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Pressemitteilung vom 26.07.2022 |
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Wirtschaft |
Lionsclub Westerwald: Welche Zukunft hat die Wirtschaft im ländlichen Raum?
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Der Präsident vom Lionsclub Westerwald, Michael Nassauer empfing anlässlich eines regulären Clubabends in der Scheune des Breidenbacher Hofes den Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen zu einem Vortrag mit dem Thema "Welche Zukunft hat die Wirtschaft im ländlichen Raum?" |
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Region. Klaus Gräbener stellte sich kurz vor und skizzierte seinen Werdegang nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften über seine Tätigkeit als Berufsschullehrer bis hin zu seiner heutigen Tätigkeit als Geschäftsführer der IHK-Siegen, die er 2015 übernahm. Zunächst gab er einen Überblick über die Wirtschaftsregion Siegen, die eine Wirtschaftsleistung von rund 17 bis 17,5 Milliarden Euro hat. In der Industrie sind rund 85 Tausend Menschen beschäftigt. Das zeigt auch, dass der Kern dieser Region immer noch im verarbeitenden Gewerbe liegt. Insgesamt sind rund 180 Tausend Menschen in der Region sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Allein in der Zeit von 2005 bis heute sind rund 40 Tausend neue Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Das entspricht einem Zuwachs von 5.000 Menschen im zwei Jahresrhythmus und damit der höhe der Einwohnerzahl von Kreuztal. Bei einer Unterbeschäftigung von 4Prozent in der Region entspricht das Quasi Vollbeschäftigung. Im Hinblick auf die Kernfrage seines Themas stellte er fest, dass sein Vortrag vor drei Jahren anders ausgesehen hätte. Man hätte darüber gesprochen, dass man hier und da etwas verbessern muss, um die gute Grundlage zu optimieren. Das wird, Stand heute, bei weitem nicht mehr reichen. Die größten Risiken und Probleme bestehen aus seiner Sicht in den folgenden Punkten:
Inzwischen fehlt es im Raum Siegen, Olpe, Wittgenstein an ausreichenden Gewerbeflächen. Siegen verfügt nur über 60 Prozent der Fläche des Landesdurchschnitts, hat aber die höchste Anzahl an Industriebeschäftigten. Siegen hat die höchste Industriedichte in Nordrhein-Westfalen. In der Region besteht ein Defizit von rund 500 Hektar. Bei der Entwicklung von Gewerbeflächen ist aus seiner Sicht das Hauptproblem, dass alles nur noch in Frage gestellt aber nichts mehr nach vorne gebracht wird. In den Gemeinderäten sitzen nur noch Beamte, aber keine Gewerbetreibende mehr.
Das zweite große Problem ist die Sprengung der maroden Autobahnbrücke der A45. Erste Menschen verlassen ihre Firmen und suchen sich neue Arbeitsplätze, da sie den längeren und umständlichen Anfahrtsweg nicht akzeptieren. Die Ausbildungsverträge sind von im Schnitt 2.500 pro Jahr auf aktuell 1.500 eingebrochen. Die Schüler tun sich den längeren Weg zu den Berufsschulen in Dortmund und Iserlohn nicht an - 40 Wochen im Jahr. Daran wird sehr plastisch klar, was die Beeinträchtigung bedeutet. In Anbetracht der Planungs- und Bauzeiten in Deutschland und einer fehlenden Bereitschaft den Planungsprozess am Beispiel dieser Brücke zu verkürzen lässt die Vermutung zu, dass dieser Zustand fünf bis zehn Jahre bestehen bleibt.
Neben den akuten Schwächen laufe man Gefahr, dass die Dekarbonisierung (Allgemein bezeichnet Dekarbonisierung die Strategie, mit der Unternehmen eine CO2-arme Wirtschaft erreichen wollen.) in Deutschland zur Deindustrialisierung führt. Man befinde uns in einem Abwehrkampf der Industrialisierung. Durch die Umstellung auf E-Mobilität sind viele Zulieferer aus der Region in ihrem Kerngeschäft bedroht. Stand heute muss man sagen, es fällt mehr weg als geschaffen wird.
Ein weiterer Faktor, der die gesamte Republik betreffe, ist die aktuelle Neuverschuldung durch Corona sowie die zusätzlichen Ausgaben durch den Ukrainekrieg. „Mit 480 Milliarden Euro Verschuldung werden unsere Kinder und Kindeskinder in der Zukunft belastet. Dabei ist noch kein Ende abzusehen und es wird weiter Geld in den Markt gepumpt“, so der Hauptgeschäftsführer.
Zusammenfassend müsse man sich in der Zukunft auf Verzicht einstellen. Die ersten Prüfungen kämen mit den steigenden Energiekosten auf uns zu. „Bei durchschnittlichen Füllständen der Gasspeicher von 61 Prozent bedenken die wenigsten, dass die Bandbreite regional zwischen 90 Prozent und 10 Prozent variieren. Die Pluspunkte der Region, die auf für die Zukunft hoffen lassen, ist die gute Ausbildung durch die Universität Siegen sowie die gute Fachkräfteausbildung. Darüber hinaus besteht eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern die Dinge gemeinsam entwickeln“, erklärte Gräbener abschließend.
Für die Teilnehmer des Lions-Clubabends war es ein äußerst Informativer Vortrag, wenngleich auch sehr ergreifend und ernüchternd, was die Region Siegen und das Umland betrifft. (PM) |
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Pressemitteilung vom 26.07.2022 |
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