"Geoparktour" vermittelte Einblick in Naturerbe
Die modernste Schauhöhle Europas, das "Herbstlabyrinth" in Breitscheid (Hessen), war Ziel der ersten "Geoparktour", zu der das Kreisbergbaumuseum (Sassenroth) sowie die Kreisvolkshochschule Altenkirchen eingeladen hatten. Die 20 Teilnehmer brauchten die informative Tour in die frühe Geschichte nicht zu bereuen.
Altenkirchen/Westerwald. Zu der ersten "Geoparktour" hatte der Leiter des Kreisbergbaumuseums in Herdorf-Sassenroth, Achim Heinz, in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Altenkirchen eingeladen. Ziel war die modernste Schauhöhle Europas, das "Herbstlabyrinth" bei Breitscheid im nahen Hessen. Die Teilnehmer, insgesamt 20 Personen, kamen aus Altenkirchen, Betzdorf, Herdorf und Neunkirchen. Die Fahrt führte über Wilden, ein kurzes Stück über die Autobahn hin nach Erdbach. Unterwegs erläuterte Heinz den Mitreisenden den Begriff des Geoparks.
Weltweit werden seit einigen Jahren geowissenschaftliche Gegenden als Geoparks zusammengefasst. Geoparks umfassen Landschaften oder Landschaftsteile mit geologischem Naturerbe, mit archäologischen, ökologischen, historischem und kulturellem Erbe. Ein Geopark ist räumlich klar abgegrenzt und stellt keine Schutzkategorie, sondern ein Gütesiegel dar, welches keine Einschränkungen mit sich bringt. Vielmehr ist es eine Chance für eine Region, ihr Profil zu schärfen. Die definierten Leitlinien sehen eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung der Region unter Wahrung, aber auch Nutzung des besonderen erdgeschichtlichen Erbes vor.
Geoparks haben die Aufgabe, die Bedeutung geologischer und geomorphologischer Prozesse für die räumliche Verteilung natürlicher Ressourcen, aber auch für die Landnutzung, Oberflächengestalt, Wirtschaft und Kultur nach innen und außen bewusst erlebbar zu machen. Geoparks sind eine Verschmelzung von Lernstätte, Naturdenkmal und Erlebnispark der besonderen Art. In ihnen sollen die Menschen die Entwicklungsgeschichte des Planeten Erde am konkreten Beispiel begreifen können und ihre Umwelt sowie die geologischen Phänomene anschaulich kennen lernen und erleben können. Der seit 1. April 2010 eröffnete Geopark Westerwald-Lahn-Taunus umfasst fünf Landkreise - den LK-Altenkirchen, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Rhein-Lahn und Westerwald mit Unterstützung durch die Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und die Region "Lahn-Dill-Bergland". Zu den Infozentren des Geoparks gehören unter anderem das Kreis-Bergbaumuseum Sassenroth, der Stöffelpark, das Museum Zeitsprünge, die Grube Fortuna, das Keramik Museum, die Kubacher Kristallhöhle, das Lahn-Marmor-Museum, das Emser Bergbaumuseum, das Loreley Besucherzentrum und das Landschaftsmuseum Westerwald.
In Erdbach angekommen war das Museum "Zeitsprünge" die erste Anlaufstelle des Tages. Hier gab es schon einiges an Infos zur Höhle und natürlich verschiedenen Fundstücke von dort und dem Umland, unter anderem Knochen von Höhlenbären, die im "Herbstlabyrinth" gefunden wurden. Zudem einen Originalfund von Grabbeigaben und Menschenknochen, die einige hundert Meter entfernt in einer Steinkammer entdeckt worden waren. Nach dem Rundgang im Museum führte der Weg zu Fuß durch den Wald zur Schauhöhle. Es ging im wahrsten Sinne über Stock und Stein und dabei mussten 100 Meter Höhendifferenz überwunden werden. Vor dem Höhleneingang gab es eine kurze Verschnaufpause, bevor die 124 Stufen hinab ins Höhleninnere zu bewältigen waren. Das Herbstlabyrinth hat seinen Namen, weil es im Herbst 1993 entdeckt wurde. Das gesamte Höhlensystem erstreckt sich über eine Länge von mehr als 5 Kilometern. Davon ist der weitaus größte Teil nur für die Höhlenforschung zugänglich. So hat man in einem Bereich Knochen von etwa 1000 Höhlenbären gefunden. Dieses Areal wurde sogar verschlossen und wird auch in Zukunft nur für wissenschaftliche Untersuchungen geöffnet.
Die Schauhöhle, die so genannte „Knöpfchenhöhle“ ist jedoch eigens für den Tourismus erschlossen. Fokussiertes LED-Licht lässt die Besucher die Juwelierkunst der Geologie entdecken. Glasklare Makkaronis, waagerecht wachsende Tropfsteine (Excentriques), eine acht Meter Hohe Sinterfahne, all dies wird in einer einzigartigen Lichtinszenierung vorgestellt. Dabei bewegen sich die Besucher über eine stählerne Konstruktion von Stegen und Treppen, da der Höhlenboden selbst unbegehbar ist. Zu guter Letzt darf auch jeder einmal eine der Kalkskulpturen und sogar einen Teil Bärenknochen in die Hand nehmen, bevor es wieder an den Aufstieg die 124 Stufen nach oben geht.
Ein weiterer Programmpunkt des Tages war ein kurzer Besuch im Töpfer- und Häfnermuseum in Breitscheid. Dort finden sich handgefertigte Exponate wie Schalen und Krüge, maschinell erstellte Wasserleitungsstücke, bis hin zu modernen medizinischen Gelenken, in denen Ton verwendet wird. Den Abschluss dieser Tour bildete eine Wanderung durch den Karstlehrpfad. Besonderes Interesse der Besucher fanden dabei die beiden Steinkammern, wobei in der kleinen im 19. Jahrhundert die Menschenknochen und Grabbeigaben gefunden wurden, die es im Museum Zeitsprünge zu sehen gab. Diese Wanderung führte auch wieder zum Ausgangspunkt in Erdbach zurück und per Bus wurde die Heimreise angetreten. Abschließend berichtete Heinz, dass zukünftig einmal jährlich eine Geoparktour angeboten wird. (anna)
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