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Nachricht vom 04.04.2022
Wirtschaft
Verkehrsverbund Rhein-Sieg fährt ein Minus von knapp 20 Millionen Euro in 2021 ein
Die Corona-Pandemie hat auch deutliche Auswirkungen auf den Öffentlichen Schienenpersonennahverkehr: Die Einnahmen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg gingen im Jahr 2021 gegenüber 2020 um knapp 20 Millionen Euro zurück.
Michael Vogel legte als einer von zwei VRS-Vorsitzenden die Bilanz für das Jahr 2021 vor. (Foto: VRS GmbH/Smilla Dankert)Köln/Kreis Altenkirchen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind entgegen aller Hoffnungen auch im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), zu dem auch Teile des Kreises Altenkirchen gehören, weiterhin deutlich zu spüren. Im Jahr 2021 erwirtschafteten die 25 im Beirat des VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen Einnahmen in Höhe von 535,26 Millionen Euro. Das machte ein Minus von 19,74 Millionen Euro (- 3,56 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2020 (554,99 Millionen Euro) aus. "Die Abwärtsspirale bei den Einnahmen hat sich verlangsamt. Trotzdem stehen dem ÖPNV noch schwere Zeiten bevor", sagte Michael Vogel – neben Dr. Norbert Reinkober einer der beiden VRS-Geschäftsführer – während der Jahresbilanzpressekonferenz. "Im Sinne übergeordneter Ziele wie der Mobilitätswende und dem Klimaschutz müssen wir die Fahrgäste nach Überwinden der Pandemie vom Umstieg auf Bus, Bahn und Zug überzeugen. Um dies zu erreichen, werden wir unser Tarif-Portfolio weiter mit Blick auf die Anforderungen, die durch die neuen Lebensroutinen der Menschen entstehen, weiterentwickeln." So hat der VRS während der Pandemie die neuen Angebote "10TageFlexTicket" und "JobTicketLight" als Antwort auf die geänderte Arbeitswelt gestartet.

Bartarif legte leicht zu
Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr erfolgte 2021 eine Trendwende: Waren 2020 noch die Zeitkarten das stabilste Segment, legte 2021 der Bartarif (EinzelTickets, AnschlussTickets, Mehrfahrtentickets und 24StundenTickets) wieder leicht zu. Die Einnahmen stiegen um 8,30 Prozent auf 109,77 Millionen Euro (2020: 101,36 Millionen Euro). Besonders die EinzelTickets mit einem Plus von 14,10 Prozent und das 4erTicket MobilPass mit einem Plus von 12,73 Prozent stachen heraus. Auch das 24StundenTicket für eine Person entwickelte sich mit einem Plus von 5,28 Prozent gegenüber dem Vorjahr positiv. Gleichzeitig stagnierten die Einnahmen bei den Zeitkarten im Ausbildungsverkehr (2021: 170,65 Millionen, 2020: 170,37 Millionen, + 0,16 Prozent), die Einnahmen bei den Zeittickets für Erwachsene gingen zurück. In diesem Sektor generierten die Verkehrsunternehmen im Jahr 2021 Einnahmen in Höhe von 249,75 Millionen Euro (2020: 278,65 Mio. Euro), das bedeutete ein Minus von 10,37 Prozent. "Diese Entwicklung legt den Schluss nahe, dass die Stammkunden, die dem ÖPNV in der Corona-Krise lange Zeit die Treue gehalten haben, im vergangenen Jahr teilweise zu Produkten des Bartarifs gegriffen haben", erläuterte Vogel. Die Kundenzahl der ZeitTicket-Inhaber ging um 7,63 Prozent auf 696.000 zurück (2020: 753.500; - 57.500). Die Einnahmeverluste im Zeitkartensegment waren beim MonatsTicket für Erwachsene (- 21,03 Prozent) und beim MonatsTicket Azubi (- 33,31 Prozent) am ausgeprägtesten. Die Mindereinnahmen wurden aus den Unterstützungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen, den sogenannten Rettungsschirmen, größtenteils aufgefangen.

HandyTickets auch in der Krise beliebt
Es stellte sich heraus, dass der Trend hin zu digitalen Tarifen auch unter Corona-Bedingungen anhält. So stiegen die Einnahmen beim HandyTicket im Jahr 2021 wieder auf nunmehr 36,02 Millionen Euro (2020: 29,85 Millionen Euro, + 20,68 Prozent). Von Beginn der Corona-Krise an führt der VRS regelmäßig Befragungen zur Verkehrsmittelnutzung sowie zur Arbeit im Homeoffice während der Pandemie durch. Bei einer im Herbst 2021 platzierten Online-Befragung von Berufstätigen gaben 18 Prozent an, dass sie für Arbeitswege hauptsächlich den ÖPNV nutzen. 63 Prozent hingegen reisten zum Zeitpunkt der Befragung jeweils mit dem Auto oder dem Motorrad zur Arbeitsstätte an. Interessant ist der Zusammenhang mit Parkflächen am Arbeitsort: 66 Prozent gaben an, dass ihnen am Arbeitsort jeweils ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung stehe, wenn sie mit dem Auto zur Arbeit anreisten. Als Hinderungsgründe nannten diejenigen, die den ÖPNV aktuell nicht für den Weg zur Arbeit nutzen, zu 47 Prozent die "Fahrtdauer mit dem ÖPNV", 23 Prozent führten "hygienische Gründe" an

Große Herausforderungen für die Zukunft
Für das Jahr 2022 haben sowohl der Bund als auch das Land Nordrhein-Westfalen bereits signalisiert, den ÖPNV wieder finanziell unterstützen zu wollen. Ob auch für das Jahr 2023, für das Verkehrsexperten anhaltende Einnahmeausfälle erwarten, Gelder fließen werden, ist hingegen zweifelhaft. Vogel verdeutlichte: "Mobilität ist ein Stück Daseinsvorsorge, das es zu bewahren und weiter auszubauen gilt. Um dieses Ziel, auch ohne Blick auf die durch die Corona-Pandemie gebeutelte Situation, zu erreichen, ist eine neue Finanzierungsstruktur unerlässlich. Die Nutzerfinanzierung, die im VRS rund 75 Prozent der entstehenden Kosten abdeckt, ist an ihre Grenzen gekommen. Wie alternative Modelle, zu denen aus unserer Sicht zwingend eine größere Beteiligung von Bund und Land gehört, aussehen können, lassen wir gerade in einer Studie untersuchen. Die Ergebnisse erwarten wir für den Herbst."

Mit "9 für 90" Fahrgäste zurückgewinnen
"9 für 90"-Maßnahme: Land und Verbünde arbeiten mit Hochdruck an der Einführung dieses Tickets, das 90 Tage gilt und 9 Euro kostet. Es soll eine Chance zur Rückgewinnung von Fahrgästen und zur Neukundenansprache im ÖPNV sein. Ziel ist, eine Lösung zu entwickeln, die schnell vertrieblich umzusetzen ist und den Fahrgästen dann unbürokratisch zur Verfügung steht. Selbstverständlich muss das neue Angebot auch für Bestandskunden gelten. Sobald weitere Details feststehen, wird seitens der NRW-Verbünde schnellstmöglich auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen informiert.

eTarif auch im Regelbetrieb erfolgreich
Seit dem 06. Dezember 2021 ist zudem im VRS ein neues Tarifzeitalter angebrochen: Der elektronische Tarif (eTarif) eezy VRS ist in den Regelbetrieb gestartet. Nach einer bereits sehr erfolgreichen, mehrjährigen Pilotphase überzeugt eezy VRS auch in den ersten knapp vier Monaten im Regelbetrieb. Die App "VRS eezy.nrw" wurde bislang rund 30.000 Mal heruntergeladen. "Unser Baby ist quasi erwachsen geworden und muss sich jetzt in der weiten Welt behaupten. Wir freuen uns außerordentlich, dass die Fahrgäste eezy VRS so gut annehmen und auch im Regelbetrieb ein so großes Interesse an unserem innovativen Tarif besteht", sagte Vogel. Die Fahrgäste absolvierten via eezy VRS bereits rund 75.000 Fahrten. Noch im Jahr 2022 soll die "VRS eezy.nrw"-App um weitere Funktionen ergänzt werden.

Feier im September
Im September 2022 wird der VRS 35 Jahre alt. Am Samstag, 27. August, veranstaltet er ein großes Familienfest auf dem Gelände des Kölner Tanzbrunnens. "Wir freuen uns, dass namhafte Musiker und Bands wie Brings, Kasalla, Guildo Horn, Mo Torres und Björn Heuser zugesagt haben, aufzutreten", freute sich Reinkober. Außerdem werden im Live-Musik-Programm zu hören sein: Grüngürtelrosen, Pelemele, Mama Afrika und mehr. Dazu kommen für die jüngeren Besucher Spielshows, Torwandschießen, Hüpfbus und Fotobox. Der Eintritt ist frei. Gefeiert wird zwischen 10 und 22 Uhr. (vh)
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