Distanzunterricht: Erziehungswissenschaftler fordert Nachbesserungen
Schulen sind weitgehend geschlossen und Lehrer müssen Distanzunterricht anbieten. Für einen Erziehungswissenschaftler der Uni Siegen besteht großer Nachholbedarf. Welche Verbesserungen schlägt er vor? Welche Schüler sind während des Lockdowns besonders schwer betroffen?
Region. Der aktuelle Lockdown umfasst unter anderem die Schließung der Schulen, sodass Schüler erneut weitgehend im Fernunterricht unterrichtet werden müssen. Das wirft für viele Schulen, Eltern und Schüler nach wie vor zahlreiche Probleme auf, so Prof. Dr. Matthias Trautmann von der Universität Siegen. Der Erziehungswissenschaftler hat zwar in den letzten Monaten Bewegung in dem Bereich beobachte. Doch die sei im Prinzip nicht ausreichend. „Das hängt vor allem damit zusammen, dass die technischen Voraussetzungen für guten digitalen Unterricht noch nicht überall gegeben sind", so der Experte.
„Kritisch ist zum Beispiel, dass an die vom Land NRW eingerichtete Lernplattform LOGINEO noch nicht alle Schulen angeschlossen sind. Hier machen sich Versäumnisse der letzten Jahre bemerkbar." Auch die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte sei gefordert: „Im Bereich Bildungswissenschaften etwa bietet die Universität Siegen zwar seit einigen Jahren Lehrveranstaltungen zum Bereich Digitalisierung an, aber hier können wir sicher noch zulegen. Im Prinzip muss auf allen Ebenen nachgebessert werden, und ich erwarte auch, dass dies in den nächsten Monaten und Jahren passieren wird."
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Der Erziehungswissenschaftler macht auch eine besonders vom Lockdown betroffene Schülergruppe aus: Besonders für Schüler mit erhöhtem Förderbedarf und deren Eltern sei der momentane Schulalltag stark fordernd. „Die Schwächeren, so zeigen auch erste empirische Befunde, trifft die Situation eindeutig noch einmal härter. Ich befürchte, dazu gehören auch viele Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf", sagt Prof. Trautmann.
Um in Zukunft besser mit solchen Situationen wie der Corona-Pandemie umgehen zu können, müsse daher in zahlreichen Bereichen weiter nachgebessert werden. Das betrifft aus Trautmanns Sicht zunächst vor allen Dingen die technische Ausstattung: „Wir brauchen lückenlos leistungsfähiges WLAN an den Schulen, den Anschluss an reibungslos funktionierende Lernplattformen und natürlich entsprechende Endgeräte und IT-Support für Lehrkräfte und SchülerInnen." Für die Zukunft könnte sich der Erziehungswissenschaftler vorstellen, dass die Umstellung auf vollständig digitalen Unterricht – ähnlich einer Feueralarmprobe – regelmäßig trainiert werde. (Red./PM)