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Pressemitteilung vom 16.04.2022 |
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Region |
Westerwald/Limburg: Ikke Hüftgold holt 750 Ukraine-Flüchtlinge ins Nassauer Land
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Mit 17 Bussen hat der im Westerwald aktive Musik-Manager und Schlager-Sänger Ikke Hüftgold alias Matthias Distel 750 ukrainische Flüchtlinge ins Nassauer Land gebracht. Hinzu kommen Spenden. Im Interview für eine beteiligte Stiftung stellen die Verantwortlichen den Hilfsaktionen eine großartige Zwischenbilanz aus. |
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Region. Die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Region für Geflüchtete aus der Ukraine ist enorm. Viele haben Mütter und Kinder aufgenommen, teilweise auch mit weiteren Familienangehörigen. Der in Heiligenroth aktive und im hessischen Limburg wohnhafte Musikmanager und Sänger Matthias Distel (alias Ikke Hüftgold) hat bislang 750 Personen ins Nassauer Land gebracht – Max Stillger kümmert sich mit seinem Team um rund 300 davon. Auf den Spendenkonten der Summerfield Kids Foundation von Distel und der Max-Stillger-Stiftung sind in knapp sechs Wochen bereits mehr als 200.000 Euro eingegangen. Hinzu kommen Sachspenden im Wert von weit über 100.000 Euro. "Eine großartige Zwischenbilanz", sagten die beiden Verantwortlichen übereinstimmend in einem Interview, das der Journalist Joachim Heidersdorf für die Stiftung führte.
Am 6. März haben Sie mit der Ankündigung, 500 ukrainische Kinder und Mütter aus einem polnischen Lager in die Region zu holen, für Aufsehen gesorgt. Wie läuft das ab und was ist danach passiert?
Distel: In dieser Woche haben wir vom Westerwald aus den 17. Bus auf die Reise an die polnisch-ukrainische Grenze geschickt, darunter mehrere Doppeldecker. Hin und zurück sind es 2800 bis 3000 Kilometer. Dafür brauchen wir rund 30 Stunden; vor Ort lediglich zwei Stunden, weil die Abwicklung sich inzwischen eingespielt hat. Neben zwei Busfahrern sind drei Begleiter im Einsatz. Ich war zweimal dabei. Das war sehr eindrucksvoll und hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Hilfe dringend nötig ist. Zahlreiche Geflüchtete steigen unterwegs in Dresden, Leipzig, Erfurt oder Frankfurt aus. Etwas mehr als 700 sind bis Limburg und Heiligenroth mitgefahren, 400 davon von dort auf eigenen Wunsch zu Verwandten oder Bekannten in anderen Gebieten weitergereist.
Es ist oft zu hören, dass die meisten Ukrainer in Berlin bleiben und nicht in ländliche Gegenden wollen. Müssen Sie manche überreden?
Distel: Limburg oder Heiligenroth kennt von denen keiner. Wenn wir sagen, wir bringen Euch in die Nähe von Frankfurt und Köln, dann ist das okay.
Wie viel Geld ist bislang für die Ukrainehilfe gespendet worden?
Stillger: Kurz vor Ostern waren es bei meiner Stiftung 85.000 Euro. Auf dem Konto der Kinderstiftung von "Ikke", die bei uns angedockt ist, sind 122.500 Euro eingegangen. Hinzu kommen Sachspenden im Wert von weit mehr als 100.000 Euro. Allein Marcel Kremer hat für 50.000 Euro Einkaufsgutscheine für die Limburger "WERKStadt" gespendet. Alles in allem bedeutet das einen hohen Verwaltungsaufwand, für den ich persönlich aufkomme. Auch wenn unser Aufwand immens gestiegen ist, stehe ich zu meinem bei Gründung der Stiftung gegebenen Wort, dass von jedem gespendeten Euro 100 Prozent bei den Betroffenen ankommen.
Distel: Darauf müssen wir immer wieder hinweisen; das ist den Spendern ganz wichtig. Es gibt anderen Bündnisse, die über zehn Prozent für die Verwaltung und Organisation abzweigen. In meiner Unternehmensgruppe sind ebenfalls mehrere Mitarbeiter für diese Aufgabe abgestellt.
Sie haben unterschiedliche Ansätze – oder?
Distel: Ja, doch wir ergänzen uns ideal. Mein Fokus liegt auf Kindern und Müttern, die wir nach Deutschland holen und unterstützen.
Stillger: Und wir kümmern uns in der Region um die Menschen; auch um Ukrainer, die auf anderem Weg hierhergekommen sind. Vor allem im Landkreis Limburg-Weilburg, außerdem im Westerwald- und im Rhein-Lahn-Kreis. Das sind zurzeit insgesamt rund 300. Mit Theo Speier habe ich einen Helfer an der Hand, der sich fast ausschließlich und sehr engagiert der „Nachsorge“ widmet. Er sorgt für die Unterbringung, die Anschubfinanzierung und die Grundausstattung. Er hält Kontakt zu den Vermietern, Geflüchteten und Behörden.
Apropos: Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Ämtern?
Stillger: Insgesamt gut. Kreise und Kommunen sind in der Regel hilfsbereit und kooperativ. Manchmal kommt allerdings der Bürokratismus durch. Wenn Bürger in ihren Häusern schnell Platz für Geflüchtete schaffen wollen und zu diesem Zweck Veränderungen vornehmen müssen, können sie nicht bis zur Genehmigung eines Bauantrags warten.
Wie reagieren die Ukrainer auf die Hilfe?
Stillger: Mit großer Dankbarkeit. Wie Theo Speier berichtet, sind viele verunsichert und verängstigt. Und natürlich haben sie Angst um ihre Angehörigen in der Heimat. Die meisten wollen möglichst schnell wieder zurück. Die Sprache ist ein großes Problem; keiner spricht Deutsch, nur wenige Englisch. Die Verständigung läuft mithilfe einer Übersetzungs-App. Manche helfen ihren Gastfamilien im Haushalt und bei anderen Arbeiten.
Distel: Die Leute sind unglaublich froh, wenn wir sie aus dem Lager holen und freuen sich über jede Hilfe.
Wie lange wollen Sie die Hilfsmaßnahmen fortsetzen?
Distel: So lange vom Krieg Betroffene nach Deutschland wollen und wir Geld dafür in der Kasse haben. Vor zwei Wochen war es mal ruhiger, nun flüchten Viele aufgrund des erwarteten Angriffs aus der Ostukraine.
Stillger: Wir richten uns auf einen längeren Zeitraum ein. Dabei überlegen wir jetzt schon, wie wir die Ukrainer integrieren können, zum Beispiel durch die Mitgliedschaft in Vereinen.
Was machen Sie mit den Spendengeldern?
Distel: Eine Fahrt kalkulieren wir mit rund 5000 Euro; es kann auch nicht alles ehrenamtlich geleistet werden. Wir verteilen Gutscheine für Lebensmittelmärkte und schaffen auf Wunsch verschiedene Dinge an – vom Kindersitz über Kleidung bis zur Mikrowelle. Vieles wird gespendet, zuletzt 80 Kinderfahrräder. Nach Ostern stellt uns Walter Meloni einen Laden am Limburger Kornmarkt zur Verfügung, in dem Ukrainer wichtige Sachen bekommen. Darum kümmert sich Ula Casselman aus Eschhofen, die sich wochenlang unermüdlich freiwillig engagiert hat und die ich jetzt eingestellt habe.
Stillger: Die finanzielle Unterstützung vom Staat kommt ja erst nach ein paar Wochen. Bis dahin müssen die Menschen leben können… Wir helfen in erster Linie mit Einkaufsgutscheinen, die wir bei lokalen Unternehmen, die uns teilweise Rabatte einräumen, erwerben. Nur in absoluten Notfällen auch mit etwas Bargeld. Wir haben beispielsweise auch Dolmetscher engagiert. Und die Stiftung hat auf Anregung des Brechener Bürgermeisters Frank Groos aus ihrem Bestand die Städte und Gemeinden im Landkreis sowie einige Kommunen in der Umgebung mit Starterpaketen ausgestattet. Dazu gehören insgesamt 25.000 FFP2-Masken, weil die meisten Ukrainer nicht geimpft sind.
Hält die Spendenbereitschaft an?
Stillger: Ja, auch wenn sie etwas nachgelassen hat. Aber wir dürfen uns an diesen Krieg nicht gewöhnen. Die Hilfsbereitschaft in der Region ist insgesamt enorm. Imponierend, wie viele auch weniger betuchte Familien Wohnungen anbieten. Ihnen geht es nicht ums Geld. Kaum einer fragt nach Mieteinnahmen. Vereine, Gruppen und Firmen spenden weiter für unsere Ukrainehilfe. Zwei aktuelle Beispiele: Funktionäre des TV Niederselters haben bei einem Aktionstag 1600 Euro gesammelt, Heckelmanns Familienhof Altes Zollhaus nach bei einer Waffelaktion im Hofcafé 3000 Euro gespendet. Alles toll!
Planen Sie auch selbst Aktionen, um Einnahmen zu erzielen?
Distel: Wir sind in der Hochphase der Vorbereitung für eine gigantische Benefizveranstaltung: Am Pfingstmontag (6. Juni) steigt in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn unter dem Motto „Promis kicken für Kids“ das Abschiedsspiel für Fußballreporterlegende Werner Hansch, das live im Fernsehen übertragen wird. Wir erwarten ein ausverkauftes Haus, einen sechsstelligen Erlös für die Foundation und einen gewaltigen Promi-Auflauf. Ehemalige Fußballhelden wie Olaf Thon, Mario Basler, Klaus Fischer, Klaus Fichtel und Martin Max stellen sich ebenso in den Dienst der guten Sache wie Showstars und wichtige Influencer. Das Geld fließt auch weiteren Zwecken der Kinderstiftung zu. Infos und Tickets unter www.abschiedsspiel.com.
Stillger: Für den zweimal wegen der Pandemie verschobenen musikalischen Frühschoppen in der Kulturhalle Niederbrechen werden wir einen dritten Anlauf starten. Im Herbst wollen wir das zweite Benefizfußballturnier in Niederbrechen ausrichten. Daneben bereiten wir wieder einen Fußball-Talk mit einem Schwergewicht des deutschen Fußballs vor. (PM)
Informationen und Spendenkonten:
www.max-stillger-stiftung.de.
Brüsseler Straße 5, 65552 Limburg. Tel. (06431) 94730
Volksbank Rhein-Lahn-Limburg
Stichwort Ukrainehilfe
IBAN: DE42 5709 2800 0217 4353 07
Summerfield Kids Foundation
Auf der Birke 2A, 56412 Heiligenroth, Tel. (02602) 997 1513
Volksbank Rhein-Lahn-Limburg
IBAN: DE20 5709 2800 0217 4353 15 |
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