Glückliche Kühe mit eigenem „MilchBüdchen“
Von Wolfgang Tischler
Das schwarz-weiße Kuhfleckmuster des Irmerother „MilchBüdchens“ fällt auf. Das ist auch Absicht der Familie Büllesbach, die mit drei Generationen den Hof in Buchholz bewirtschaftet, immer gemäß den neuesten Standards.
Buchholz. Davon überzeugten sich Landrat Achim Hallerbach, Bürgermeister Michael Christ, Sandra Köster und Jörg Hohenadel. Der Landrat registriert seit der Pandemie erfreut ein steigendes Bewusstsein für regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel und betont, dass man auch in der Landwirtschaft Nischen mit Erfolg besetzen kann. Die tolle Idee von Markus Büllesbach und seiner Verlobten Daniela eines durchgehend geöffneten Milch-Büdchens passe hervorragend zu der seit zwei Jahren bestehenden Natur-Genuss-Initiative und der Regionalmarketing-Initiative „Wir Westerwälder“ der Landkreise Neuwied, Altenkirchen und Westerwald.
Sandra Köster, Vorständin von „Wir Westerwälder“ wies auf das gewaltige Volumen und Potential der Region mit 500.000 Bürgern und Bürgerinnen hin. Sie erlebt eine große Nachfrage nach regionalen Landprodukten, denn die Familien wollen mit ihren Kindern in die Natur. Die Kinder sollen sehen, wo zum Beispiel die Milch herkommt. Köster warb auch für das Heimatsiegel „Made in Westerwald“, das durch eine umfangreiche Datenbank regionale Vermarktung fördern soll.
Jörg Hohenadel, Spezialist für Natur-Genuss bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, ist dabei ein Logistik-Netz zu einem „Wäller Markt“ aufzubauen. Nach seiner Erkenntnis ist Marketing wichtig, denn die Verbraucher wollen tolle Produkte mit interessanten Geschichten offeriert haben und sind bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben. Sobald die Corona-Lage es zulässt, sollen Hof-Adventsmärkte die Menschen anlocken. Das Milch-Büdchen passt hervorragend in das Konzept.
Sehen wo die Milch herkommt, kann man auf dem Hof der „Büllesbach Holsteins GbR“ hervorragend, denn die 120 rot-bunten und schwarz-bunten Holstein-Kühe leben in zwei hellen, luftigen, zusammenhängenden Boxenlaufställen, welche - 2017 gebaut - den neusten Tierschutzstandards entsprechen.
Im zur Straße hin eingezäunten Garten können auch Familien mit Kindern zwischen zwei Palmen sitzen und die Tiere beobachten. Diese fressen zufrieden ihr Mischfutter aus Gras, Maissilage, Getreide und Zuckerrübenschnitzel oder legen sich zum Wiederkäuen hin. Hin und wieder wandert ein Tier relaxt durch den Stall zur Massagebürste. Im Vordergrund sind kurz vor dem Abkalben stehende Kühe auf einer Strohmatratze abgesondert mit Sichtkontakt zur Herde.
Die Kälber leben mit Gleichaltrigen zusammen und kommen nach etwa zwei Jahren nach ihrer Abkalbung als Rind zur Kuhherde. Ausgewählte Bullenkälber dürfen auf dem Hof bleiben. Alle weiteren Bullenkälber werden weiterverkauft.
Gemolken werden die Kühe am Doppel-12er Melkstand in der Mitte der Laufställe. Markus, der an der Fachschule Köln-Auweiler seinen Abschluss zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt machte, hält viel vom Weidegang der Kühe, daher entschied er sich für einen Melkstand mit neuester Technik, als er mit seinem Vater den Betrieb auf 120 Milchkühe + Nachzucht erweiterte. Die Kühe werden zweimal täglich gemolken, der Melkstand meldet Abweichungen, sodass der Bauer mit homöopathischen Mitteln reagieren kann.
Das Melken dauert eineinhalb Stunden. Jede Kuh gibt etwa 30 Liter pro Tag. Diese Leistung kann nur zustande kommen, weil es den Tieren gut geht.
Im Stall, der nach allen vier Seiten geöffnet werden kann, suchen sich die Kühe ihren Platz nach Belieben. Nachts herrscht Ruhe. Im Sommer - von April bis Oktober - geht die Herde auf die Weide.
Aus dem Außentank wird die Milch regelmäßig vom Tankwagen der Molkerei abgeholt. Bei der Kühlanlage achteten Markus und seine Verlobte Daniela, die ebenfalls Agrarbetriebswirtin ist und auf dem Hof mitarbeitet, auf Energieeffizienz: Zwei Vorkühlern mit kaltem Brunnenwasser kommt die Milch entgegen. Die wird auf vier Grad heruntergekühlt, während das Wasser wärmer wird. Die Kochendwasserreinigung erfolgt umweltfreundlich ohne Spülmittel.
Milch enthält viele wichtige und nährreiche Inhaltsstoffe. Im „MilchBüdchen“ wird Rohmilch verkauft. Der Kunde kann Milch in eine mitgebrachte Kanne zapfen oder eine Milchflasche aus dem Automaten ziehen.
Der Automat enthält auch Landeier, Honig, Apfelchips, Nudeln und Brotbackmischungen. Der Automat schluckt alles Geld vom 10-Cent-Stück bis zum 20 Euro-Schein. Verpackungen werden zurückgenommen. Ein Hundeparkplatz außen und ein Waschbecken innen komplettieren das Angebot des 24 Stunden geöffneten Selbstbedienungslädchens.
Markus und Vater Michael Büllesbach sind immer bestrebt, ihren Hof zukunftsfähig und verantwortungsbewusst aufzustellen. So wird ein neues Güllefass mit bodennahen Schleppschlauchverteilern verwendet, bei dem nach Ausbringung kaum mehr Güllegeruch wahrnehmbar ist. Diese Technik wird ab 2025 Vorschrift sein.
Ein Problem für die Landwirte ist das Näherrücken des Industriegebiets und die ständige Reduzierung verfügbarer Fläche. In diesem Zusammenhang stellen die professionellen Landschaftsschützer fest: „Erneuerbare Energien gehören nicht auf Freiflächen!“
woti
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