Neue Betzdorfer Hausarzt-Praxis: Bauarbeiten gestartet
Von Daniel-David Pirker
Vor über einem Monat wurde der Vertrag unterzeichnet. Seit einigen Tagen entsteht nun nach und nach die neue Hausarztpraxis im TÜV-Gebäude. Der AK-Kurier war vor Ort – und erfuhr, dass auch hier die Pandemie zu Herausforderungen führt.
Betzdorf. Man muss momentan nur seinem Gehör folgen, um sich den Fortschritt eines Pionierprojekts in der Betzdorfer Region zu versichern. Seit einigen Tagen werden im ersten Obergeschoss im TÜV-Gebäude an der Wilhelmstraße Wände eingerissen oder zum Beispiel Türen entfernt. Auf rund 180 Quadratmetern werden in den dann wahrscheinlich fertigen Räumen Patienten in der neuen Hausarztpraxis betreut, wie der Projektverantwortliche Heinrich Wiens bei einem Vor-Ort-Besuch erklärt.
Vor über einen Monat hatten Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer und Jakob Wiens von der MVZ Wiens GmbH den entsprechenden Vertrag unterschrieben. Wozu ein Vertrag mit einer Kommune für die Entstehung einer neuen Arztpraxis?
Neue Praxis durch Finanz-Spritze der Stadt möglich
Noch vor einem Jahr hatte es düster ausgesehen für die hausärztliche Versorgung in Betzdorf nach Schließungen von Praxen. Deshalb beschloss der Stadtrat selbst Geld in die Hand zu nehmen und damit Investoren anzulocken. Wiens biss an. Und mit „Wiens“ ist nicht nur Jakob Wiens gemeint. Zusammen mit seinen vier Brüdern ist der Arzt nämlich auch Gesellschafter bei einem Bauunternehmen. Jakob leitet die Firma zusammen mit Heinrich Wiens, der auf langjährige Erfahrung bei dem Management von Bauprojekten zurückblicken kann.
Das Zusammenspiel von medizinischem und baulichem Background scheint sich bewährt zu haben. In Neunkirchen wird die Hausarztpraxis „Chung & Wiens“ betrieben, in Hamm hat man ähnlich wie nun in Betzdorf gestartet – nun wird an einem medizinischen Versorgungszentrum gebaut, erklärt Heinrich Wiens. Die Kapazitäten der Praxis hätten nicht mehr ausgereicht. Mitte oder Ende 2022 soll das Projekt abgeschlossen sein. Im Rahmen der Vertragsunterzeichnung im Dezember hatte Jakob Wiens die Vorteile herausgehoben, die der Betrieb der verschiedenen medizinischen Praxen mit sich bringe. Die Betzdorfer Einrichtung wird nämlich Teil des Verbundes mit den anderen medizinischen Wiens-Angeboten sein.
Corona-bedingte Unwägbarkeiten
Während die Bauarbeiter im Hintergrund werkeln, erklärt Heinrich Wiens im künftigen Wartebereich Richtung Sieg, was im ersten Obergeschoss des TÜV-Gebäudes in den nächsten Wochen entstehen wird: vier Behandlungsräume, ein Labor, ein Wartezimmer und auch ein Pausenzimmer für die Mitarbeiter. Ende Februar will man mit den Innenarbeiten fertig sein. Tatsächlich ist der 1. März als Eröffnungsdatum nicht in Stein gemeißelt, sagt Heinrich Wiens. Der Bauunternehmer muss mit Corona-bedingten Unwägbarkeiten kämpfen was zum Beispiel Möbel angeht: „Keiner gibt momentan verlässliche Lieferangaben.“ Im Februar werde man schließlich erst wissen können, ob eine Verschiebung erforderlich sei.
Klar ist: Wenn die Praxis erst einmal eröffnet hat, werden hier ein Arzt und vier medizinische Fachangestellte (davon ein Auszubildender) als Vollzeitkräfte zu Verfügung stehen. Das hatte Jakob Wiens bei der Vertragsunterzeichnung angekündigt. Er hatte ebenfalls gesagt, dass er sich für die nahe Zukunft fünf bis sechs Vollzeitstellen vorstellen könne. Das neue Ärztehaus in der Wilhelmstraße könnte sogar nur ein erster Schritt sein. Jakob Wiens hatte von einem Baustein für ein weit ambitionierteres Konzept gesprochen. So kann er sich für die Zukunft ein großes Ärztehaus und neue Wohnformen vorstellen. Vorerst werden viele Bürger in und um Betzdorf aber erst einmal froh darüber sein, wieder eine Hausarztpraxis in Wohnortnähe aufsuchen zu können. (ddp)
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