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Nachricht vom 11.10.2010    

Mit "EQ" den Sprung ins Berufsleben schaffen

Viele Jugendliche sind froh, von der Schulbank wegzukommen. Gelernt haben sie mühsam und ohne Begeisterung, und deshalb fallen die Zeugnisse nicht gerade brillant aus. Das wiederum erweist sich als großer Nachteil bei der Suche nach einer Lehrstelle. Dabei wollen die jungen Leute nichts sehnlicher, als endlich in die Praxis, sprich ins Berufsleben, zu starten. Zum Glück gibt es für solche „Fälle“ EQ - die Einstiegsqualifizierung mit Hilfe der Agentur für Arbeit.

Sebastian Bisok (vorn) konnte mit Hilfe der Einstiegsqualifizierung der Agentur für Arbeit seinen Traum von einer Ausbildung als Kfz-Mechatroniker erfüllen.

Montabaur. Die von der Arbeitsagentur finanzierte Einstiegsqualifizierung gibt Bewerbern die Chance, sich im betrieblichen Alltag zu beweisen – oft mit einem Happy End: Der Proband wird zum Auszubildenden, und das Unternehmen gewinnt einen wertvollen Mitarbeiter. Auch im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur, der die beiden Landkreise Westerwald und Rhein-Lahn umfasst, gibt es solche positiven Beispiele.

Wie viele Jungs träumte Sebastian Biesok (21) davon, Kfz-Mechatroniker zu werden. Aber bis dahin war es ein weiter Weg. Der junge Mann hat den Hauptschulabschluss und besuchte anschließend die Berufsfachschule in Westerburg. „Danach habe ich nach einer Lehrstelle geguckt – aber nicht so intensiv, wie ich es hätte tun sollen“, erzählt er heute selbstkritisch. Er nahm Mini-Jobs an, die ihm viel Freizeit ließen und ein ähnliches Einkommen erbrachten wie ein Azubi-Gehalt. Dass keine Beiträge in die Sozialversicherung flossen, störte Sebastian zunächst nicht.

Erst nach geraumer Zeit reifte die Erkenntnis, dass dies kein Lebensentwurf mit Zukunft war: „Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten.“ Der Tipp zweier Kumpels, die im Autohaus Stamm in Boden erfolgreich eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker absolviert hatten, brachte die Wende: „Bewirb dich doch auch mal beim Stamm!“ Die Firma ist bekannt dafür, dass sie Wert auf Nachwuchsarbeit legt: Unter den 17 Mitarbeitern sind derzeit fünf Azubis.

Kundendienstmeister Gerd Stamm war von den Unterlagen, die Sebastian Biesok einreichte, alles andere als angetan. Sowohl die Schulnoten als auch die Präsentation waren wenig überzeugend. Er findet deutliche Worte an die Adresse des jungen Mannes: „Ohne EQ hätte ich dich nicht genommen. Ein Ausbildungsvertrag mit normaler Probezeit war mir zu riskant!“

Dank EQ hat es geklappt. Berufsberater Thomas Alzen, der in engem Kontakt mit dem Betrieb steht, stellte die erforderlichen Weichen. Gerd Stamm gab Sebastian nicht nur die Chance, sich zu bewähren; er stockte den Zuschuss der Arbeitsagentur auf das tarifliche Lehrlingsgehalt auf. Die Anfangsphase verlief nicht reibungslos, aber dann fasste Sebastian Fuß und rechtfertigte das Vertrauen, das Firma und Arbeitsagentur in ihn gesetzt hatten. Nach einem Jahr übernahm sein Chef ihn als regulären Azubi. Der junge Mann ist stolz, dass er es geschafft hat. Und das nicht nur in der Praxis: „Auch in der Berufsschule läuft´s gut!“

Auch Arthur Altvater (19) ist ein Mensch, der lieber anpackt als zu pauken. Er hat eine ähnliche Vorgeschichte: Hauptschule, Berufsfachschule Diez, vergebliche Lehrstellensuche. Um seine Aussichten zu verbessern, verschaffte Berufsberaterin Anja Schuy ihm einen Platz in einer berufsvorbereitenden Maßnahme bei der Gesellschaft zur Förderung beruflicher Integration (GFBI) in Diez. Auf diese Weise „landete“ Arthur Ende vergangenen Jahres als Praktikant bei der Aartal Haustechnik GmbH in Hahnstätten. Geschäftsführer Frank Ebertshäuser ist ein Mann, der seinem Instinkt mehr vertraut als Zeugnissen: „Als Arthur sich vorstellte, machte er einen guten Eindruck auf mich. Und das ist zehnmal wichtiger als ein Stück Papier!“



Als Praktikant zeigte Arthur Geschick und Motivation. Deshalb konnte er Anfang des Jahres einen wichtigen Erfolg verbuchen: Frank Ebertshäuser zeigte sich bereit, ihm eine Einstiegsqualifizierung als Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik zu ermöglichen. Um „Durchhänger“ in der Berufsschule zu verhindern, bekam der junge Mann ausbildungsbegleitende Hilfen (abH). Auch diesen kostenlosen Stützunterricht finanzierte die Arbeitsagentur.

Schon wenige Monate später wurde klar, dass aller Einsatz sich gelohnt hatte. Der „Späteinsteiger“ Arthur Altvater kürzte das erste Lehrjahr ab und stieg im Sommer ins zweite ein – als regulärer Azubi. Er ist rundum zufrieden: „Zuerst wollte ich Kfz-Mechatroniker oder Fahrzeuglackierer werden. Aber jetzt fühle ich mich hier am richtigen Platz!“ Nachhilfe in der Theorie braucht er inzwischen auch nicht mehr…

Bei der Aartal Haustechnik ist Arthur zusammen mit erfahrenen Kollegen ständig auf Achse. Während Azubis in Großbetrieben auch mal mehrere Wochen auf einer Baustelle verbringen, hat die Hahnstätter Firma sich auf den Kundendienst spezialisiert. „Wir sind wie der Notarzt jederzeit bereit – zum Beispiel, wenn die Heizung streikt“, sagt der Chef, für den guter und freundlicher Service genauso wichtig ist wie Sachkenntnis.

Von seinen sieben Beschäftigten sind zwei Auszubildende. Insgesamt haben in 16 Jahren 13 junge Leute ihr Handwerk bei der Aartal Haustechnik gelernt. Ebenso wie Gerd Stamm vom Autohaus Stamm hat Frank Ebertshäuser erkannt, dass es eine Investition in die Zukunft ist, „Eigengewächse“ heranzuziehen. Und die, die anfangs viel Zuwendung brauchten, gedeihen nachher oft umso besser.


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