Werbung

Nachricht vom 24.01.2021    

Interview mit Mentaltrainer Michael von Kunhardt zum Thema Corona-Blues

Von Helmi Tischler-Venter

Die Corona-Pandemie belastet die Menschen. Sozialkontakte sind stark eingeschränkt, die Angst um Beruf und Familie verbreitet sich immer stärker. Während der Krise stieg der Krankenstand in der Region deutlich an.

Michael von Kunhardt. Foto: privat

Region. Psychische Erkrankungen nahmen exponentiell zu. (Wir berichteten.) Selbsthilfegruppen können sich nicht treffen, Volkshochschulveranstaltungen nicht mehr stattfinden.

Wir befragten den Buchautor und Mentaltrainer Michael von Kunhardt, der bei Limburg eine Akademie leitet, die Motivation und Spitzenleistung generiert, nach Möglichkeiten dieser bedrohlichen Negativspirale zu entkommen und sich selbst zu motivieren.

Kurier: Sie sind Mentaltrainer von Profisportlern, Nationalmannschaften und Olympiasiegern. Zuvor waren Sie selbst Sportler. Sport setzt bekanntlich Endorphine frei. Aber woher nimmt ein unsportlicher Mensch seine Motivation?
Michael von Kunhardt:
Motivation ist nicht zwangsläufig an Sport gekoppelt. Beim Thema Motivation unterscheiden wir die extrinsische und die intrinsische Motivation. Bei der extrinsischen Motivation kommt die Motivation von außen, z.B. durch eine Beförderung im Job, durch, Lob, Wertschätzung, Anerkennung oder Geld. Bei der intrinsischen Motivation handelt es sich um die Motivation von innen. Faktoren für diese Motivation sind zum Beispiel Sinn, Enthusiasmus, Freude, Interesse, Selbstwirksamkeit, Entwicklung sowie stimmige Visionen und Ziele, die auf den vorgenannten Paramatern basieren. Letztlich wird die intrinsische Motivation immer bedeutender sein als die extrinsische Motivation, da sie uns durch Täler sowie bei Hindernissen und Rückschlägen unterstützt weiter zu machen und dran zu bleiben.

Kurier: Kann man sich Mut und Selbstvertrauen selbst beibringen, wenn man ohne diese Eigenschaften aufwächst?
Michael von Kunhardt:
Ja – das geht natürlich. Mit Sicherheit lässt sich das Selbstvertrauen jedoch schneller und wahrscheinlich auch stärker aufbauen, wenn diese Menschen sich professionelle Unterstützung, zum Beispiel durch einen Coach, holen. Generell bin ich übrigens der Ansicht, dass jeder Mensch einen Coach haben sollte. Das würde allen Gesellschaften und Kulturen sehr gut tun.

Kurier: Mehr Menschen als zuvor leiden während der Pandemie unter Depressionen. Wie kommen sie aus dem Tal wieder heraus?
Michael von Kunhardt:
Indem sie
1. zunächst die Situation akzeptieren wie sie ist.
2. Sich bewusst entschließen und sich auch daran halten, sich nicht mehr zu bejammern > also „Raus aus der Opferrolle"
3. Sich die Frage stellen „was ist der Gewinn durch diese Situation?" > Chancenorientierung!
4. Sich helfen lassen.
5. Handeln!

Übrigens: Unser Team, mich persönlich hat Corona natürlich auch frontal in unserer Berufsausübung zunächst getroffen. Wir haben genau die fünf aufgeführten Schritte abgearbeitet, sind wieder in einen sehr guten Modus gekommen und blicken sehr zuversichtlich in 2021. Ich bin sicher, dass wir in den kommenden Jahren eben durch Corona einen großen Sprung nach vorne machen werden.



Kurier: Es heißt immer, dass man aus Fehlern lernt. Das ist nachvollziehbar. Aber die Corona-Bedrohung ist kein selbstverschuldeter Fehler. Wie geht man am besten mit solchen globalen Gefahren um?
Michael von Kunhardt:
Wir Menschen haben generell etwas zu lernen. Somit tragen wir alle einen Teil der Verantwortung mit. Und weil es völlig normal ist, dass es seit Jahrtausenden spätestens alle paar Jahrzehnte eine mittlere oder größere Katastrophe gibt (meistens durch Menschen verursacht), sind wir jetzt eben auch mal an der Reihe. Das ist ein ganz üblicher Rhythmus. Wir sollten uns dabei nicht zu wichtig nehmen und schon gar nicht denken, dass wir es besonders schwer haben. Die meisten Menschen, zum Beispiel in West-Europa, sind sehr verschont aufgewachsen. Seit 75 Jahren ohne Krieg- das gab es noch nie! Was haben wir ein Glück. Mir persönlich genügt alleine dieser Gedanke schon, um mir wegen Corona nicht die Laune verderben zu lassen, auch wenn es natürlich schlimm ist, wenn zum Beispiel in einer Familie jemand durch Corona stirbt.

Insgesamt benötigen wir viel mehr Resilienz, also geistige und am besten auch körperliche Elastizität und Flexibilität, um bei Schwierigkeiten und ungeplanten Herausforderungen agil zu sein. Also ist es das Beste, zunächst an der eigenen Haltung zu arbeiten.

Kurier: Man kann sehen, dass sensible, empathische Menschen unter dem Kontaktverbot besonders leiden. Was empfehlen Sie denen?
Michael von Kunhardt:
Ich empfehle, dass diese Menschen sich vertrauensvoll mitteilen und aktiv Hilfe suchen. Ansonsten ist auch hier generell wieder mein oben erwähnter fünf-Punkte-Ansatz sicherlich hilfreich. Es ist in jedem Fall wichtig, aktiv zu bleiben beziehungsweise jetzt erst recht aktiv zu werden. Es gibt sehr wohl noch zahlreiche Kontaktmöglichkeiten, ob in den Familien, bei einem gemeinsamen Spaziergang oder eben auch virtuell.

Kurier: Haben Sie spezielle vorbeugende Tipps, damit der Corona-Blues gar nicht erst zuschlagen kann?
Michael von Kunhardt:
Ja – seien Sie dankbar für das Gute und entscheiden Sie sich ganz bewusst, die Ihnen noch zur Verfügung stehende Lebenszeit eben bewusst, dankbar und mit Freude zu genießen. Ich sage gerne auch: Weil ich natürlich weiß, dass das Leben sehr, sehr begrenzt ist, habe ich weder Zeit für noch Lust auf schlechte Laune. Und das gilt auch bei der aktuellen Corona-Thematik. Ich bin übrigens sehr überzeugt, dass wir Menschen eine riesengroße Chance haben, aus der Corona-Zeit extrem viel zu lernen. Und ich freue mich jetzt schon darauf, wenn wir wieder uns wieder so begegnen können wie es für uns vor Corona selbstverständlich war. Das wird eine Explosion an Lebensfreude geben, weil wir diese Freiheit dann hoffentlich mehr wertschätzen!

Weitere Informationen und Hilfe unter www.vonkunhardt.de. htv


Mehr dazu:   Coronavirus  


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Kultur


Himmlische Weihnacht in Altenkirchen: Late-Night-Shopping mit Musik und Kulinarik

Altenkirchen. Am Donnerstag, dem 5. und Freitag, den 6. Dezember 2024, lädt der Aktionskreis Altenkirchen ab 16 Uhr zur "Himmlischen ...

Abwechslungsreiches Abschiedskonzert für Dirigent Michael Weib

Daaden. Das Konzert im Advent ist zugleich das Abschiedskonzert von Dirigent Michael Weib, der nach acht erfolgreichen Jahren ...

Mitsingkonzert für Jung und Alt am Vorabend zu Nikolaus im Kulturwerk

Wissen. Der Abend verspricht nicht nur festliche Musik, sondern auch ein gemeinsames Singen der schönsten Advents- und Weihnachtslieder ...

Buchtipp: "Von Aschenputtel bis Zwerg Nase - Märchen in politischen Karikaturen" von Horst Haitzinger

Dierdorf/Oppenheim. Der 1939 geborene Österreicher Horst Haitzinger denkt nach eigenem Bekunden in Bildern und der übliche ...

BAP in Koblenz – ein Konzert, nicht nur für Fans des Kölschrocks

Koblenz. BAP endlich wieder in Koblenz, kein Wunder, dass innerhalb kürzester Zeit alle zur Verfügung stehenden Tickets verkauft ...

Band und Orchester zelebrieren 45 Jahre "The Wall"

Wissen. Das Konzeptalbum thematisiert universelle Themen wie Entfremdung, Isolation und den Kampf mit inneren Dämonen. Die ...

Weitere Artikel


Wildtiere im Winter nicht stören

Mainz/Holler. Die Überlebensstrategien sind so spannend wie vielfältig. Manche Singvögel plustern ihre Federn zum Daunenschlafsack ...

Ein weiterer Corona-Todesfall im Kreis, Sieben-Tage-Inzidenz sinkt deutlich

Altenkirchen/Kreisgebiet. Die Sieben-Tage-Inzidenz für den Kreis ist laut Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz am Wochenende ...

Marktschwärmerei in Marienthal wird weiterhin gut angenommen

Marienthal. Marktschwärmer eröffnete im Juni 2014 in Köln-Ehrenfeld die erste Schwärmerei in Deutschland. Die digitale Direktvermarktungs-Plattform ...

Nicole nörgelt - …über die morbide Lust am Trash

Region. Diese morbide Lust, dabei zuzusehen, wie sich abgehalfterte Halbberühmtheiten von anno dazumal zurück ins Rampenlicht ...

Feuerwehr: Angehobene Altersgrenze wirkt sich positiv aus

Altenkirchen. Bislang war es oftmals ein erzwungener Abschied von einem lieb gewonnenen und mit großem Engagement ausgeübten ...

Buchtipp: „Mentalgiganten. Was wahre Stärke wirklich ausmacht“ von Michael von Kunhardt

Dierdorf/Limburg. Michael von Kunhardt war erfolgreicher Hockey-Spieler und ist heutzutage ein ebenso erfolgreicher Mentaltrainer ...

Werbung