Corona-lmpfzentrum Wissen: Zahl der Dosen ist noch begrenzt
Am Anfang wird es etwas ruckeln: Genau diese Erfahrung machen die Mitarbeiter des Corona-lmpfzentrums des Kreises Altenkirchen in Wissen. Eine Woche in Betrieb, haben knapp 700 Menschen aus dem AK-Land das Mittel, das sie jeweils vor einer Corona-lnfektion schützen soll, injiziert bekommen. Es könnten mehr sein, aber: Die Zahl der zugeteilten Dosen ist begrenzt.
Kreis Altenkirchen. Der Gesundheitsminister des Bundes, Jens Spahn, hatte Probleme zum Start der lmpfungen gegen das Corona-Virus in den speziellen Mittelpunkten quer durch die Republik vorausgesagt. Wie Recht er doch hatte: Der Faktor lmpfstoff ist aktuell das Nadelöhr, der die Maschinerie noch stottern lässt. lm Kreis Altenkirchen erhielten bislang rund 700 Menschen jeweils das Medikament, auf dem die erste große Hoffnung ruht, die Pandemie endlich Geschichte werden zu lassen. Die limitierte Anzahl an gelieferten Dosen des Mittels von BionTech/Pfizer bedingt also die mäßige Geschwindigkeit. Der Ablauf im Obergeschoss der Westerwald Bank in Wissen, wo die kleinen Piekse verabreicht werden, stellt sich dagegen ohne Probleme dar. "Es lief bisher alles blendend, viel unproblematischer als gedacht. Der lmpfstoff wird zeitnah verimpft" , zog Landrat Dr. Peter Enders am späten Donnerstagnachmittag (14. Januar) ein erstes Fazit nach dem einwöchigen Betrieb. Zudem erklärte er den Grund, warum in der Region zwischen Sieg und Wied erst "verspätet" am 7. Januar und somit zehn Tage nach dem Auftakt in anderen Regionen von Rheinland-Pfalz mit der lmmunisierung begonnen worden war. "Wir hatten und haben immer noch niedrigere Sieben-Tage-lnzidenzen als andere Kreise, die Vorrang hatten." Derzeit ist eine lmpfstraße in Betrieb, die zweite wird aktiviert, wenn den Menschen, die bereits "gespritzt" worden sind, die erforderliche zweite Portion zusteht. Die Möglichkeit zur Erweiterung auf einen Zwei-Schicht- und Wochenend-Betrieb ist, wie könnte es anders sein, abhängig von der zugeteilten Impfstoffmenge.
140 Impfungen im Schnitt
Der Tagesschnitt zwischen 8 und 16 Uhr liegt bei rund 140 Impfungen, nachdem es zum Auftakt 65 pro Acht-Stunden-Schicht gewesen waren. lm Laufe dieser Woche waren 975 Dosen für Wissen angekündigt. Mit der Terminvergabe hat der Kreis nichts zu tun. Nachfragen in der Verwaltung in der Altenkirchener Parkstraße oder beim Gesundheitsamt laufen ins Leere. Absprachen sind nur unter Tel. 0800/5758100 oder via lnternetseite www.impftermin.rlp.de möglich. Derzeit können die Mitarbeiter des lmpfzentrums Termine bis zur sechsten Kalenderwoche (also bis Mitte Februar) einsehen. Die Reihenfolge der lmmunisierung ist in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Empfehlung der Ständigen lmpfkommission beim Robert-Koch-lnstitut aufbaut. Zur ersten von drei bislang definierten Priorisierungsgruppen zählen beispielsweise über 80-Jährige, Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten oder Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Expositionsrisiko wie lntensivstationen oder Notaufnahmen.
Mobile Impfteams unterwegs
Parallel sind mobile lmpfteams unterwegs, um in Senioreneinrichtungen Bewohner und Personal das Mittel zu verabreichen. 400 Menschen in vier "Alten- und Pflegeheimen" haben mit Stand am Donnerstagnachmittag von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich zu schützen. lm Kreis gibt es insgesamt 20 dieser Unterkünfte. Zwar wird der lmpfstoff für diesen Sektor nach Wissen geliefert und von dort auch verteilt, für die Organisation der "Arbeit" vor Ort ist der DRK-Landesverband zuständig, der im gesamten Rheinland-Pfalz mit sechs "Mannschaften" unterwegs ist. Eine ist für die drei Kreise Altenkirchen, Westerwald und Neuwied zuständig. Neben dem BionTech/Pfizer-lmpfstoff kommt nach und nach auch der "Bruder" von Moderna in Krankenhäusern zum Zuge. Die DRK-Klinik in Kirchen wird in den kommenden Tagen eine erste Ration erhalten. Nicht möglich ist eine Kombination mit beiden Varianten. Entweder erhält ein lmpfling nur BionTech/Pfizer oder nur Moderna.
Noch kein einziger Notfall
lmpfarzt Dr. Uwe Krausbauer berichtete, dass bislang noch kein Patient nach Erhalt des Serums in die Kategorie "Notfall" eingeordnet werden musste. "Wir sind von schweren allergischen Reaktionen bislang verschont geblieben", blickte er auf den Aufgalopp zurück, "sind natürlich aber auf solche Dinge vorbereitet". Viele ältere Menschen müssten blutverdünnende Mittel einnehmen, so dass es an der Einstichstelle der Spritze durchaus zu einer intensiveren Blutung komme könne. Ein längeres Abdrücken des Punktes auf der Haut sei ein probates Gegenmittel. Enders stellte parallel Kontraindekationen dar, die eine Gabe ausschließen. Dazu zählen eine Körpertemperatur von über 38,5 Grad Celsius, eine Schwangerschaft oder eine andere Impfung, die weniger als 14 Tage zurückliegt. Die "Verweildauer" eines "Patienten" im Impfzentrum hat sich bei durchschnittlich 30 Minuten eingependelt.
Personelle Kontinuität geschaffen
Solange eine lmpfstraße betrieben wird, "arbeiten wir mit zwei Ärzten und zehn bis zwölf qualifizierten Fachkräften der SEG, der Schnelleinsatzgruppe des Kreises, die der DRK-Kreisverband stellt", nannte Enders weitere Details. Dabei handele es sich um Gesundheits- und Krankenpfleger, Notfall- und Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und medizinische Fachangestellte. So werde in den ersten Wochen personelle Kontinuität geschaffen und Brüche in den Abläufen vermieden. Als Ärzte fungieren aktuell Mediziner, die sich im Ruhestand befinden und große Zeitfenster abdecken können (im Vergleich zu einem niedergelassenen Hausarzt, der in einer Praxis seinen Dienst tut). "Es ist gut, dass wir schon im November die Kreisärzteschaft eingeschaltet und uns um die Besetzung des lmpfzentrums selbst Gedanken gemacht und gekümmert haben", blickte Enders zurück. Zum Team zählen darüber hinaus noch Apotheker, die den lmpfstoff aufbereiten. Für Verwaltungsaufgaben wurden zudem laut Vorgabe des Landes noch Bürokräfte extra eingestellt,
In Datenbank registriert
Die Rückmeldungen der Freiwilligen (Ärzte) wurden zentral in einer Datenbank auf Landesebene registriert. Für den nördlichsten Kreis von Rheinland-Pfalz hatten rund 80 Mediziner ihre Bereitschaft zum Mitmachen erklärt, dazu kamen 90 Fachleute aus der Alten- und Krankenpflege, medizinische Fachangestellte sowie 30 Apotheker und pharmazeutische Fachkräfte. Die Meldungen wurden zunächst insbesondere auf die jeweilige zeitliche Verfügbarkeit geprüft. Der Einsatz erfolge, so Enders, und darauf weise das Land in Schreiben an alle hin, in Abhängigkeit von zeitlicher Verfügbarkeit und vom Bedarf des lmpfzentrums. Dieser werde maßgeblich durch die bereitgestellte lmpfstoffmenge und die damit möglichen Öffnungszeiten der zeitlich begrenzt arbeitenden Praxis definiert. (vh)
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