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Nachricht vom 19.12.2020    

Altenkirchen: Ayas-Stiftung leidet auch unter der Corona-Pandemie

Es ist die Corona-Pandemie, die massive Einschränkungen rund um den Globus bereithält. Darunter leiden auch diejenigen, die in anderen Ländern helfen, in ihrer Handlungsfähigkeit aber derzeit limitiert sind. Es wird zur Herausforderung, gemeinnützige Projekte, die seit vielen Jahren auf anderen Kontinenten gute Dienste tun, im Angesicht des Covid-19-Geschehens wie gewohnt zu betreuen.

Wie kommt die Hilfe in Afghanistan an? Davon überzeugen sich Akbar und Sima Ayas (dritter und vierte von links, hintere Reihe) mehrmals im Jahr, so lange ihnen Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. (Foto: privat)

Altenkirchen. Reisen nach Afghanistan gehören eigentlich zur Selbstverständlichkeit, Reisen in das Land, aus dem sie stammen. "Dieses Jahr war für alle sicherlich eines, welches sich ganz anders gestaltete und auch jetzt noch anders verläuft, als wir es uns vorgestellt haben. Ein winziger Virus hält noch immer die ganze Welt in Schach." Mit so einer einfachen Aussage lässt sich die momentane Situation trefflich beschreiben. Auch die Gründer der "Stiftung Dr. Akbar und Sima Ayas - Nothilfe für afghanische Kinder" aus Altenkirchen müssen folgerichtig improvisieren. Bislang konnten sie sich nur bei einem einzigen Besuch in den zurückliegenden zwölf Monaten vor Ort überzeugen, dass die Hilfe ankommt. In "normalen" Jahren ist das Ehepaar Ayas drei- bis viermal in der arg gebeutelten Region unterwegs. "Noch vor Beginn der Pandemie konnten wir wie geplant unsere jährliche Winterhilfsaktion durchführen", blickt der73-jährige Akbar Ayas auf die Stippvisite im Januar "bei sehr viel Schnee" zurück, "hier haben wir rund 800 Familien mit Nahrungsmitteln, Brennkohle sowie warmen Wolldecken versorgen können." Weitere 1100 Kinder seien mit Winterkleidung und Wolldecken ausgestattet worden. Schon seit 2009 stellt dieser Aspekt einen wichtigen Baustein des Engagements dar, das im Januar des kommenden Jahres die nächste Auflage erlebt.

Corona nimmt niemand ernst
Wen wundert es, dass Afghanistan als Dritte-Welt-Land besonders stark in das Corona-Geschehen eingebunden ist. Engpässe in Sachen Schutzausrüstung sind in Kliniken, Ambulanzen, Laboren oder Arztpraxen eine Alltäglichkeit, alles wuchs rasant zu einem schier unlösbaren Problem, formuliert es Akbar Ayas. Im Mai spendete die Stiftung 350 Sets dieser so wichtigen Hilfsmittel an eine große Frauenklinik, "sicherlich ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ein kleiner Lichtblick für die Klinik", bemerkt er. Corona-Geschehen, das niemand so richtig erst nehme (Einstellung der Afghanen: "Wir sterben eher an Hunger") und für das es keine Statistik gebe, auf der einen, eine Hochwasserkatastrophe im August auf der anderen Seite. Dank der ständig agierenden acht Repräsentanten vor Ort, mit denen die Ayas in dauerndem Austausch dank moderner Medien stehen, wurden innerhalb von fünf Tagen 500 Familien mit Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Öl versorgt. Die Zusammenarbeit habe außerordentlich bestens funktioniert und gezeigt, wie gut die Stiftung dank der Mitarbeiter im Land selbst vernetzt sei und "wie sehr wir uns auf diese Menschen verlassen können". Weitere 420 Familien erhielten ebenfalls Grundnahrungsmittel. Fünf Brunnen wurden in verschiedenen Dörfern gebohrt, denn die Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel schlechthin ist quer durchs Land miserabel. "70 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser", nennt Akbar Ayas eine für europäische Verhältnisse unfassbare Zahl.



50 Prozent der Spenden aus dem Westerwald
Immer wieder sind Akbar und Sima Ayas dankbar, dass das notwendige Geld für die Unterstützung zusammenkommt. "Wir benötigen 30.000 bis 40.000 Euro im Jahr", nennt er, genau wie seine Frau in Kabul geboren, eine Hausnummer. 50 Prozent der "Zuschüsse" kommen aus dem Westerwald. Indirekt ist das Paar, das 1974 in Kabul den Bund fürs Leben einging, schon seit 1978 aktiv. Afghanische Flüchtlinge in Pakistan wurden seinerzeit mit Medikamenten versorgt. Die Stiftung ging im Jahr 2004 an den Start, dem Jahr, in dem Akbar Ayas seine eigene Praxis, in der er als Unfall- und D(urchgangs)-Arzt in Altenkirchen und an der Seite seiner Frau (Krankenschwester und medizinisch-technische Assistentin) seit 1986 gearbeitet hatte, aufgab und verkaufte. Die Eheleute waren 1975 in die Bundesrepublik gekommen, damit Akbar Ayas seine Ausbildung zum Facharzt beginnen konnte. Für die ehrenamtliche Tätigkeit war bereits 2003 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen worden. Direkte Verwandtschaft hat Akbar Ayas keine mehr in Afghanistan. Als fünftes von neun Kindern (sieben leben noch), haben alle dem Land am Hindukusch den Rücken gekehrt und sich in Kanada und den USA niedergelassen. Mit allen stehe er noch in regelmäßigem Kontakt, erklärt er.

Kindern medizinische Behandlung ermöglicht
Waren Kindern zunächst medizinische Behandlungen bei Fachärzten auch jenseits der afghanischen Landesgrenzen ermöglicht worden, machten sich Akbar und Sima Ayas alsbald daran, handfeste Maßnahmen der Infrastruktur zu realisieren. Es entstand ein Kinderheim für 100 Mädchen (mit der Möglichkeit, Abitur zu machen), eine Grundschule und ein Gymnasium, vier Nähstuben für Frauen, eine große Tagesklinik, in der auch ambulant entbunden werden kann, sowie Brunnen, um die Trinkwasserversorgung zu verbessern. Die Nähstuben verfolgen das Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe. "Nach einjähriger Ausbildung erhalten die Frauen jeweils eine Nähmaschine, um zuhause Kleidung anzufertigen und sie anschließend zu verkaufen", berichtet Akbar Ayas, "so sorgen sie für den Unterhalt der Familie". Alle Projekte spielen sich in einem Umkreis von bis zu 80 Kilometern um die Hauptstadt Kabul herum ab. (hak)

Mehr unter www.ayas-stiftung.de; E-Mail ayas-stiftung@t-online.de; Spendenkonto bei der Westerwald Bank IBAN DE85 5739 1800 0017 2106 02, BIC GENODE51WW1



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