Wirtschaftsförderung: Ein wichtiges Standbein in der VG Wissen
Die Kommunale Wirtschaftsförderung wird in Gemeinden unterschiedlich berücksichtigt, da es eine freiwillige Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung ist. Seit Oktober hat die Stabsstelle "Wirtschaftsförderung, Öffentliche Einrichtungen, Facility-Management" in der VG-Verwaltung Wissen ihre Arbeit aufgenommen. Leiter Markus Rödder erläutert im Gespräch die Schwerpunkte.
Wissen. Im Oktober 2020 wurde in der Verbandsgemeinde (VG) Wissen die neue Stabsstelle „Wirtschaftsförderung, Öffentliche Einrichtungen, Facility-Management“ eingerichtet, dies anlehnend an die Umstrukturierung hin zum effizienteren Verwaltungsmodell „Gemeinde 21“, wodurch keine zusätzlichen Personalposten geschaffen werden mussten, sondern lediglich eine interne personelle effektivere Gliederung stattfand. Markus Rödder, bisher Leiter des Fachbereichs 2 „Finanzen und Grundstücksmanagement“, ist der neue Kopf der Stabsstelle. Seinen Aufgabenbereich findet man gemeinsam mit dem Citymanagement unter der Leitung von Uli Noss in der unteren Etage des Gebäudes der Westerwald Bank.
Für Bürgermeister Berno Neuhoff hatte die Einrichtung der neuen Stabsstelle, genauso wie die Veränderung hin zum Bürgerbüro kurz nach seinem Amtsantritt auch als Bürgermeister der Verbandsgemeinde im vergangenen Jahr höchste Priorität. Das nicht ohne guten Grund, denn als Bürgermeister des starken Wirtschaftsstandorts Wissen sei es ihm wichtig, diese Stärke zu untermauern und einen zentralen Ansprechpartner für Industrie, Handwerk und Einzelhandel für die Themen rund um Wirtschafts- und Gebäudemanagement für einen noch besseren Service bieten zu können, erläutert Neuhoff. Schließlich laufe eine gut florierende Wirtschaft nicht allein von schöner Luft und der schönen Gegend, in der man lebe. Es brauche Unterstützung, die die Verwaltung soweit wie möglich leisten wolle und gerade in diesen Zeiten sei eine gute Vernetzung unabdingbar – sowohl im Citymanagement, als auch mit der Stelle der „Wirtschaftsförderung, Öffentliche Einrichtungen, Facility-Management“ mit vielen weiteren Akteuren.
Wirtschaftsförderung mit breitem Aufgabenspektrum
Ein durchaus breites Spektrum an Aufgaben umfasst der Bereich, den Rödder mit Unterstützung seiner Mitarbeiterin Andrea Gabriel betreut und mit Leben zu füllen hat. Neben Strukturentwicklung, Regionalmarketing, Verbesserung der Standortfaktoren und Unterstützung der ortsansässigen Unternehmen, ist eine effiziente Kontaktpflege zu Verbänden und Organisationen aus Wirtschaft, Handel und Touristik ein Hauptaugenmerk. Aber auch das zentrale Gebäude-, Energie und Grundstücksmanagement mit Vermietung und Verpachtung von kommunalen Flächen, wie dem RegioBahnhof, Ausschreibung und Abschluss von Verträgen mit Energieversorgungsunternehmen für gemeindeeigene Abnahmestellen und die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs sind nur einige der vielen Aufgabenbereiche.
In einem Gespräch erläutert Markus Rödder seine derzeitigen Aufgabenschwerpunkte für eine optimale Unterstützungsleistung der Wirtschaft.
Herr Rödder, wo sehen sie derzeit den größten Handlungsbedarf in der kommunalen Wirtschaftsförderung in der VG Wissen?
Markus Rödder: Die Wirtschaftsförderung ist eine freiwillige Aufgabe der Verwaltung. Da die Kommune keine Finanzmittel und Subventionen an Unternehmen ausgeben kann, liegt eine meiner Kernaufgaben in der Betreuung und Pflege der Bestandsunternehmen sowie der Schaffung guter Voraussetzungen für Gewerbe-Neuansiedlungen. In Wissen gibt es derzeit lediglich nur noch 4.500 Quadratmeter an freier Gewerbefläche „Auf der Siegenhardt“. Dabei muss mit höchster Priorität eine zentrale Gewerbeflächenpolitik unterstützt werden, die mit einer guten Entwicklung und Vermarktung der Flächen einhergehen muss.
Doch auch die neu entstehenden Mischgebietsflächen, die Wohnen und Arbeiten gleichzeitig er-möglichen, wie in Siegenthal, bieten Möglichkeiten zur Gewerbeansiedlung in der Verbandsgemeinde.
Ein weiterer Punkt liegt im Breitbandausbau, als Investition in die Zukunft.
Besonders am Herzen liegt mir auch die Vermarktung unserer Region Wisserland mit ihrer günstigen Lage zwischen den Ballungsgebieten. Gerade erst hat die Fa. Kleusberg ihren 1.000. Mitarbeiter begrüßt, das zeigt, wir haben Top-Arbeitgeber und innovative Betriebe, nicht nur im Bereich Metall und Maschinenbau.
Mit unserer guten Infrastruktur, angefangen von günstigem Bauland, der Schullandschaft, Kitas und Kulturangeboten, wollen wir auch Unternehmen beste Möglichkeiten bieten. Hierbei müssen wir jedoch auch dem derzeitigen Fachkräftemangel entgegenwirken, um in allen Bereichen punkten zu können: Sowohl als Unternehmensstandort, als auch als Wohlfühlstandort zum Leben mit gut qualifizierten Arbeitnehmern. Da hängt alles zusammen.
Die VG Wissen ist wirtschaftlich stark und hat neben der VG Altenkirchen das höchste Realsteueraufkommen. Was wollen Sie konkret tun, um die Betriebe im Handwerk und in der Industrie zu unterstützen?
Mit 7 Mio. Euro haben wir 2020 ein stabiles und hohes Gewerbesteueraufkommen und das trotz Einbrüchen und Belastungen durch Corona an anderen Stellen im Haushalt. In der kommunalen Wirtschaftsförderung sehe ich mich als Mittler und Koordinator zwischen der Verwaltung und den Unternehmen. Dabei gewinnen auch „weiche“ Faktoren, wie z.B. eine schnelle Bearbeitung von Anträgen oder Genehmigungen an Bedeutung.
Gerade in den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, die bedingt durch Corona auch in Zukunft große Auswirkungen haben werden, ist es mir wichtig für die Wirtschaft Kontakte und Beziehungen auch zu überregionalen Akteuren aus Verbänden und Organisationen aus Wirtschaft, Handel und Tourismus herzustellen und zu beleben. Vieles lief da sehr gut, doch durch die Pandemie kam einiges ins Stocken. Es macht Sinn, dass die Verwaltung hier die Koordinierung der vielen Einzelkompetenzen, wie z.B. des Arbeitskreises Wirtschaft/Regionalentwicklung, Westerwald-Akademie, den Unternehmern, Einzelhändlern und vielen weiteren Akteuren unterstützt.
Wie kann die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises, der IHK und der Handwerkskammer Koblenz, die ja in Wissen das Bildungszentrum „Westerwald Akademie“ betreibt, erfolgen?
Bereits jetzt besteht eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises unter der Leitung von Lars Kober und der IHK mit Regionalgeschäftsführer Oliver Rohrbach sowie der Westerwald Akademie. Regelmäßige Treffen der Wirtschaftsförderer im Kreis finden bereits statt. Diese Vernetzung gilt es zu stärken, um die fachliche Beratung und Unterstützung der Unternehmen vor Ort durch die IHK und Westerwald Akademie, z.B. bei der Anwerbung und Beratung der Auszubildenden, bei Existenzgründung, Weiterbildungen im Bereich Meister oder Betriebswirt auszubauen. Auch mit dem Ziel, einem weiteren Fachkräftemangel vorzubeugen.
Im letzten Jahr gaben Vertreter des Christlichen Jugenddorfes (CJD) die Schließung der Standorte in Wissen bekannt. Wie geht es weiter mit den Gebäuden des ehemaligen CJD Wissen und wie kann die VG Wissen hier unterstützen?
Derzeit sind wir zusammen mit dem Kreis dabei, dem CJD aktiv behilflich zu sein eine Nachfolgelösung zu finden. Dazu sind weitere Gespräche notwendig. Aktuell wurden Gutachten erstellt, die Vermarktung erfolgt über einen großen Immobilienmakler mit Sitz in Wissen.
Das Facility-Management (Gebäude-Management) umfasst sämtliche Gebäude der Stadt Wissen, der Ortsgemeinden und der Verbandsgemeinde. Welche Aufgaben fallen hier an und wo sehen Sie die Schwerpunkte?
Einige der hier anfallenden Aufgaben gehörten auch in meinem ehemaligen Bereich schon zu meinen Themen, wie die Ausschreibung der Konzessionsverträge „Strom“, die zur erfolgreichen Beteiligung der Ortsgemeinden und der Stadt Wissen an der EAM GmbH & Co.KG und der Gründung des Zweckverbandes „EAM Beteiligung im Landkreis Altenkirchen“ führte. Der vielfältige Bereich des Gebäudemanagements umfasst insgesamt die Verwaltung und Bewirtschaftung, aber auch Vermietung und Verpachtung öffentlicher Einrichtungen vom RegioBahnhof bis hin zur Grillhütte, um nur einiges zu nennen.
Aktuell stand gerade die Untervermietung der von der VG angemieteten Räumlichkeiten im Gebäude der Westerwald Bank an den Kreis zur Einrichtung des Impfzentrums an. Weiterhin wird es zum 1. Februar einen Betreiberwechsel der Postagentur im RegioBahnhof geben. Gespräche für die Weiternutzung des Baubüros im RegioBahnhof stehen genauso an wie Überlegungen zur Nah- und Grundversorgung in Birken-Honigsessen. Immer mit dem Ziel Leerstände zu vermeiden und an Attraktivität in der Stadt und der VG dazu zu gewinnen.
Wie erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Citymanagement und Wirtschaftsförderung? Beide Organisationen sitzen ja quasi gemeinsam Tür an Tür in der unteren Etage der Westerwald Bank.
Wichtig ist uns hier eine „verzahnte“ Arbeit. Wir wollen die Stärken und positiven Kräfte bündeln, die es sowohl in der Verbandsgemeinde als auch in der Stadt bereits gibt, woraus u.a. die Plattform "wisserland.de" entstanden ist, die weiter forciert und optimiert werden muss. Sowohl Bürgermeister Berno Neuhoff, Citymanager Uli Noss als auch ich sehen es als große Aufgabe an, diese Kompetenzen zu „vernetzen“. Dabei denke ich z.B. an den Digitalen Stammtisch rund um Marc Nilius und Markus Bläser, die Zukunftsschmiede mit ihrer Arbeitsgruppe „Wirtschaft und Regionalentwicklung“, die Werbegemeinschaft „Treffpunkt Wissen“, Wisserland-Touristik und auch Detlef Schuhen, der in seiner Gruppe „Wissen/Sieg“ in den Sozialen Netzwerken stets für eine neutrale Information der Nutzer rund um die Verbandsgemeinde sorgt.
Dabei müssen wir gerade in diesen Zeiten ein passendes Format der Kommunikation untereinander, aber auch nach außen finden. Citymanager Uli Noss stellte dazu treffend fest: „Die Digitalisierung ist ein oft genutztes Wort, was aber doch noch selten mit Leben gefüllt wird.“ Doch auch hier gibt es positive Beispiele. Vieles kann auf digitalen Plattformen stattfinden. Eine Synergie aus Präsenz- und Digitalmeeting scheint mir hierbei derzeit sinnvoll zu sein. Mit dem Kulturwerk und der technischen Ausstattung haben wir in der VG hierfür die besten Voraussetzungen neben den schon genannten zudem Gesprächsrunden mit Vertretern der Industrie, dem Handel und Handwerk zu gestalten. Immer mit dem Ziel Perspektiven für die Zukunft zu gestalten. Wie wir in der Vernetzung all dieser vorhandenen Kompetenzen in unserer Verbandsgemeinde vorgehen wollen, werden wir in Kürze bekannt geben.
Dringend erscheint mir nochmals hervorzuheben, dass es besonders in diesen durch die Pandemie geprägten Zeiten wichtiger denn je ist, die regionalen Stärken hervorzuheben und die Menschen zu überzeugen, dass schon der regionale Einkauf zukünftig Existenzen und Lebensqualität in den Städten und Gemeinden sichern kann. Hierzu braucht es eines Jeden!
Vielen Dank für das Gespräch! (KathaBe)
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