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Nachricht vom 11.12.2021
Wirtschaft
Wie deckt eine Detektei Unterhaltsbetrug auf?
Unterhaltsbetrug ist auch in der Region ein großes Problem. Dabei kann er beide Seiten eines nun getrennten Paares betreffen, denn sowohl der Unterhaltsempfänger als auch der Unterhaltspflichtige kann einen Betrug begehen. Je nach Fall kann es schwierig sein, den Betrug aufzudecken. Was sich hinter den Betrugsfällen verbirgt und wie er aufgedeckt werden kann, zeigt dieser Beitrag.
Gerade der Kindesunterhalt wird nach Scheidung oft dringend benötigt. Aus diesem Grund kann Unterhaltsbetrug für die Betroffenen sehr problematisch werden. Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/moerschy-127417/ target=_blank rel=nofollow>moerschy</a>Was ist Unterhaltsbetrug?
Unter bestimmten Voraussetzungen sind Personen einer anderen Person gegenüber unterhaltspflichtig. Der gängige Fall ist bei Eheleuten, die sich trennen. Im Regelfall muss die besser verdienende Person der Person mit keinem oder nur einem geringen Einkommen Unterhalt zahlen. Ähnliches gilt für Eltern, die gegenüber einem Kind unterhaltspflichtig sind. Leider wird rund um den Unterhalt häufig betrogen:

- Unterhaltspflichtige Person – wie viel Unterhalt tatsächlich gezahlt werden muss, bemisst sich an den Einkünften des Unterhaltspflichtigen. Einige Menschen rechnen ihre Einnahmen bewusst klein, denn kommen sie nicht oder kaum über den Mindestbetrag für die Unterhaltszahlung, so sind sie nicht unterhaltspflichtig. Ein bekannter Fall ist bei Selbstständigen zu finden: Die Einkünfte werden wahlweise niedrig gerechnet, alternativ ist die Firma insolvent oder wird an einen Dritten überschrieben.

- Unterhaltsempfänger – der Unterhalt wird nach einer Trennung nicht auf ewig bezahlt. Auch gibt es Faktoren, die die Unterhaltszahlung kürzen oder gar beenden. So ist ein getrennt lebender Unterhaltsempfänger nicht mehr länger zum Geldempfang berechtigt, wenn eine weitere Beziehung eingegangen und der Lebensmittelpunkt zusammengelegt wird. Auch, wenn die Einkünfte des Unterhaltsempfängers eine gewisse Grenze übersteigen, wird die Unterhaltszahlung eingestellt. Damit dies nicht geschieht, werden wahlweise wieder Einkünfte verschleiert oder die neue Beziehung verschwiegen.

- Kindesunterhalt – sicherlich wird oft berichtet, dass der Kindsvater nicht für den Unterhalt aufkommt und schlichtweg nicht zahlt. Dies ist natürlich ebenso ein Unterhaltsbetrug, vor allem dann, wenn die Einnahmen kleingerechnet werden. Unterhaltsbetrug ist aber auch mütterlicherseits möglich: Stammt das Kind nicht von dem angeblichen Vater, sondern wurde dieser aufgrund seines Vermögens zum Vater deklariert, so wird er um Unterhalt betrogen. Dies funktioniert natürlich überwiegend in Fällen, in denen der Sexualkontakt eher lose war und die Kindsmutter mindestens einen weiteren Mann im Leben hatte.

Wie lässt er sich aufdecken?
Grundsätzlich vorab: Unterhalt ist ein Fachgebiet von Rechtsanwälten und sollte von diesen behandelt werden. Sobald ein Kind mit im Spiel ist, ist mitunter das Jugendamt für die rechtliche Seite zuständig.

Unterhaltsbetrug ist stets eine Straftat, die nicht selten mit weiteren Strafverstößen einhergeht: Gefälschte Bilanzen, gefälschte Übergabeverträge der Firma, verschwiegene Konten. Niemand sollte selbst versuchen, dem Betrug auf die Spuren zu kommen. Das Problem ist, dass Laien nicht wissen, welche Beweise rechtssicher sind und welche nicht. Nicht selten begehen Laien bei einer Selbstverfolgung Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten. Daher ist eine Detektei die beste Anlaufstelle. Viele Fachanwälte auf dem Gebiet des Unterhaltsrechts arbeiten mit Detekteien zusammen oder akzeptieren die Hilfe gerne. Aber was macht ein Detektiv in diesen Fällen?

- Überwachung – vielfach beginnt der Auftrag mit der Überwachung der verdächtigten Person. Ein klassischer Fall wäre, dass der Unterhaltspflichtige angibt, aktuell keine Arbeit zu haben, der Detektiv jedoch eindeutig feststellt, dass täglich das Büro aufgesucht wird. Mitunter können auch Mitarbeiter in Unternehmen eingeschleust werden, die sich als Praktikant ausgeben und dort versuchen zu erfahren, ob der Unterhaltspflichtige betrügt. Im Falle von Unterhaltsbetrug seitens des Unterhaltsempfängers wird ebenfalls geschaut, ob nicht Einkünfte von beträchtlicher Höhe verdient werden oder ob bereits eine neue Lebenspartnerschaft eingegangen wurde.

- Beweise sichern – im Klageverfahren und vor Gericht zählen nur eindeutige Beweise. Diese müssen von der Detektei gesichert werden. Dabei ist auf die Rechtssicherheit zu achten, denn widerrechtliche Beweise zählen vielfach nicht.

- Zusammenarbeit – die Detektei arbeitet eng mit den eingebundenen Rechtsanwälten und auch den Behörden zusammen. Gerade bei Betrugsfällen rund um den Kindesunterhalt spielt das Jugendamt eine tragende Rolle, denn bei nichtzahlenden Vätern müsste es beispielsweise in Vorleistung treten.

Wichtig ist, niemals selbst zu agieren und immer auf fachliche Hilfe zu setzen. Auch während einer Ermittlung müssen sich Betrogene zurückhalten. Würden sie beispielsweise auf erste Beweise reagieren und den Betrüger zur Rede stellen, so könnte dieser seine Spuren verwischen.

Was ist bei der Wahl einer Detektei zu beachten?
Leider ist Detektiv keine geschützte Berufsbezeichnung oder ein echter Ausbildungsberuf. Daher gibt es durchaus schwarze Schafe auf dem Markt, die es zu vermeiden gilt. Und wie funktioniert das?

- Verbandüber die Verbandsseiten der Detekteien lassen sich viele gute Adressen finden. Die Verbände selbst nehmen nur Detektive auf, die bestimmte Standards vorzeigen können.

- Zusammenarbeiten prüfen – auch Rechtsanwälte haben häufig Adressen von Detekteien, mit denen sie zusammenarbeiten. Ansonsten hilft es, bei der Suche nach Detekteien die bisherigen Kooperationen zu prüfen. Gibt eine Detektei beispielsweise Anwaltsbüro X an, so kann durchaus einmal bei den Anwälten nachgefragt werden, ob eine Empfehlung besteht. Auch die Googlesuche kann sehr aufschlussreich sein, wenn nach Erfahrungen gesucht wird.

- Nachweise – der TÜV Rheinland beispielsweise prüft auch Detekteien. Eine entsprechend durch den TÜV geprüfte Detektei in Köln lässt sich jedoch ebenso leicht finden wie in München, Kiel oder Frankfurt. Allgemein gibt es das TÜV-Zertifikat nach DIN EN ISO 9001, welches deutschlandweit eine Gültigkeit hat und somit auch vom TÜV Hessen, Nord und Süd vergeben wird. Zusätzlich sollten Sie auf eine Zertifizierung nach DIN SPEC 33452 für die ‚geprüfte, nachweisbare Qualität bei Wirtschafts- und Privatermittlungen‘ der gewünschten Detektei zwingend achten.

- Offenheit – im Gespräch geht ein guter Detektiv offen und nachvollziehbar auf die Kosten ein.

Doch trotz aller Optionen und Prüfmöglichkeiten ist die Beauftragung von Detektiven gerade bei Privatpersonen auch eine Bauchentscheidung. Die Chemie zwischen Detektiv und Auftraggeber muss stimmen. Eine gute Detektei vereinbart stets ein Erstgespräch, in dem nicht allein der Fall besprochen wird, sondern beide Seiten die Zusammenarbeit prüfen können. Wer nun ein schlechtes Gefühl hat, der darf auf das Gefühl vertrauen.

Übrigens wird bei der Beauftragung einer Detektei ebenso ein Vertrag geschlossen, wie bei allen anderen Dienstleistungen auch. Teilweise ist es sogar notwendig, eine Vollmacht zu unterzeichnen.

Fazit – Unterhaltsbetrug ist kein Kavaliersdelikt
Und das gilt für beide Seiten. Für Betroffene ist es hart, um den Unterhalt betrogen zu werden, doch auch für die Unterhaltspflichtigen kann die unrechtmäßige Zahlung eine große Härte darstellen. Um den Betrug herauszufinden und nachzuweisen, sind Rechtsanwälte und Detekteien das A und O. Allein sollte niemand agieren, es ist zu wahrscheinlich, dass die erhaltenen Beweise vor Gericht keinerlei Gültigkeit haben. (prm)

Agentur Autor:
Marvin Schäffler
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