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Nachricht vom 28.10.2021
Politik
Das Desaster der Landesstraßen: Wissener Bürger erwägt, Anklage zu erheben
Auf die katastrophalen Zustände zweier Landesstraßen im Wisserland wurde erst kürzlich seitens der Kommunalpolitik in Richtung Mainz deutlich hingewiesen. Nun sieht sich der Wissener Künstler Ekkehard Dammann in der Situation, drastisch zu sagen: „Da hat jemand seine Pflicht vergessen.“ Er erwägt Anklage zu erheben.
_Die Ortsgemeinde Selbach machte Anfang 2021 in der Bauausschusssitzung erneut auf den Zustand der L 289 aufmerksam. Verärgerte Bürger schlossen sich mit Plakaten an. (Archivfoto_ KathaBe)Wissen/Selbach. Der Künstler Ekkehard Dammann aus Wissen hat in mehreren kurzen Videosequenzen den Straßenzustand der L 289 im Streckenabschnitt vom Ortsteil Selbach/Brunken/Kirchseifen nach Wissen dokumentiert. Und der gilt schon länger als „Aufreger“ im Wisserland. Der Abschnitt dient als eine der Hauptverkehrsadern und wird tagtäglich vielfach befahren.

Auch in den Aufzeichnungen, die Dammann dem AK-Kurier übersandt hat, stellt sich der Abschnitt wahrlich als katastrophal dar. Es reiht sich Schlagloch an Schlagloch mit Tiefen von drei bis gut neun Zentimetern – und das teilweise mit dahinter liegenden „bösen“ Buckeln, wie Dammann verdeutlicht, der auf der L 289 markiert und gemessen hat.

Dass die Strecke vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) als „verkehrssicher“ bezeichnet werde, wie es Informationen aus den Medien zu entnehmen war? Für Dammann schlicht weg ein Hohn.

Dammann zieht „Strafanzeige wegen Verkehrsgefährdung“ in Betracht
Seinen Unmut brachte er zudem bei Bürgermeister Berno Neuhoff als auch bei Selbachs Ortsbürgermeister Matthias Grohs ein. In seiner Nachricht an Neuhoff heißt es, dass er mit Vertretern von öffentlichen Ämtern und Verwaltungen nachsichtig umzugehen pflege. „Hier jedoch spiele ich mit dem Gedanken einer Strafanzeige wegen Verkehrsgefährdung.“ Die soll, so Dammann, gegen „Unbekannt“ gerichtet werden.

Auf Nachfrage des AK-Kuriers erläutert der Wissener Künstler noch einmal seine Beweggründe. Neben Schaffung der Aufmerksamkeit, gehe es ihm darum, einmal deutlich zu sagen, dass hier wohl „jemand seine Pflicht vergessen hat“. Der Zustand der L 289 habe Formen angenommen, die darauf schließen ließen, dass nicht rechtzeitig und nicht ordentlich gehandelt worden sei. Gleiches gelte auch für die L 278 bezüglich Streckenabschnitten zwischen Wissen und Morsbach.

Untätigkeit der hiesigen Kommunalpolitiker kann man allerdings grundsätzlich wohl nicht unterstellen. Denn der ehemalige Landrat des Kreises Altenkirchen, Michael Lieber, bat mit Schreiben vom 7. August 2019, den Landesbetrieb Mobilität in Koblenz entsprechende Haushaltsmittel bereitzustellen. Seither ist der Zustand der Straße nicht besser geworden.
Ebenso machten Bürgermeister Berno Neuhoff sowie die Ortsbürgermeister Mattias Grohs (Selbach) und Hubert Wagner (Birken-Honigsessen) sowohl während Vor-Ort-Terminen als auch in einem deutlichen Brief an den rheinland-pfälzischen Verkehrsminister (Anfang 2021) erneut auf die katastrophalen Zustände mit Nachdruck aufmerksam. Die drei Kommunalpolitiker sind jeweils mit Stadt beziehungsweise Gemeinden im Hinblick auf die beiden besagten Landesstraßen betroffen.

Antworten aus dem Ministerium stellen sich als „enttäuschend“ dar
Mitte des Jahres erfolgte wiederum eine Anfrage seitens des Stadt- und der zwei Ortsbürgermeister zwecks Bitte um einen Gesprächstermin im Verkehrsministerium. Darauf kam etwa zwei Monate später eine enttäuschende Antwort von Staatssekretär Andy Becht. Die Information hierzu gab das Wissener Rathaus in einer Pressemitteilung vom 13. Oktober bekannt.

Darin heißt es seitens des Ministeriums, dass an der Prioritätensetzung und Finanzierung der Projekte nichts geändert werde. Und weiter: „Die aktuelle Situation in den Hochwasserkatastrophengebieten der Eifel und des Ahrtals und die damit verbundenen Herausforderungen an das Ministerium lassen eine Terminvereinbarung zur gemeinsamen Abstimmung leider momentan nicht zu“.

Für die drei Stadt- und Ortsbürgermeister stellt sich diese Situation, wie in der Pressemitteilung zu lesen ist, als höchst unbefriedigend dar, an der „wir aber leider momentan nichts ändern können“.
Aufgrund der Aktualität der letztlichen Informationen sahen die Bürgermeister von weiteren Stellungnahmen zu den neuerlichen Dokumentationen von Ekkeard Dammann erst einmal ab.

Einen kleinen Lichtblick sieht jedoch Selbachs Ortsbürgermeister Matthias Grohs und wertet die Anfang September stattgefundenen Vermessungsarbeiten an der L 289 seitens des Landesbetriebs Mobilität als Schritt in die richtige Richtung.

Zur aktuellen Sache des Wissener Bürgers Ekkeard Dammann bleibt abzuwarten, wie er weiter vorgehen wird. Ob es tatsächlich zu einer Anzeige kommt, bleibt bis dato offen. (KathaBe)


Weitere Berichte zu den beiden Landesstraßen findet man hier:

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