„AK ladies open“ fast völlig anderes Turnier - Topgesetzte Dodin schon raus
Sie haben keinen (altbewährten) Stein auf dem anderen gelassen, sämtliche Details bis zur kleinsten Kleinigkeit analysiert und schließlich das gesamte Paket den geänderten Vorgaben angepasst. Belohnt werden sie mit dem Okay, das achte Tennisturnier "AK ladies open" unter Corona-Bekämpfungsmaßnahmen ausrichten zu dürfen.
Altenkirchen. Nur noch ganz wenig ist in diesen Tagen und bis Sonntag, 21. Februar, im SRS-Sportpark auf der Altenkirchener Glockenspitze so, wie es die Organisatoren des Tennisturniers "AK ladies open" aus den vergangenen Jahren kennen. Die achte Auflage der mit 25.000 US-Dollar dotierten Konkurrenz im Burgwächter-Matchpoint ist, realistisch betrachtet, ein fast völlig neuer Wettbewerb. Die Gepflogenheiten, die sich seit dem Jahr 2014 kontinuierlich zu einem rundherum gelungenen und sehr beliebten Event zusammenfüg(t)en, sind zu Schall und Rauch geworden. Die Auflagen, erwachsen aus der Corona-Pandemie, zeichnen für ein Leben, von der Außenwelt so gut wie völlig abgeschottet und im Innern bis in die hinterste Ecke auf Abstand und Hygiene bedacht, verantwortlich. Geblieben ist eigentlich nur die Höhe des Preisgeldes, die Aufteilung in Einzel- und Doppelpartien und die Zahl der Weltranglistenpunkte, die, je nach persönlichem Erfolg (50 für die Siegerin), ergattert werden kann.
Eine ganze Menge Änderungen
Vorgeschriebene und mit Pfeilen markierte Gehwege, vielfach im Einbahnstraßensystem angelegt, Ständer für Handdesinfektionsmittel an allen Ecken und Kanten, das Tragen des obligatorischen Mund-Nasen-Schutzes (abseits der Partien), Desinfektionstücher, zum direkten Einsatz nach Verlassen der extrem wenigen Sitzgelegenheiten in der Vierfach-Halle vorgesehen und in Dosen unter den Stühlen deponiert, keine Tribüne, extrem limitierter Zugang zu den Spielfeldern, Fieber messen beim Betreten des Komplexes, ausgedehnte Schnelltests für alle, die irgendwie in das Geschehen involviert sind, keine Zuschauer, lediglich ein geöffneter Eingang, und, und, und - nichts erinnert mehr an die Unbeschwertheit und die Wohlfühlatmosphäre, die die Open seit ihrer Geburt auszeichnen.
Thema Absage: Zweimal sehr akut
Da muss natürlich zwangsläufig die Frage an die Organisatoren, die Non-Profit-Sportorganisation SRS und die Sport- und Tennisschule Lob mit Turnierdirektor Razvan Mihai an der Spitze, gestellt werden, ob eine Absage nicht mehr Sinn gemacht hätte. "Dieses Szenario war zweimal sehr akut", sagt SRS-Gesamtleiter Hans-Günter Schmidts im Rückblick auf die Vorbereitungszeit. Spitz auf Knopf gestanden habe es noch in der Woche vor dem Turnierstart, als es um das Frischluftkonzept für die Halle mit ihren 17.000 Kubikmetern Rauminhalt gegangen sei. "Da der Burgwächter-Matchpoint nur über eine Umluftanlage verfügt, wurde die Situation ziemlich prekär. Gefordert wurde ein vierfacher Luftaustausch pro Stunde", weiß er, "das wäre unmöglich gewesen." Die Überlegungen, Abhilfe zu schaffen, sehen schließlich einen Drei-Punkte-Plan vor: einfacher Umbau der existierenden Anlage zu einer, die auch frische Luft in die Halle leitet, Installation zweier angemieteter Ventilatoren auf den Giebelseiten direkt unter dem Dach und ständige Öffnungen der Notausgänge.
Wie das Problem mit der Lüftung gelöst wird
Bekanntermaßen steckt der Teufel aber im Detail. So machen Fachleute die Ausrichter darauf aufmerksam, dass eine Abpassung der Anlage auf Frischluftzufuhr die Temperaturen rund um die Spielfelder gegen null Grad Celsius tendieren lassen werde dank bitterkalter Nächte. "Unter diesem Umstand hätte niemand spielen können", erklärt Schmidts. Letztendlich bringt die Idee einer Firma, die auch als kleinerer Sponsor auftritt, die Lösung. Sie karrt zwei mobile und mit Öl befeuerte Heizungsanlagen zum Schauplatz des Geschehens, die zum einen rund 19.000 Kubikmeter Luft pro Stunde tauschen und die einströmende neue parallel noch temperieren, so dass die örtlichen Behörden dank des überarbeiteten Dreier-Bündels final grünes Licht geben. Schon in der zweiten Woche im Januar hatten sich alle involvierten öffentlichen Stellen bei einem dreistündigen Termin im Sportpark die Location angeschaut und das komplette Konzept erklären lassen.
Tendenz Richtung "schwarze Null"
Darüber hinaus, so berichtet Schmidts, habe es viel Rückenwind pro Ausrichtung von der kommunalen Politik gegeben. Landrat und Bürgermeister hätten klipp und klar betont, dass sie es gut fänden, wenn das Turnier ausgespielt werde. "Dass selbst die rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Malu Dreyer nicht von ihrer Funktion als Schirmherrin abrückte, gab uns weiteren Schub, an dem Wettbewerb auch dieses Jahr festzuhalten", freut sich Schmidts. Nach derzeitigem Stand scheint darüber hinaus die finanzielle Bilanz zu passen - trotz Absprung eines Geldgebers und drei weiteren Sponsoren, die ihr Engagement jeweils wegen fehlender Zuschauer zurückgeschraubt hätten. "Aktuell läuft es auf eine ,schwarze Null' hinaus. Wir haben natürlich auch weniger Kosten", beschreibt er, "beispielsweise wird eine Tribüne ja nicht benötigt. Und 2000 Liter Heizöl werden wir auch noch bezahlen können." Das Gastspiel des Weltverbands hat gleichsam Auswirkungen auf das Hotel Glockenspitze, das wochenlang und geschlossen im "Coronaschlaf" ausharrte. Aktuell sind Akteurinnen und Funktionäre einquartiert, da es sich um eine "berufsbedingte Öffnung" handelt, die den Vorgaben nach erlaubt ist. Dieser Status wird auch nach Abschluss des Turniers beibehalten.
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Neuer DTB-Präsident ist Gast
Hochrangiger Besuch wird maximal sporadisch erwartet. Der neue Präsident des Deutschen Tennis-Bundes, Dietloff von Arnim, hat eine Stippvisite angekündigt. Barbara Rittner, Chefin des deutschen Frauentennis und gern gesehener Gast, ist als Kommentatorin der Australian Open für Eurosport in München unabkömmlich. Darüber hinaus geht Schmidts davon aus, dass auch der ein oder andere Kommunalpolitiker sich einen Eindruck von dem Geschehen macht. Die Spielerinnen, endlich froh, wieder Matches bestreiten zu können, sind gebeten, nicht das Hotel zu verlassen. Neben den standardmäßigen Möglichkeiten der Ablenkung und des Zeittotschlagens bietet jedes Zimmer zusätzlich die Möglichkeit, per QR-Code weitere und extra produzierte Angebote der Unterhaltung abrufen zu können, da logischerweise auch die in den zurückliegenden Jahren stark frequentierte Players Night keine Neuauflage erlebt.
Patrick Mackenstein: Wer denn sonst?!
So sind die beiden Gastgeber wenigstens froh, in Patrick Mackenstein einen Oberschiedsrichter (Supervisor) begrüßt zu haben, der inzwischen zum "lebenden Inventar" zählt. Der 42-jährige aus Aachen sorgt bereits zum siebten Mal für den den Regeln entsprechenden Ablauf und weiß weitere sechs Stuhlschiedsrichter an seiner Seite. "Ich bin froh, dass das Turnier möglich ist", spricht er ganz, ganz vielen Involvierten aus dem Herzen und nennt die Auflagen, die die Austragung so stark beeinflussen, die "neue Normalität". Auch er bleibt von den Auswirkungen der Pandemie nicht verschont. Lediglich vier Einsätze stehen für das Jahr 2020 zu Buche, in der Regel sind es sieben bis acht. Aus der geplanten Arbeit beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon wird nichts - dank Streichung. Das gesamte jetzige Turniergeschehen bezeichnet er als Herausforderung, denn "Blaupausen für die Konzepte, die unter Corona-Bedingungen Turniere ermöglichen, gibt es nicht". Wie Schmidts ist er sehr zufrieden mit dem Teilnehmerfeld: An Nummer 1 ist (war) die Weltranglisten-106. Oceane Dodin (Frankreich) gesetzt. Sie verliert indes überraschend am späten Mittwochabend (17. Februar) gegen die Schweizerin Leonie Küng mit 3:6, 2:6. Bleiben noch die Linienrichter und Ballkinder: Weniger ist besser lautet zunächst die Devise für die Männer und Frauen, die die weißen Abgrenzungen auf dem grünen und blauen Teppichgrund kontrollieren. Die Jungen und Mädchen, die die Filzkugeln aufsammeln und den Protagonistinnen zur Verfügung stellen, nehmen erst vom Viertellfinale an ihre Tätigkeit auf. (vh)
Die Ergebnisse des 4. Tages
Einzel, 1. Runde: Dalma Galfi (Ungarn) - Katharina Gerlach (Deutschland) 6:7, 3:6; Maryna Zanevska (Ukraine) - Sinja Kraus (Österreich) 7:5, 6:4; Magdalena Frech (Polen) - Wang Xiyu (China) 6:4, 6:4; Viktorija Golubic (Schweiz) - You Xiaodi (China) 7:5, 6:0; Maja Chwalinska - Marie Benoit (Belgien) 6:3, 7:5; Ysaline Bonaventure (Belgien) - Jule Niemeier (Deutschland) 6:4, 4:6, 4:6; Oceane Dodin (Frankreich) – Leonie Küng (Schweiz) 3:6, 2:6.
Doppel, 1. Runde: Noma Noha-Akugue/Nastasja Schunk (Deutschland) - Sinja Kraus/Tamira Paszek (Österreich) 6:3, 4:6, 10:8; Paula Kania-Chodun/Julia Wachaczyk (Polen/Deutschland) - Viktoriia Dema/Mariana Drazic (Ukraine/Kroatien) 6:4, 4:6, 12:10; Sofia Shapatava/Emily Websley-Smith (Georgien/Großbritannien) - Anna Gabric/Emily Seibold (Deutschland) 2:6, 6:3, 10:12; Cristina Bucsa/Diana Marcinkevica (Spanien/Lettland) - Arianne Hartono/Yuriko Lily Miyazaki (Niederlande/Japan) 5:7, 6:2, 9:11.
Die Spiele des Turniers sind im Livestream über die Homepage des Weltverbandes www.itftennis.com zu sehen.
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