City-Manager: Altenkirchen möchte Posten möglichst schnell besetzen
Die Corona-Pandemie hat die wirtschaftliche Lage des Einzelhandels weiter verschärft. Klagten viele Geschäftsinhaber bereits vor dem ersten Lockdown über eine Talfahrt der Umsätze, so hat sich die Situation durch die beiden Komplettabschottungen deutlich verschlechtert. Ist die Arbeit eines City-Managers in mittleren und kleinen Zentren das Allheilmittel, um die Kehrtwende zu schaffen?
Altenkirchen. Wissen hat schon einen, und Altenkirchen will auch einen: Ein City-Manager soll helfen, vor sich hin darbende Innenstädte mit neuem Leben zu erfüllen, die Zahl der Leerstände zu reduzieren, mehr Umsatz im lokalen und meistens inhabergeführten Einzelhandel zu generieren und den großen Widersachern im weltweiten Netz Kunden abspenstig zu machen, die sich dank beider Lockdowns Richtung Amazon & Co. orientiert haben. Nach einem Brainstorming mit zwei Workshops, in denen herausgearbeitet wurde, welche Aufgaben ein City-Manager (m/w/d) in der Kreisstadt übernehmen soll, sprach sich der Stadtentwicklungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung am späten Donnerstagnachmittag (25. Februar) einstimmig dafür aus, eine Anfrage auf Förderung bei der ADD zu stellen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung eines solchen Postens, da Altenkirchen im September des vergangenen Jahres ins Städtebauförderprogamm "Wachstum und nachhaltige Entwicklung - Nachhaltige Stadt" aufgenommen worden ist. Der aktuelle Haken: Ohne Vorlage eines integrierten städtischen Entwicklungskonzeptes (ISEK), an dem momentan gearbeitet wird, muss der ADD als Bewilligungsbehörde eine Begründung für eine kurzfristige Stellenbesetzung vorgelegt werden.
Nicht "Mädchen für alles"
"Die Corona-Pandemie hat den Handlungsdruck vielfach verstärkt", erklärte Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt, warum eine gewisse Eile inzwischen vonnöten ist, "wir möchten als Mittelzentrum lebendig bleiben." Derzeit wird eine Vollzeitstelle (so ist der Wunsch definiert) angedacht, die zunächst einmal auf drei Jahre befristet sein soll. Gibhardt schlug erste Pfosten für den Arbeitsbereich ein: "Die Stadt stellt jemanden für die Stadt ein, der nicht Mädchen für alles ist." Daniela Hillmer-Spahr (SPD) sprach sich bei der Besetzung der Position für "Qualität vor Quantität aus. Wir müssen dem Menschen freie Hand lassen". Als "Kümmerer" und "Netzwerker" stellte sich Ralf Lindenpütz (CDU) den künftigen Stelleninhaber in allererster Linie vor. "Wir haben auch eine gewisse Erwartungshaltung. Wir wollen gutes Geld für eine gute Person ausgeben", ergänzte er. Bei der Ausschreibung müsse nicht "langjährige" Erfahrung das allein ausschlaggebende Kriterium vor der Besetzung sein, meinte Jürgen Kugelmeier (FWG), "es kann auch durchaus jemand sein, der gerade erst seine Ausbildung abgeschlossen hat." Claudia Leibrock (Bündnisgrüne) konnte sich gut jemanden vorstellen, der "offen für neue Ansätze ist und vielleicht mal gegen die Richtung denken kann". Wie sehr der Aktionskreis Altenkirchen seine Hoffnung auf eine Wiederbelebung der von Geschäften gesäumten Straßen von der Einstellung eines City-Managers abhängig macht, brachte Katja Lang als Vorsitzende des Zusammenschlusses zum Ausdruck: "Das Leerstandsmanagement ist ein ganz wichtiger Punkt. Es ist existentiell wichtig für die Innenstadt. Da muss dringend was passieren." In der Ausschreibung werden drei Bereiche den Schwerpunkt bilden: Stadtmarketing, Kultur- und Eventmanagement sowie Netzwerkarbeit.
Förderung auf zehn Jahre angelegt
Die Förderung aus Mainz im Rahmens des Programms hat ein Gesamtvolumen von zehn Millionen Euro, ist auf zehn Jahre angelegt und garantiert eine Landesbeteiligung von 70 Prozent. Die Stadt trägt dementsprechend drei Millionen und somit 300.000 Euro pro Jahr. Die räumliche Abgrenzung des Aufpäppelungsgebietes wurde schon vollzogen. Es umfasst eine Gesamtfläche von rund 30 Hektar und beinhaltet neben dem Stadtinnenkern die Bereiche Weyerdamm, Festplatz, Wied-Aue östlich der Koblenzer Straße sowie die Bahnhofstraße (nur Einmündungsbereich in die Koblenzer Straße). In einer ersten Version war der ADD ein deutlich größerer Bereich (rund 50 Hektar) gemeldet worden, der jedoch abgespeckt werden musste. Im Durchschnitt werden 25 Hektar anerkannt.
ISEK wird gerade erarbeitet
Das Planungsbüro Stadt-Land-plus aus Boppard erarbeitet derzeit für rund 75.634 Euro das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). Die Fachleute vom Rhein betreten kein Neuland. Sie hatten den städtischen Gremien bereits eine 60-seitige Ausarbeitung vorgelegt, die als Grundlage für die Bewerbung zur Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm gedient hatte. Detailliert waren in dieser ersten Präsentation die Punkte in einem von Stadt-Land-plus definierten Bereich aufgezeigt worden, die durchaus für ein Upgrade in Frage hätten kommen können. Dazu zählten beispielsweise die Modernisierungen diverser Straßen (Beispiele Schützenstraße, Dammweg, Koblenzer- und Kölner Straße) sowie des Schlossplatzes. Genannt wurden zudem die Schaffung von Fußgängerüberwegen (Quengelstraße), einer Promenade entlang des Quengelbaches, die Überarbeitung des Jugendtreffs im Weyerdamm (Stadtpark) und eine Verbindung über die Bahnstrecke Altenkirchen-Westerburg hinweg ins Wiesental (Wied-Aue). Grundsätzlich war auch eine erhebliche Steigerung der Begrünung gefordert worden. Über allem stand damals diese Maßgabe, die sich an die Entscheider richtete: "Sie müssen eine Stadtentwicklung ganzheitlich und zukunftsorientiert denken." (vh)
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