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Nachricht vom 18.03.2021 |
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Region |
Leserbrief zur Öffnung der Grundschulen im Kreis Altenkirchen |
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Anna Stephan ist Mutter zweier Kinder im Schul- und Kindergarten-Alter und bringt in einem offenen Brief ihr Unverständnis für die Öffnung der Grundschulen im Kreis Altenkirchen trotz weiterhin hoher Inzidenzwerte ab dem 22. März zum Ausdruck. |
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Der Brief im Wortlaut:
„Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
sehr geehrte Frau Gesundheitsministerin,
sehr geehrter Herr Landrat,
mit großem Bestürzen und gänzlichem Unverständnis habe ich am Mittwochnachmittag (17.03.2021) die Nachricht auf der Homepage der Kreisverwaltung Altenkirchen vernommen, dass ab 22.03.2021 die Grundschulen im Kreis den Wechselunterricht aufnehmen werden.
Das Ergebnis also eines Gespräches zwischen Vertreter der Landesregierung und der Kreisverwaltung. Argumentiert wird mit den Worten, 'dass die Kinder zumindest für ein paar Tage vor den Ferien soziale Kontakte haben sollen', dieser Begründung ging folgender Wortlaut zur Notwendigkeit der Verlängerung der Allgemeinverfügung voraus: 'Wir haben weiterhin Inzidenz-Werte von über 100. Es gibt ein weiterhin unüberschaubares Infektionsgeschehen mit wenigen größeren Herden. Wir haben keine Wahl bei der Gestaltung der Allgemeinverfügung'.
Liebe Ministerpräsidentin, liebe Gesundheitsministerin, lieber Landrat, bitte erklären Sie mir, einer berufstätigen, 2-fachen Mutter, warum ich seit Wochen meine Kinder zusammen mit meinem Mann und mit Unterstützung meiner Eltern zu Hause betreue und beschule, um sowohl meiner Fürsorgepflicht als Mutter gegenüber meinen Kindern sowie zum Schutz von Erzieher*innen und Lehrer*innen nachzukommen!?
Das Infektionsgeschehen war vor Weihnachten 2020 weitaus überschaubarer. So gab es z.B. am 13.12.2020 insgesamt 189 Infizierte im Kreis Altenkirchen. Die Schulen wurden daraufhin vorsorglich frühzeitig geschlossen und die Kinder in die Weihnachtsferien geschickt. Damals waren u.a. die Infektionsherde gerade die Kitas und Schulen. (IGS Horhausen, Westerwaldschule Gebhardshain, Kindertagesstätte Eichelhardt sowie der Kindertagesstätte Birnbach. – Stand 13.12.2020 Quelle: www.kreis-altenkirchen.de)
Jetzt, am 17.03.2021 sind es insgesamt 602 Infiziert im Kreis Altenkirchen, mir ist unklar, warum man sich gerade zur Zeit des Höchststandes an Infizierten darauf besinnt, die sozialen Kontakte der Kinder in den Vordergrund zu rücken. Für mich wäre es sinnvoller, Vereinssport im Freien und in überschaubaren Gruppen unter Einhaltung der Mindestabstände als soziale Stütze für die Kinder wieder zu erlauben.
Als erwachsene Person kann ich mich bestmöglich schützen, ich halte mich an die vom Land Rheinland-Pfalz festgelegten Verordnungen, seit nunmehr über einem Jahr. Ich informiere mich täglich über die aktuellen Zahlen im Land und im Kreis. Ja, wir sind alle müde geworden, aber nur gemeinsam können wir gegen das Virus kämpfen und für die Gesundheit einstehen.
Meine Kinder jedoch sind zu jung, um sich selbst bestmöglich schützen zu können. Hier trage ich als Elternteil die Verantwortung. Niemals war ich panisch oder habe meine Kinder in Watte gepackt, aber vor dem absolut unüberschaubaren Infektionsgeschehen und der im Kreis vorherrschenden Mutation B 1.1.7., möchte ich meine Kinder schützen und dies werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln tun.
Dem Landkreis werden zusätzlich 3.500 Impfdosen für Ring- und Riegelimpfungen bereitgestellt. Jede Dose zählt aktuell und es ist löblich, dass wir hier bedacht wurden. Aber ich frage mich nun zum ersten Mal, ob wir als Bürger*innen hier nicht ernstgenommen werden!? Man möchte damit bezwecken, das Infektionsgeschehen eingrenzen zu können, aber die schutzbedürftigen Kinder sollen wir in den Infektionsherd schicken? Ja, mir ist auch bewusst, dass die Schulen und Kitas ihr absolut Bestes tun (auch seit über 12 Monaten), um die Hygienekonzepte umzusetzen. Aber bitte erklären Sie mir, wie soll dies bei Kindergartenkindern und vor allem Grundschülern funktionieren?
Was würden SIE tun, wenn Sie Erzieher*in oder Lehrer*in wären, ein Kind mit Tränen in den Augen vor Ihnen steht? Würden Sie unter Berufung auf den aktuell geltenden Hygieneplan daran festhalten, den Mindestabstand einzuhalten und mit wohlwollenden Worten das Kind trösten? Kein empathischer Mensch würde dies tun. Ich möchte hier betonen, dass meiner Meinung nach sowohl Erzieher*innen wie auch Lehrer*innen einen wahnsinnig großartigen Job machen, aus Leidenschaft und Überzeugung.
Mir blutet das Herz, wie solche Entscheidungen getroffen werden können, wenn sogar das RKI vor dem Anstieg der Infektionszahlen warnt und den Höhepunkt zu und nach Ostern sieht. Wie hoch sollen die Zahlen in unserem Kreis steigen? Welcher Gefahr sollen wir Eltern unsere Kinder aussetzen, ohne Mitspracherecht? Weiter sagte Lothar Wieler in einer Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: 'Die Inzidenz bei den unter 15-jährigen steigt stark an'. Laut Wieler gibt es Hinweise darauf, dass die Variante B 1.1.7. eine treibende Kraft bei den vermehrten Ausbrüchen in Kitas spielt. (Quelle: dw.com – Corona bei Kindern – was wissen wir über die Infektion?)
Und bedenken Sie bitte auch, dass Sie das Personal der Kindertagesstätten sowie der Schulen dieser zusätzlichen Gefahr aussetzen, die zu Hause auch Familie haben, deren Männer/Frauen/Kinder aus dem gleichen Haushalt ggf. das Infektionsgeschehen in Ihre Arbeitsstellen weitertragen. Für mich eine ganz einfache, nachzuvollziehende Kettenreaktion!
Von den Ängsten dieser Berufsgruppen, denen sie seit über 12 Monaten ausgesetzt sind, gar nicht zu sprechen! Ich ziehe meinen Hut vor ihnen, da sie alle mit Herzblut täglich für unsere Kinder da sind, um das System aufrechtzuerhalten. Die Öffnung der Priorisierungsgruppen war hier der richtige Schritt, aber es fanden gerade die Erst-Impfungen statt. Niemand ist mit der zweiten Dosis geimpft und verfügt über die bestmögliche Immunität.
Als Mutter zweier Kinder flehe ich Sie inständig an, diese Entscheidung zu überdenken.“
Mit freundlichem Gruß
Anna Stephan
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Nachricht vom 18.03.2021 |
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