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Nachricht vom 13.04.2021
Region
Spatenstich in Weitefeld: Drittes Neubaugebiet wird erschlossen
Die Ortsgemeinde Weitefeld wird mit dem dritten Neubaugebiet am Birkenweg um 14 Grundstücke erweitert. Für die Umsetzung haben die Planer eine neue Methode ins Leben gerufen und akribisch erörtert: Der neue Straßenabschnitt wird in nur einem Zug fertig gestellt. Das spart sehr viel Geld ein.
Ein Plan, der überzeugt: Ingenieur Eberhard von Weschpfennig (links) und Ortsbürgermeister Karl-Heinz Keßler (Fotos: Thomas Sonnenschein)  Weitefeld. In diesem Jahr erlebt der Bebauungsplan „Fortsetzung Waldweg“, der bereits 1999 beschlossen wurde, sein Finale. Das insgesamt rund 10 Hektar große Areal an der nördlichen Ortsgrenze wurde seit 2001 in drei Teilabschnitten erschlossen. Entscheidungen wie diese erfolgten im Gemeinderat sehr oft fraktionsübergreifend, was auch daran läge, dass man sich im Dorf trotz aller gegensätzlicher Meinung einfach persönlich nahestehe, erklärte Ortsbürgermeister Karl-Heinz Keßler. Alle Entscheidungsträger seien sich der Problematik der Flurversiegelung bewusst und würden verantwortlich damit umgehen. Dem gegenüber stehe der Bedarf junger Familien nach modernem Wohnraum, die nicht mehr in die Altbauten ziehen wollen. Abgesehen davon, dass es gar keinen Leerstand in Weitefeld gäbe, seien die Abrisskosten alter Gebäude einfach zu hoch.

Das Wasser

Wichtig ist allen Beteiligten, dass die Regenwasserabläufe oberirdisch derart gestaltet sind, dass die Flussläufe nicht überlastet werden. Die Gestaltung bleibt den neuen Hauseigentümern freigestellt. Das Ingenieurbüro Eberhard von Weschpfennig aus Scheuerfeld, das die Planung seit Beginn der Gesamtmaßnahme leitet, hat einige interessante Beispiele in petto. In früheren Jahrzehnten sei man davon ausgegangen, dass das Regenwasser schnell abfließen müsse. Nachdem das Gegenteil publik wurde und die Verbandsgemeindewerke Daaden ein Regenwasser-Rückhaltebecken installierten, hätten die Anwohner ein Bewusstsein dafür entwickelt und schnell reagiert, sagte der technische Werkleiter Ralf Edelmann. Es seien von den Privathaushalten Zisternen und andere Maßnahmen umgesetzt worden, so dass das neue Becken nie ausgelastet worden sei.

Es bleibt noch die Frage nach der Brauchwassersorgung. Die Verbandsgemeindewerke Daaden versprechen eine pragmatische Lösung: Laut Ralf Edelmann liegt das Neubaugebiet nur knapp 15 Meter über dem Hochbehälter. Ein weiterer neuer Druckbehälter zum Eingang des Neubaugebietes wird noch in diesem Jahr den Wasserdruck von derzeit rund zwei Bar auf mehr als drei Bar steigern. Die unterirdischen Vorbereitungen hierzu seien bereits abgeschlossen. Auch die alteingesessenen Anwohner bis zur Grenze des Neubaugebietes werden davon profitieren. „Die Leute merken das spätestens, wenn sie unter der Dusche stehen“, konstatierte Edelmann, der seinerseits dem Ingenieurbüro von Weschpfennig für die gute Zusammenarbeit bei der Realisierung aller drei Neubaugebiete in den letzten 20 Jahren seinen Dank aussprach.

Die Straße

Volker von Weschpfennig erläuterte ausführlich eine wesentliche Besonderheit des Vorhabens. Demnach ist es bei neu erschlossenen Wohngebieten eigentlich üblich, dass der Straßenbau in zwei Abschnitten erfolgt, um zu verhindern, dass die neu gebauten Straßen durch den späteren Bau der Häuser und den damit verbundenen Schwerlastverkehr beschädigt werden. Zunächst wird also der gesamte Unterbau fertig gestellt, über den die Baufahrzeuge zu den jeweiligen Grundstücken rollen können, um die Häuser fertig zu stellen. Erst wenn diese verputzt sind, wird die Straße mit dem zweiten Bauabschnitt richtig schön und fest. Erst dann nämlich wird die Deckschicht aufgetragen und der Bordstein gesetzt. Die Vorteile dieses Verfahrens sind neben der Vermeidung von Schäden vielfältig: So entstehen zum Beispiel im Falle von nachträglichen Leitungsverlegungen keine hässlichen Flicken und auch die Gemeindekasse wird nicht ad hoc mit den Gesamtkosten belastet.

Das klingt zunächst plausibel, doch es gibt auch Nachteile: Nicht selten wird bei den Grundstücksanbindungen von den jeweiligen Bauherren übersehen, dass die Straße im Endeffekt rund 15 Zentimeter höher sein wird als der Unterbau. Das führt natürlich zu Verstimmungen und entsprechenden Folgekosten für die frisch gebackenen Hausbesitzer. Außerdem verzögert sich aus den unterschiedlichsten Gründen die Fertigstellung oft, weshalb es häufig vorkommt, dass Teile der Tragschicht schon wieder erneuert werden müssten.

Eklatant ist laut Volker von Weschpfennig die Kostenersparnis der jeweiligen Ortsgemeinde für den Fall, dass die Straßenanbindung in nur einem Bauabschnitt fix und fertig gestaltet wird. Die Kosten lägen zwischen unfassbaren 30 und 40 Prozent niedriger als bei der herkömmlichen Methode. Dies hat das Ingenieurbüro aufgrund von Vergleichsdaten mehrerer Projekte ermitteln können. Selbst wenn später ein Bordstein durch Baufahrzeuge beschädigt würde und für den Schaden niemand haftbar gemacht werden könnte, stünden die Reparaturkosten in keinem Vergleich zu den Einsparungen.
Auch was die Leitungen angeht, liegt die Lösung fast auf der Hand: Schon bei der Fertigstellung des Unterbaus werden Leerrohre eingeplant, durch die später Multifunktionsleitungen und Versorgungssysteme geführt werden können. Sollte man an diese Leitungen noch mal herankommen müssen, sind Zugänge eingeplant, die mit Pflastersteinen abgedeckt werden, so dass es definitiv nicht zu Flicken im Asphalt kommen wird.

Die Argumente überzeugten die Verantwortlichen in Weitefeld, auch wenn die direkten Ausgaben zunächst höher sind, als wenn erst nur der Unterbau gemacht werden würde. Da es sich um ein kleines Gebiet mit lediglich 14 Grundstücken handelt, sind die diekten Mehrkosten aber überschaubar.

Der Ort

Laut Ortsbürgermeister Karl-Heinz Keßler sei die Nachfrage so hoch, dass bereits alle 14 Grundstücke so gut wie verkauft seien. Keßler betonte sogar, dass entgegen anderer Gerüchte die Telekom von Anfang an mit im Boot sein wird. Die neuen Hausbesitzer können also davon ausgehen, dass die DSL-Anbindung nach dem neuesten Stand der Technik verfügbar ist.

Weitefeld ist eine Ortsgemeinde, die allem ländlichen Charakter zum Trotz noch über eine gesunde Infrastruktur verfügt. Neben Kindergarten und Grundschule in eigener Trägerschaft sind Supermarkt, Metzgerei, Geldautomat und Restaurants vorhanden, ebenso Tankstelle, Bäckerei und Blumengeschäft. Im Nachbardorf findet sich darüber hinaus eine Apotheke. Bürgermeister Karl-Heinz Keßler will gar nicht schön reden, dass der demographische Wandel nicht auch Weitefeld beträfe, dennoch seien die hohe Geburtenrate im Ort und die Lebensqualität ein gutes Zeichen.

Mit der Umsetzung des Straßenbaus wurde per Ausschreibung die Westerburger Firma Koch beauftragt. Bleibt alles im Plan, wird die Straße bis Ende Juli fertig sein und die Häuslebauer können loslegen. (Thomas Sonnenschein)
 
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