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Nachricht vom 30.12.2010 |
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Vereine |
MGV "Knappenchor" Katzwinkel aufgelöst |
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Nach 106 Jahren Vereinsleben im Dorf und mit viel Freude für den Chorgesang und die Bergmannstradition sagte der MGV "Knappenchor" Katzwinkel jetzt "Tschüss". Der Verein ist aufgelöst und damit setzt sich das Chorsterben im Landkreis fort. Für den engagierten Sänger und Vorsitzenden Friedhelm Leicher und die Chorgemeinschaft eine bittere Stunde. |
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Katzwinkel. 106 Jahre war der MGV Knappenchor Katzwinkel ein fester kultureller Bestandteil im Leben des Dorfes. Am 31. Dezember erlischt der Verein, ein schwerer Schritt für 16 aktive Sänger, vor allem aber für den Vorsitzenden Friedhelm Leicher. Der Abschied ging nicht ohne Emotionen, denn jeder weiß, der Chor war ein Stück Lebensinhalt geworden. Die meisten Sänger sind seit Jahrzehnten im Chor und haben die Höhen und Tiefen erlebt.
Der Schritt zur Auflösung wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im November beschlossen. 16 aktive Sänger im Jahr 2010 mit einem Durchschnittsalter von 69,4 Jahren lassen eine ausgewogene Stimmenbesetzung nicht mehr zu. Schriftführer Ernst Dornhoff ließ die Entwicklung des MGV der letzten Jahre Revue passieren, die deutlich zeigte, dass der Nachwuchs fehlte. Auch die Gründung eines gemischten Chores brachte nicht den Erfolg, es funktionierte bis 1997. Der Knappenchor erlebte seine Neugründung mit 20 Sängern und unter dem Vorsitzenden Friedhelm Leicher startete man hoffnungsvoll in eine neue Zukunft. Seit diesem Neustart wies der MGV Knappenchor eine Besonderheit in der Chorlandschaft auf: Im 2. Tenor sang seitdem Luise Hüsch mit. Sie fühlte sich wohl in den Reihen der Männer und im Gegensatz zu anderen Männerchören hatte der Knappenchor keine Vorbehalte, ihre Tenorstimme war entscheidend.
Das Jahr 2004 mit dem Dirigenten Hans Josef Greb stand ganz im Zeichen des 100. Geburtstages. Das Jubiläum wurde zwei Tage gefeiert und und an das Galakonzert mit dem Siegtal-Quartett erinnert man sich heute noch. Auch die Verleihung der Zelter-Plakette durch den damaligen Staatsminister Jürgen Zöllner in Saarburg zählt bis heute zu den Sternstunden des Knappenchores.
In den letzten Jahren gab es eine gut funktionierende Kooperation mit dem MGV Alsdorf. Aber dies allein reicht für den Fortbestand des Chores nicht aus. Ein Chor braucht auch fördernde Mitglieder. „Es fehlt die Unterstützung des Dorfes und der Bevölkerung, die Rücklagen sind aufgebraucht“, berichtete Dornhoff. Ein schwieriger Prozess der Auflösung habe begonnen, aber letztlich erfolgte der Beschluss einstimmig.
Die Sachwerte des Vereins sind und werden verteilt. So gab es für die Barbara-Grundschule das elektrische Klavier, das Bergbaumuseum des Kreises erhält die Barbarafahne der Grube „Vereinigung“ und einige der Trachten gehen an heimische Vereine. Ein Archiv für die Vereinsfahne, die Chroniken und die wertvollen Dinge des Chores wurde eingerichtet. Das Vermögen des Chores geht zu gleichen Teilen an die Fördervereine der Feuerwehr des DRK und den gemeinsamen Förderverein Kindertagesstätte und Grundschule. Dies gab Dornhoff bekannt und das sich hinter dem nüchtern klingenden Abschlussbericht tiefe Gefühle und Traurigkeit verbergen, war deutlich spürbar. „Es ist bitter, einen Verein aufzulösen“, sagte er und sein Dank galt Leicher, der als Vorsitzender die schwierige Zeit meisterte.
Ortsbürgermeister Wolfgang Würden sprach den Dank der Gemeinde für das Geschenk aus. Der Anlass sei traurig, meinte Würden. Schulleiterin Marita Langenbach sagte im Namen der Schulgemeinschaft danke für das Klavier. Es werde eine gute Verwendung finden, denn es gebe eine Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule.
Dirgent Hans Josef Greb dankte für sechs Jahre gute Chorarbeit den Sängern. „Ich hätte mich über weitere Jahre Zusammenarbeit gefreut“ sagte Greb. Für alle die weiter singen wollen hatte er den guten Rat: „Singen muss Spaß machen und von Herzen kommen.“
So ein offizieller Abschied ist natürlich mit Erinnerungen verbunden. So tauchte im Gespräch die Chorfahrt des Jahres 1972 nach Schweden auf und wurde plötzlich lebendig. Der Chor sang damals im berühmten Bergwerk von Falun die deutschen Bergmannslieder, die übertragen wurden und Tausende hörten den Knappenchor. Es folgte ein Auftritt in der deutschen Botschaft in Stockholm. Einen Tag später gab es das Attentat auf die Botschaft. Solche Geschichten und viele mehr stehen in keiner Chronik, aber sie sind im Gedächtnis der Sänger. Damit man sich nicht völlig aus den Augen verliert wird es demnächst einmal pro Monat einen Sängerstammtisch bei Vereinswirtin Erika Schneller geben. (hw) |
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Nachricht vom 30.12.2010 |
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