freiwilligen Feuerwehren sind, die hinter ihm stehen, weil wir keine eigenen Feuerwehren haben, sondern auf die Kommunen angewiesen sind. Somit ist das Organisatorische, was den Katastrophenschutz betrifft, meine Aufgabe. Das geschieht immer im Einvernehmen mit den Wehrleitern und den Verbandsgemeinden. Es darf keine Überheblichkeit zum Vorschein kommen. Unter diesem Aspekt weiß ich, wo ich stehe.
Wie ist es um die Feuerwehren im Kreis bestellt, was Kopfzahl, Geräte und Fahrzeuge betrifft?
Sehr gut. Ich beobachte, dass überall Fahrzeugkonzepte, die vor fünf, sechs Jahren aufgestellt wurden, umgesetzt werden. Auch die Ausrüstungen sind gut. Nachwuchsprobleme bestehen aktuell nicht. Das hat erfreulicherweise nicht nur mit den Jugendfeuerwehren zu tun. Die Zahl der Quereinsteiger steigt derzeit ebenfalls an. Auch bei den kreiseigenen Fahrzeugen sind wir gut aufgestellt. Ersatzbeschaffungen laufen planmäßig.
Gibt es Punkte, bei denen nachgebessert werden muss?
Eine Nachbesserung ist in meinen Augen im Auftreten und in der Kommunikation nach außen erforderlich. In diesem Punkt bin ich bestrebt, für den Katastrophenschutz einen Langzeitplan zu entwickeln. Wichtig ist, dass Politik und die Mitwirkenden wissen: Wo stehen wir, und wo wollen wir hin? Und dieser Punkt muss auf Kreisebene langfristig ausgelegt sein. Größere Baustellen gibt es zurzeit nicht.
Im Oberkreis sind die Wehren eher kleinteilig aufgestellt: Ist dieses Modell sinnvoll oder muss es in absehbarer Zeit Konzentrationen geben?
Jede Kommune steht in ihrer eigenen Verantwortung. Alles hat sicherlich seine Vor- und Nachteile. Wenn tatsächlich Verbesserungen anstehen - sprich: Müssen wir Feuerwehren zusammenlegen? -, ist das keine Entscheidung, die auf Kreisebene getroffen wird, sondern die die Kommune selbst trifft. Am sinnvollsten ist es, wenn Feuerwehren von alleine merken, dass sie alleine nicht mehr funktionieren und sich deshalb einen Partner suchen. Erzwungene Zusammenlegungen sind immer schlecht. Dann gibt es nur Verlierer.
Ist eine Berufsfeuerwehr für den Kreis Altenkirchen denkbar?
Sie ist nicht denkbar und auch nicht finanzierbar. Außerdem treffen die Voraussetzungen im Kreis Altenkirchen nicht zu. Das System Rheinland-Pfalz baut auf dem Ehrenamt auf. Denkbar sind hauptamtliche Kräfte, die möglicherweise sogar vom Kreis gestellt werden. Es gibt Landkreise in Rheinland-Pfalz, die Katastrophenschutzzentren aufbauen, in denen drei bis vier hauptamtliche Gerätewarte arbeiten und die dann Dienstleistungen für die Kommunen wie die Gerätewartung oder eine gemeinsame Kleiderkammer übernehmen. Solche Modelle wären in der Zukunft mit Sicherheit zu überlegen.
Sie selbst haben sich für einen KFI im Hauptamt mit stark gemacht: Sind Sie sich mit Ihrer Entscheidung, KFI im Ehrenamt zu werden, nicht selbst in den Rücken gefallen?
Nein. Mit dieser Frage musste ich aber rechnen. Die Situation, die sich bei uns ergeben hatte, war, dass der damalige Anwärter für den Posten des KFI, Matthias Theis, diese Position aus beruflichen und privaten Gründen nur im Hauptamt hätte ausüben können. Theis hätte hierfür alle Voraussetzungen erfüllt. Allerdings setzen bislang erst 6 von 24 Landkreisen in Rheinland-Pfalz auf die Hauptamtlichkeit. Und der Kreistag hat sich für das Ehrenamt entschieden. Für mich wäre es zu diesem Zeitpunkt im Katastrophenschutz nicht möglich gewesen, als stellvertretender KFI tätig zu sein, wenn der KFI nicht hauptamtlich tätig gewesen wäre. Ich hätte das nicht leisten können, da ich mich als damaliger Wehrleiter in der Verbandsgemeinde Altenkirchen auch mit der Fusion der Feuerwehren hätte beschäftigen müssen. Das hätte ich zeitlich nicht geschafft. Heute kann ich sagen, dass die Zeit für einen hauptamtlichen KFI noch nicht reif war. Vielleicht war auch das Vorgehen, die Hauptamtlichkeit vorzubereiten, suboptimal. Warum wieder Ehrenamt? Das hat nichts damit zu tun, dass man sich der Sache kampflos beugt, sondern es wurde nach einer gewissen Zeit festgestellt, dass es weitergehen muss. Dann habe ich mich bereit erklärt, das Amt des KFI zu übernehmen. In Gesprächen mit dem Landrat und der Kreisverwaltung habe ich Dinge abgeklärt, welche Unterstützung der ehrenamtliche KFI benötigt. Diese Dinge sind zu nahezu 100 Prozent anerkannt worden und werden aktuell nach und nach umgesetzt. Das ist ein Zeichen, das man auch honorieren muss. Es ist ein Aufeinander zugehen von beiden Seiten gewesen, einen Kompromiss zu finden, wie es in den nächsten Jahren weitergeht.
Haben Sie schon einen Stellvertreter?
Nein. Das ist wahrscheinlich vielen Dingen geschuldet wie dem Hin und Her im Vorfeld mit Haupt- oder Ehrenamt sowie Rücktritten. Zudem sind Führungskräfte in der Feuerwehr in ihren eigenen Kommunen sehr stark eingespannt. Ich bin guter Dinge, dass in der ersten Hälfte des kommenden Jahres ein Stellvertreter gewählt wird.
Ist ein KFI im Ehrenamt die Lösung für die nächsten 20 Jahre, oder werden Sie weiterhin versuchen, für den KFI die Hauptamtlichkeit zu erreichen?
Es ist die Lösung für die nächsten zehn Jahre. So lange bin ich gewählt. Wenn sich in dieser Periode die Erkenntnis - aus welchen Gründen auch immer - ergibt, dass eine hauptamtliche Stelle sinnvoll ist, dann müssen wir darüber noch einmal sprechen.
Können Sie schon beziffern, wie viel Zeit Sie für das Ehrenamt KFI aufbringen müssen?
Das sind pro Woche gut zwei Arbeitstage, obwohl die Termine durch Corona deutlich weniger geworden sind. Die Präsenzveranstaltungen sind nahezu komplett weggefallen.
Trauern Sie der Zeit, in der Sie Wehrleiter in Altenkirchen waren, nach?
Das hat schon eine lange, lange Zeit gebraucht, bis ich mich damit abgefunden hatte, dass ich nicht mehr in dieser Funktion tätig war. Dennoch sage ich, dass es der richtige Weg für mich und ein konsequenter Schritt war.
Fühlen Sie sich anerkannt bei den Wehren im Kreis?
Ja, da gibt es viel positives Feedback.
Und wie lauten Ihre Wünsche als KFI für die kommende Zeit?
Ich wünsche mir einen Stellvertreter, so dass ich die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen kann. Ich wünsche mir, dass die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung, wie sie derzeit läuft, bestehen bleibt. Ich wünsche mir, dass ich Akzente, Marken im Kreis setzen kann, wie ich es gewohnt war.
Seit 1990 Mitglied der Feuerwehr
Zur Person: Ralf Schwarzbach ist 46 Jahre alt, von Beruf Versicherungskaufmann, lebt in Mehren und trat 1990 in die Feuerwehr Mehren ein. Von 2012 bis 2019 war der Wehrleiter der VG-Wehr der Alt-VG Altenkirchen. Seine Vorgänger im Amt des KFI waren Dietmar Urrigshardt (2014 - 2018) und Eckhard Müller (1994 -2014). Nach Urrigshardts Verabschiedung teilte er sich mit Matthias Theis die Position des stellvertretenden KFI auf kommissarischer Basis. Im Landkreis Altenkirchen sind 41 Löschzüge mit rund 1360 Wehrleuten aktiv, im Nachwuchsbereich rund 330 Jugendliche organisiert. (hak)
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