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Nachricht vom 04.07.2021
Kultur
Der "Udonaut und seine Paniker" verjagten den Regen über Altenkirchen
Der Kultursommer auf der Glockenspitze nimmt Fahr auf: Der "Udonaut und seine Paniker" holten den Sound von "Panikrocker" Udo Lindenberg höchstpersönlich nach Altenkirchen - und stillten damit den eigenen Hunger auf Live-Auftritte ebenso wie den Appetit des Publikums.
Fotos: Wolfgang RabschAltenkirchen. Bevor die Band losgelassen wurde, begrüßte Helmut Nöllgen die zahlreich erschienenen Fans auf dem wunderschön hergerichteten Areal an der Glockenspitze. Wie bei allen Besuchern gingen die Blicke immer wieder hoch zu den dunklen Wolken, die sich bedrohlich über dem Festgelände zusammenbrauten. Vorab, Helmut Nöllgen sollte mit seinem Appel an die Wettergötter Recht behalten: Während des gesamten Konzertes fiel kein Tropfen auf die Häupter der Besucher.

Das Konzert von „Udonaut und die Paniker“ hatte es dagegen in sich: Von der ersten Sekunde an spürte jeder im Publikum, dass die Band die über die lange Wartezeit aufgestaute Energie und Power abarbeiten wollte. Es gab kein langes Vorspiel, Schlag auf Schlag knallten die Musiker Hit auf Hit in das Publikum. Es ist selten der Fall, dass der Funke bei einem Konzert sofort auf die Besucher überspringt, doch hier war das der Fall.

Im Gespräch mit dem "Udonauten"
Bevor es für die Panikrocker aus Hamburg auf die große Bühne auf dem Gelände des Kultursommers bei der Glockenspitze in Altenkirchen losging, hatte der AK-Kurier die Möglichkeit, mit Dominik Feist zu sprechen. Er ist die Stimme der Band und schlüpft auf der Bühne in die Rolle des Udo Lindenberg.

In der Zusammenfassung erklärte Dominik Feist, was die Fans auf der Homepage der Band lesen können: „Uns inspiriert das Schaffen Udo Lindenbergs. Aus seinen Songs spricht ungefiltert menschliche Wärme, tiefer Respekt und politische Haltung. Sein Werk ist stilistisch unglaublich facettenreich, die Songs so unterschiedlich in ihrer musikalischen Sprache, und doch sind sie alle echt.

Udo Lindenberg ist die wahrscheinlich unberechenbarste musikalische Konstante in unserem Sprachraum. Er macht seit 50 Jahren auf Irrwegen unbeirrt sein Ding, er inspiriert uns, er rührt uns, wühlt uns auf und wir werden beim Hören und Spielen seiner Musik auf magische Weise irgendwie Teil seiner großen Panik-Family.“ Die Zeit während der Pandemie beschrieb Dominik, der „Udonaut“ wie folgt: „Es war ganz schlimm, wir brauchen den Kontakt zum Publikum wie die Luft zum Atmen. Wir haben zwei Live-Stream-Konzerte durchgeführt, doch das war kein Ersatz für unsere Live-Konzerte. Darum brennen wir heute für unseren ersten Auftritt nach eineinhalb Jahren Abstinenz hier in Altenkirchen.“


Begeistertes Publikum

Auch das Publikum hatte offenbar einen starken Nachholbedarf an Live-Konzerten, fast jeder Song wurde mitgesungen, alsbald sah man die ersten Besucher tanzen, jeder Song wurde enthusiastisch gefeiert. Zweieinhalb Stunden begeisterte die Band mit einem regelrechten Stakkato der größten Udo Lindenberg-Hits. Hier ist eine kleine Auswahl, weil unmöglich alle Hits aufgeführt werden können: „Ich mach´ mein Ding“, „Ich lieb´ Dich überhaupt nicht mehr“, „Und dann knallst du in mein Leben“, „Cello“, „Hinterm Horizont“, „Andrea Doria“, auch der „Sonderzug nach Pankow“ wurde gestartet.

Zu keiner Sekunde des Konzertes kam Langweile auf, da die Band geschickt harten Rock mit einfühlsamen Balladen mixte. Hielt man noch gerade bei „Das Leben“ (Duett von „Udonaut“ und Jasmin Antic) sich an den Händen und bekam Gänsehaut, wurde man danach von hammerharten Rock bei „Rock´n´Roller“ aus allen Träumen gerissen. Bei Liebesliedern wie „Das Mädchen aus Ostberlin“ und „Durch schwere Zeiten“ wurden Feuerzeuge und Handys hochgehalten, es war wie ein unsichtbares Band zwischen Band und Publikum, eine Symbiose.

Die Band spielte aber auch politische Songs von Udo Lindenberg, zum Beispiel „Sie brauchen keinen Führer“. Ebenso hochemotional wurde die Atmosphäre auf dem Festgelände, als der „Udonaut“ gemeinsam mit Jasmin Antic im Duett das Anti-Kriegslied „Wozu sind Kriege da?“ präsentierte, in welchen Kinder den Mächtigen dieser Welt diese Frage stellen und die Leviten lesen. Dazu schwenkten „Udonaut“ und Jasmin Regenbogenfahnen, auf denen groß das Wort „PEACE“ zu lesen war.

Es war ein wahrer Höllenritt durch 50 Jahre des Wirkens von Udo Lindenberg, Zeit zum Ausruhen gönnte die exzellente Band weder sich noch dem Publikum. Selbst der strengste Kritiker müsste den Akteuren einen genialen Auftritt bescheinigen, es gab nichts zu mäkeln, es passte alles perfekt zueinander, ohne dabei statisch zu wirken. Der Band war nicht nur ihre Spielfreude anzusehen, man merkte auch, dass von ihr eine unglaubliche Harmonie ausstrahlte. „Udonaut“ ist zwar der Star der Truppe, jedoch braucht sich wirklich niemand hinter ihm zu verstecken. Alle hatten ihren Part, bei dem sie ihre vorzüglichen musikalischen Fähigkeiten ausspielen konnten, keiner stand dem anderen nach.

Dominik Feist muss man zwingend bescheinigen, dass er perfekt in die Haut des echten Udo Lindenberg geschlüpft ist, der laszive, leicht nasale Gesang, mit norddeutschem Unterton, dazu die Udo typischen Bewegungen mit dem Schleuderschritt, die Stimme, mal heiser, mal geölt vom Gurgeln mit Eierlikör, das war Udo in Reinform.

Nach mehreren Zugaben wurde die Band umjubelt und Beifall zugeschüttet, mit Standing Ovations versabschiedet. Altenkirchen gilt eher als etwas konservativ angestaubt, wenn dem so sein sollte, dann hat das Publikum an diesem denkwürdigen Abend alle Kritiker Lügen gestraft. Übrigens, bis zum letzten Ton, den die Band produzierte, hielt „Petrus“ die Wolken geschlossen.

Zum Schluss noch die Besetzung der Band: Dominik „Udonaut“ Feist, Gesang, Jasmin Antic, Gesang, Christian Hänel, Bass, Jens Pape, Pianist, Patrick „Paddel“ Johannsen, Roland „Richie“ Milke, Gitarre, Chris Haertel, Keyboards und Julian Kravetz, Drums.

(Wolfgang Rabsch)






       
       
       
       
       
 
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