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Nachricht vom 14.06.2022
Region
Abfallwirtschaft im Kreis: „In die Puschen kommen“ fürs nächste Großprojekt
Das eine große Projekt ist abgeschlossen, da ist das nächste schon im Anflug: Nach der Restrukturierung der Tourenplanung zwischen Willroth und Niederschelderhütte muss der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises Altenkirchen das Abfallwirtschaftskonzept für die Jahre 2024 bis 2029 auf die Beine stellen.
Viele Mülltonnen im Kreis Altenkirchen werden inzwischen an anderen Wochentagen geleert, als es viele Jahre lang der Fall war. (Foto: Pixabay) Altenkirchen. Seit knapp einem halben Jahr gilt der neue Tourenplan für die Einsammlung der verschiedenen Müllsorten im Kreis Altenkirchen. Dass es bei der Umstellung zum 1. Januar 2022 auf durchaus auch andere Abfuhrtage hin und wieder geklemmt habe, räumte Werner Schumacher als Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) des Kreises Altenkirchen ohne Umschweife ein. „Feinabstimmungen und Nachjustierungen sind inzwischen abgeschlossen, wir haben es hinbekommen, wie es geplant war“, sagte er während der Zusammenkunft des Werkausschusses am späten Dienstagnachmittag (14. Juni) im Altenkirchener Kreishaus. Die Zahl der Reklamationen gehe seit Februar kontinuierlich zurück, die Schnelligkeit der Beschwerdebearbeitung sei zunächst steigerungsfähig gewesen, habe sich inzwischen aber wieder im „Normalbetrieb“ eingependelt. Die Firma Remondis, beinahe „Generalunternehmer“ in Sachen Abfall, habe einen, so (dritter) Kreisbeigeordneter Gerd Dittmann, der für den AWB zuständig ist, fast sechsstelligen Betrag investiert, um die längst veralteten Streckenführungen (Grundlage waren noch drei Standorte der Abfallwirtschaft) auf Vordermann zu bringen. Letztendlich werde ein Fahrzeug eingespart, was im Jahr rund eine Viertelmillion Euro ausmache. Mit diesem Wissen könnten die nächsten großen Ausschreibungen angegangen werden. „Aktuell wirkt sich das nicht aus, denn wir haben feste Verträge mit Remondis“, fügte Dittmann an, und Schumacher ergänzte: „Es bestand wirklich Handlungsbedarf.“

Abfuhr in Wissen erst ab 10 Uhr
Schwerpunkte der Neuorientierung waren unter anderem die Bündelung von vier Abfuhrtagen in Altenkirchen auf nunmehr einen (Freitag). In Wissen rollen montags die Remondis-Fahrzeuge durch die Straßen – aber erst nach 10 Uhr, damit die Gefäße nicht übers gesamte Wochenende bereitstehen (müssen). So sah der Kompromiss aus, den die Stadtspitze und die Einzelhändler mit dem AWB ausgehandelt hatten, um zum Wochenstart die 6-Uhr-Frist für das Rausstellen der Tonnen zu umgehen. Mit Blick auf die Mengenentwicklungen (Januar bis April) sah Schumacher einen Anstieg beim Restmüll, eine rückläufige Tendenz beim Bioabfall, beim Papier ein Absinken der absoluten Menge mit einem deutlichen Aufwärtstrend beim Volumen (viele Beistellungen), während das Kontingent, das sich in den Gelben Tonnen befand, wieder den vorpandemischen Stand erreicht hat (Remondis leert Gelbe Tonnen im Auftrag des Dualen Systems Deutschland). In Sachen Altglas liege der AWB mit der in rund 330 Containern gesammelten Menge im Plan, aber „besser geht immer“. Schumacher machte gleichfalls auf einen „Generationswechsel“ bei Remondis aufmerksam. Einher damit gehe eine Verjüngung des Personalstamms. Da Lastwagenfahrer Mangelware seien, sollen Müllwerker zu Fahrern ausgebildet werden. Die Firma plane ebenfalls, Müllwerkerinnen und Fahrerinnen einzusetzen.

Neue gesetzliche Vorgaben
„Wir müssen langsam in die Puschen kommen“, schwenkte Schumacher zum nächsten großen Ziel: das Abfallwirtschaftskonzept für die Jahre 2024 bis 2029. Ein Kick-off-Meeting wurde für Donnerstag, 21. Juli, 16 Uhr, angesetzt. Alles müsse auf den Tisch, alles müsse überprüft werden, definierte er die Vorgehensweise und gab diese Parole aus: „Wir müssen schauen, wo man Dinge verbessern kann.“ Es gilt, auch neue gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen. Vom Jahr 2025 an, so Schumacher, werde der AWB beispielsweise verantwortlich für Altkleidersammlungen, „die sehr gute Erlöse einbringen“. Abfallanalysen würden zur Pflicht. Und die Zeit der Firma Harz Humus Recycling, die den Bioabfall von Altenkirchen gen Harz transportiert, „läuft ab. Ferntransporte wird es nicht mehr geben“, machte Schumacher unmissverständlich deutlich, dass ein neuer Verwertungsweg für Bioabfälle unumgänglich sei. Für ihn stelle sich auch die Frage, ob das Holz aus dem Sperrabfall (50 Prozent Anteil) vielleicht sogar separat zusammengetragen werden könne. Last but not least brachte Schumacher das Überleben oder den „Tod“ des Umweltkalenders in Spiel, dessen Produktion pro Jahr 25.000 Euro koste. „Mit ihm stehen wir deutschlandweit ziemlich allein da“, berichtete er, „ist das noch vertretbar oder sind Alternativen im Internet, in den Social-Media-Kanälen vorstellbar?“ Grundsätzlich freue er sich über jede Idee, die dann in der Arbeitsgruppe, die sich des Themas „Abfallwirtschaftskonzept“ annimmt, besprochen werde.

Zusätzliche Zisternen erforderlich
Der geplante Wertstoffhof in Kirchen-Wehbach wird frühestens wohl erst im kommenden Jahr seinen Betrieb aufnehmen, während sein „Bruder“ in Altenkirchen seit dem 4. April seine Pforten geöffnet hat und sich laut Schumacher „positiver Resonanz“ erfreue. Für das Pendant im Oberkreis ist nunmehr der Genehmigungsantrag eingereicht, für den Brandschutz müssten zusätzlich Zisternen gebaut werden. Nun sei die SGD Nord am Zug. „Die Ortsgemeinden im Landkreis wurden wegen der Genehmigungssituation der Grünschnittannahmeplätze durch die Untere Abfallbehörde angeschrieben und informiert“, sprach Schumacher ein heikles Thema an, „der AWB möchte die Thematik im Zuge des Abfallwirtschaftskonzeptes neu angehen, weil nicht alles in Ordnung ist.“ Andere Landkreise hätten die Sache schon hinter sich. Es gebe halt viele Vorschriften. (vh)
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