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Nachricht vom 11.03.2021    

Landesstraßen im AK-Land: „Wie viel Missachtung muss uns noch widerfahren“

Im Norden von Rheinland-Pfalz gibt es Straßen, die schon lange keine Verkehrssicherheit mehr bieten. Als Hauptverkehrsader ist die L 289 nicht nur den Bürgern aus der Verbandsgemeinde Wissen als eine der schlimmsten Holperpisten im Kreis bekannt. "Hat man uns vergessen?", ist im Hinblick auf viele desolate Straßen im Norden des Landes eine berechtigte Frage.

Ihren Unmut über die Landespolitik hinsichtlich desolater Straßenzustände u.a. der L278 (Selbach/Brunken und Kirchseifen nach Wissen) und der L278 (Wissen-Morsbach) drückten auch die teilnehmenden Bürger an der öffentlichen Bauausschusssit-zung aus. (Fotos: KathaBe)

Selbach/Wisserland. Wenn Neubürger der kleinen lebenswerten Ortsgemeinde Selbach im Kreis Altenkirchen und damit im nördlichsten Zipfel des Landes Rheinland-Pfalz ihren gerade erst neu und lieb gewonnenen Wohnort den Rücken kehren wollen, ist das mehr als traurig. Zumal, wenn dieses Ansinnen ausschlaggebend mit den desolaten Zuständen der Landesstraßen, in diesem Fall der L289, zusammen hängt. Leider Realität - Beschwerden über demolierte Fahrzeuge durch die Nutzung der Straße sind zudem fast zur Tagesordnung geworden.

Die L 289 (Mitte der 50er Jahre gebaut) ist eine der Hauptverkehrsadern im ländlichen Raum des Wisserlandes. Vom Ortsteil Selbach/Brunken und Kirchseifen nach Wissen wird sie tagtäglich vielfach befahren. Nicht zuletzt, um Anschluss an Arbeitsplätze in den Ballungszentren zu erhalten, die den Lebensunterhalt der Bürger sicher stellen. Schlagloch an Schlagloch, eines tiefer als das andere, reihen sich hier aneinander, mancher Feldweg ist besser zu befahren als diese Strecke.

Dass der Bauausschuss von Selbach am Mittwoch (10. März), trotz Corona bei gefühlt eisigen Temperaturen in Kirchseifen sachlich und coronakonform die erneute Inaugenscheinnahme der L 289 direkt vor Ort vornahm, hatte seinen guten Grund. Denn „tagtäglich“, so Selbachs Ortsbürgermeister Matthias Grohs, „findet die Eskalation auf dieser Straße statt“.
Solidarische Unterstützung in der mittlerweile peinlichen Angelegenheit, die schon mehr als zwölf Jahre andauert, bekam Grohs nicht zuletzt von Wissens Stadt- und Verbandsgemeindebürgermeister Berno Neuhoff und Birken-Honigsessens Ortsbürgermeister Hubert Wagner. Alle drei sind betroffen von desolaten Zuständen auf Landstraßen in der Verbandsgemeinde, deren Zuständigkeit und Verantwortung einzig bei der Landespolitik liegt. Rund 15 Bürger nahmen ihr Recht wahr, der öffentlichen Sitzung des Bauausschusses beizuwohnen und ihren Unmut in der Angelegenheit Kund zu tun.

Brief an Dr. Volker Wissing - noch immer keine Antwort
Schon seit zwölf Jahren wird immer wieder auf die Problematik der L 289 und deren verkehrsgefährdenden Zustand hingewiesen. Unterstützung gab es auch von den amtierenden Landräten in dieser Zeitspanne. Doch zum Hohn der Straßennutzer und Bürger wurde mitgeteilt, die Straße sei „verkehrssicher“.

Von „verkehrssicher“ kann bei der L289 schon lange nicht mehr die Rede sein.


In vorangegangenen Jahren wurde die L 289 im Westerwaldkreis aufwendig ausgebaut und saniert, was „zeigt, dass es gehen kann“, so Berno Neuhoff. Aber ab der Kreisgrenze WW-AK, die mit der Gemarkungsgrenze Selbach identisch ist, endete der Ausbau. Hier tat sich nichts und in den neuen Bauprogrammen bzw. Investitionsplänen des Landes ist die L 289 auch bis zum Jahr 2023 nicht aufgenommen. Und das obwohl sogar der LBM (Landesbetrieb Mobilität) die Straße als schlecht, wenn nicht mangelhaft bezeichnet.



Auf den Mitte Februar von Neuhoff, Wagner und Grohs gesendeten offenen Brief an den rheinland-pfälzischen Verkehrsminister Dr. Volker Wissing gab es bisher keine Eingangsbestätigung, geschweige denn eine Antwort. Man bekomme mehr und mehr das Gefühl „die haben uns in Mainz vergessen“, sind sich die drei Kommunalpolitiker Neuhoff, Grohs und Wagner einig und Grohs fügt hinzu: „Wie viel Missachtung kann uns im Norden des Landes noch widerfahren?“ Und es sei kein Wunder, dass die Menschen den Politikern nicht mehr vertrauten, schließt sich Bürgermeister Berno Neuhoff an.

Für die Belange der Menschen wollen sie gemeinsam einstehen, auch wenn es, wie es scheine, nicht anders als mit „Druck“ gehe, dem sie freundlich, aber doch nachdrücklich Ausdruck verleihen wollen. Der geschlossene Appell an die Landespolitik: „Wir fordern hier und heute eine zügige und vollständige Sanierung der L 289.“

L 278 Wissen-Morsbach und die Liste kann weiter geführt werden
Hubert Wagner, Ortsbürgermeister aus Birken-Honigsessen, ist sich sicher: „Wir brauchen die Solidarität im nördlichen Raum des Landes“. Die Liste der desolaten Straßen könne fortgeführt werden. Seine Gemeinde ist besonders vom jämmerlichen Zustand der L 278 (Wissen-Morsbach) betroffen. Wie auch bei der L 289 in Selbach ist jeweils die Stadt Wissen mit im Boot. Dass der Ausbau der L 278 nach Berichten aus dem Februar wieder auf Eis gelegt ist, sei mehr als erstaunlich und unbegreiflich. Wagners Credo: „Wir müssen zusammen stehen und unsere Stimmen erheben“. Anders gehe es nicht mehr.

In Kürze ist eine gemeinsame Vor-Ort-Besichtigung der Landesstraße L 278 von Wissen nach Morsbach angedacht. Auch hier werden die drei Kommunalpolitiker Neuhoff, Wagner und Grohs wieder Seite an Seite mit ihren Bürgern stehen und dem Recht auf verkehrssichere Straßen im scheinbar von der Landespolitik vergessenen nördlichsten Teil des Landes Ausdruck verleihen. Dies in der Hoffnung, dass sich endlich etwas bewegt in der Angelegenheit, die rein in der Verantwortung der Landespolitik liegt. Denn auch im Norden von Rheinland-Pfalz ist man auf gute überregionale Anbindungen in Form von vernünftigen und vor allem verkehrssicheren Straßen zum Wohle aller angewiesen. (KathaBe)



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