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Nachricht vom 09.06.2021 |
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Sport |
AK-Land sieht Deutschlands Chancen bei der Euro 21 als durchwachsen an |
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Die „jungen Jungs“ haben es schon geschafft, „Jogis Jungs“ wollen ihnen nacheifern: Der Gewinn des EM-Titels der deutschen Nationalmannschaft der U-21-Fußballer sollte Ansporn auch für die „Älteren“ genug sein, ebenfalls den ersten Platz bei den kontinentalen Meisterschaften anzupeilen. Ob es ihnen gelingen kann? „Fußballsachverständige“ im AK-Land sehen die Chancen eher durchwachsen.
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Kreis Altenkirchen. Das war schon ein Knaller, der Triumph der deutschen Fußballer der U-21-Nationalmannschaft am Sonntag (6. Juni) mit dem 1:0 im Finale der Europameisterschaft (EM) über Portugal. Denn mit dem Titelgewinn hatte kaum jemand gerechnet. Nun sind die arrivierten und älteren Kicker wie Thomas Müller, Mats Hummels oder Manuel Neuer bei der Euro 2021 (eigentlich Euro 2020) gefordert, es dem „Nachwuchs“ gleichzutun. Mit der Partie gegen Weltmeister Frankreich am Dienstag, 15. Juni, 21 Uhr, in München beginnt der hoffentlich sieben Begegnungen umfassende Auftritt, der somit im Finale am 11. Juli enden würde; zugleich ist es die Abschiedstournee von Bundestrainer Joachim Löw, der seinen Posten nach den kontinentalen Titelkämpfen an Hansi Flick übergibt. Das große Novum: Die 51 Partien werden nicht in einem Land, sondern in 11 großen Städten (darunter Baku in Aserbaidschan/Asien) ausgetragen. Trotz vieler Testspiele und sich langsam steigender Berichterstattung in den Medien - die Vorfreude auf den Wettbewerb hält sich offenbar doch noch in Grenzen. Woran das liegen könnte, wie heimische Experten die Chancen der Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) inklusive des nominierten Personals einschätzen und den neuen Austragungsmodus beurteilen, arbeitet eine nicht repräsentative Umfrage des AK-Kuriers heraus.
Jeder kann Europameister werden
Volker Heun, Trainer des Rheinlandligisten SG Malberg: Ich glaube, dass die nicht so große Vorfreude mit der Pandemie zusammenhängt. Vor anderen Turnieren gab es schon viel mehr Spektakel. Das Schöne ist, dass jede Mannschaft Europameister werden kann. Die Qualität ist hochwertiger als die einer Weltmeisterschaft. Für das Abschneiden der deutschen Mannschaft ist der Ausgang des ersten Spiels, das eine große Aussagekraft besitzt, ganz wichtig. Das dürfen wir nicht verlieren und müssen schon ein Ausrufezeichen setzen. Wenn die Mannschaft gut ins Turnier kommt, traue ich ihr alles zu. Wir werden auf jeden Fall die Gruppenphase überstehen. Wir sind nicht so schlecht, wie viele es sehen. Ich bin auch der Meinung, dass Löw die besten Spieler nominiert hat. Für mich fehlt keiner. Gut ist auch, dass Zuschauer zugelassen sind. Ich glaube, dass die Erwartungshaltung der Fans ebenfalls hoch ist, weil viele denken, dass nur die Deutschen allein Fußball spielen können. Ich habe natürlich auch die Medien im Blick, die nur darauf warten, dass es nicht läuft.
Fred Jüngerich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld (ehemaliger Spieler, Spielertrainer und Trainer): Die Vorfreude ist meines Erachtens nicht so groß. Das hängt auch damit zusammen, dass es kein Public viewing gibt, um die Spiele in Gesellschaft zu schauen, um gemeinsam mitzufiebern. Das 2014er-WM-Finale habe ich der Wied-Scala in Neitersen gesehen. Das war ein tolles Erlebnis. Die Fans merken, dass es keine EM ist, wie wir sie kennen. Die Mannschaft hat Potenzial. Sie wird auf jeden Fall das Achtelfinale erreichen. Mit einem Quäntchen Glück erreicht sie das Viertelfinale. Dann freuen wir uns. Ob es bis nach ganz oben reicht, weiß ich nicht. Löw will sich gewiss mit einem guten Ergebnis von seinem Posten verabschieden. Die Spieler werden sich für ihn ins Zeug legen. Ob der Bundestrainer die richtigen Akteure nominiert hat? Ein Trainer weiß, wie er jeden einzelnen einzuschätzen hat, er weiß um die Befindlichkeiten eines jeden einzelnen. Deswegen ist es logisch, dass nicht jedes Zipperlein in den Medien breit getreten wird, so dass sich die Aufstellung hin und wieder nicht für die Öffentlichkeit erschließt.
Früh raus oder ganz weit
Dietmar Henrich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm (ehemaliger Spieler und auch Trainer): Die Emotionen sind bislang nicht so hoch, die Vorfreude ist etwas anders. Früher hatte ich zumindest die Termine der Spiele der deutschen Mannschaft im Kopf, das ist jetzt nicht der Fall. Wir haben aktuell sogar Sitzungstermine festgelegt, ohne auf den EM-Spielplan zu achten. Vor Jahren wäre das nicht passiert. Die Zeit jetzt ist so anders. Entweder wir fliegen früh raus oder wir kommen ganz weit. Dazwischen gibt es für mich nichts. Ich glaube, dass es für den Titel nicht ganz reichen wird, aber zumindest fürs Halbfinale, wenn wir uns gegen Frankreich und Portugal durchsetzen. Ich habe sehr die Absage von Marco Reus bedauert, denn er war schon bei vielen Turnieren verletzungsbedingt nicht dabei. Dass Mats Hummels und Thomas Müller berufen wurden, war für mich die richtige Entscheidung. Grundsätzlich finde ich den Austragungsmodus mit den vielen Städten eine tolle Idee, die auf jeden Fall in der Praxis erprobt werden muss. Es ist der Ausdruck der Verbundenheit von Europa. Auch dass wieder Zuschauer zugelassen sind, ist gut.
Thomas Kahler, Trainer des Rheinlandligisten VfB Wissen: Ich habe eher wenig als viel Vorfreude. Das muss ich erklären. Bei der WM 2006 war die Konstellation eine andere. Da spielten Typen wie Podolski oder Schweinsteiger. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, das Gesicht der Mannschaft hat sich verändert. Maximal Kimmich stellt aktuell so eine Persönlichkeit dar. Die Fehlentwicklung im DFB sorgt bei mir für Desinteresse. Ich bin zu weit weg, um den Kader beurteilen zu können. Zudem ist Löw der falsche Trainer. Es hätte einen Wechsel vor der EM geben müssen. Ich weiß nicht, was das Team erreichen kann, habe keine Erwartung wegen der Zusammensetzung der Mannschaft. Ich möchte Emotionen im Fußball so wie bei der U 21 sehen. Sie ist von Spiel zu Spiel über sich hinausgewachsen und hat im Finale imponiert, das war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Hoffentlich kann die Mannschaft die Geschehnisse im DFB - der Fisch stinkt zuerst am Kopf - ausblenden. Den Modus halte ich für interessant und in der jetzigen Zeit für richtig. So können die Länder Europas noch näher zusammenrücken.
Kein Freund dieser Zersplitterung
Torsten Gerhardt, Trainer des Rheinlandligisten SG Neitersen/Altenkirchen: Die Vorfreude ist bedingt durch Corona nicht so groß. Viele glauben, dass ein Spektakel wie vor und bei anderen Turnieren ausgeschlossen ist. Derzeit ist niemand so richtig begeistert. Im Großen und Ganzen bin ich mit der Nominierung einverstanden, die von Hummels und Müller wird etwas mehr Struktur bringen. Durchaus hätte ich mir auch eine Berufung von Jérôme Boateng und Maximilian Arnold vorstellen können. Grundsätzlich bin ich mit dem Kader zufrieden. Möglich ist vom Sportlichen gesehen alles. Ein guter Start gegen Frankreich steigert die Dynamik und die Begeisterung. Dafür reicht diese eine Spiel aus. Der Austragungsmodus bedingt wohl, dass die Fußballflamme nicht so richtig entfacht ist. In einem Land eine EM auszuspielen, wäre in meinen Augen vernünftiger. So steht ein Land im Fokus, dem man sich annähern kann. Ich bin kein Freund von dieser Zersplitterung. Ein EM sollte nicht so auseinandergerissen werden. Maximal zwei Länder - das wäre okay.
Wolfgang Schneider, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf (ehemaliger Spieler und Trainer): Mein persönliches Interesse ist groß und nicht erlahmt. Aber so ein richtiges Fieber ist noch nicht entfacht. Mit Interesse habe ich die Begegnungen der U-21-Nationalmannschaft verfolgt und wie sie das Turnier gestaltet hat. Ebenso habe ich mich von den deutschen Eishockey-Cracks bei der WM inspirieren lassen. Ich hoffe, dass die Mannschaft ihr optimales Leistungsvermögen abrufen kann und wirklich die Einstellung zueinander, untereinander und zum Turnier finden kann. Dann traue ich ihr eine Menge zu, sogar unter die letzten Vier zu kommen und vielleicht noch mehr, wie es die U 21 vorgemacht hat. Aber die Gruppe ist nicht von Pappe mit Frankreich als Topteam. Wie stark England und Spanien spielen werden, ist für mich noch mit Fragezeichen versehen, traue aber Kroatien eine gute Rolle zu. Ich bin eher dafür, eine EM in einem Land austragen. Die positiven und die negativen Seiten des neues Modus kann ich schwer einschätzen. Vor dem Hintergrund der Klimadiskussion wird es wohl, weil in den Stadien nicht so viele Zuschauer zugelassen sind, ein nicht so großes Reisefieber geben.
Kleiner Überblick über das Turnier
Die deutsche Mannschaft spielt in der Gruppe F mit Frankreich (Dienstag, 15. Juni, 21 Uhr, in München), Portugal (Samstag, 19. Juni, 18 Uhr, in München) und Ungarn (Mittwoch, 23. Juni, 21 Uhr, in München). Die weiteren Gruppen - Gruppe A: Türkei, Italien, Wales, Schweiz; Gruppe B: Dänemark, Finnland, Belgien, Russland; Gruppe C: Niederlande, Ukraine, Österreich, Nordmazedonien; Gruppe D: England, Kroatien, Schottland, Tschechien; Gruppe E: Spanien, Schweden, Polen, Slowakei. Das Finale wird am Sonntag, 11. Juli, 21 Uhr, im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen. Spielorte sind neben München und London noch Amsterdam, Baku, Bukarest, Budapest Kopenhagen, Glasgow, Rom, Sankt Petersburg und Sevilla. (vh) |
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Nachricht vom 09.06.2021 |
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