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Nachricht vom 19.08.2022
Region
Bevölkerungsschutz im Kreis Altenkirchen: Personal und Material stoßen an Grenzen
Rund 1,4 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Altenkirchen engagiert sich im Bevölkerungsschutz. Damit ist das AK-Land offenbar gut aufgestellt. Wieso die Bürgerinnen und Bürger den Ehrenamtlichen dankbar sein müssen - und welche Probleme sich abzeichnen.
Einheiten aus der VG Asbach und der VG Altenkirchen-Flammersfeld bekämpften einen großen Flächenbrand. (Fotos: kkö)Region. Nicht nur in jüngster Zeit wurde bei der Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden deutlich, wie wichtig die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind. Nach den offiziellen Zahlen hat der Landkreis Altenkirchen 129.261 Einwohner (Stand 31. Dezember 2021). Davon engagieren sich im Bevölkerungsschutz rund 1.800 in den verschiedenen Organisationen. Die freiwilligen Feuerwehren stellen, mit rund 1.300 Mitgliedern, den größten Teil der Einsatzkräfte. Laut Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur Ralf Schwarzbach ist der Kreis Altenkirchen damit gut aufgestellt. Er gibt aber zu bedenken: "Aber nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser werden könnte. Wir stellen fest, dass der sogenannte demografische Wandel auch uns erreicht. Die Tagesalarmsicherheit ist nicht mehr überall gewährleistet." Schwarzbach macht mehrere Ursachen aus. Einer davon: Viele Arbeitsplätze befinden sich heute außerhalb des Wohnortes. "Dem wurde bereits dadurch Rechnung getragen, dass die Feuerwehrleute auch in der Einheit des Arbeitsortes tätig werden können", so der Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur.

Einsätze in den letzten Tagen
Die letzten Tage zeigen, dass die Feuerwehren und die anderen Organisationen über hoch motivierte und gut ausgebildete Kräfte verfügen. So werden bei größerem Einätzen auch immer Kräfte der DRK-Ortsvereine alarmiert. Diese übernehmen vor Ort die Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Einsatzkräften und Betroffenen. Auch diese Kräfte, die vielfach den zuerst eintreffenden Regelrettungsdienst ablösen, sind ehrenamtlich tätig. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks sorgen für Beleuchtung, um an Einsatzstellen Gefahrenpunkte zu erkennen.

Weiter gehören Kräfte dazu, die sich um die Verpflegung kümmern. Bei den derzeit herrschenden Temperaturen sind kalte Getränke für die Einsatzkräfte enorm wichtig. Diesen Bereich decken in der Verbandsgemeinde Hamm derzeit Mitglieder der DLRG ab. All dies zeigt - ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben -, dass der Schutz der Bevölkerung immer ein Zusammenwirken vieler Akteure ist. Diese sind im Landkreis Altenkirchen ausschließlich im Ehrenamt aktiv.

Kräfte am Rand der Belastungsgrenze
Die Anzahl der kleinen aber auch größeren Einsätze bei Vegetationsbränden hat die Kräfte an den Rand der Belastungsgrenze geführt. Leider, da sind sich alle Führungskräfte einig, entstehen die meisten dieser Brände durch Unachtsamkeit. Oftmals müssen lange Schlauchstrecken verlegt werden, um überhaupt an den Brandherd heranzukommen. Ein B-Schlauch mit 20 Metern Länge, das sind die Schläuche, die vom Hydranten zum Fahrzeug verlegt werden, wiegt trocken rund 16 Kilogramm. Der Aufbau dieser Leitungen und natürlich die Löscharbeiten sind sehr kräftezehrend, besonders bei den derzeitigen Wetterverhältnissen. Das benutzte Material muss nach dem Einsatz gereinigt werden. Nach jedem Einsatz wird viel Zeit aufgewandt, um die Fahrzeuge wieder mit dem notwendigen Material zu beladen. Viele Einheiten, wie die freiwillige Feuerwehr Hamm, waren in den letzten Tagen mehrfach pro Tag im Einsatz. Gleiches gilt auch für die anderen freiwilligen Feuerwehren im Landkreis.

Personal und Material ist an einer Grenze
Auch das Material geht teilweise zur Neige. Die Wehren hatten oder haben einen bestimmten Vorrat in den Gerätehäusern. Meist ist dies drei oder vier Mal so viel wie das, was zum Bestücken der Fahrzeuge nötig ist. Dies reicht bei einigen Feuerwehren derzeit aufgrund der Vielzahl von Einsätzen nicht aus. Dass die Personaldecke derzeit bei der großen Zahl der Einsätze dünner wird, ist vollkommen normal. Ehrenamtliche Kräfte haben größtenteils Familie und sind mit ihren Angehörigen in Urlaub. Hinzu kommt natürlich, dass nicht jeder Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz verlassen kann. Die Arbeitgeber würden vielleicht gerne mehr Leute freistellen, es scheitert aber daran, dass auch dort Personalnot herrscht.

Besonders in solchen Ausnahmesituationen, wie sie derzeit herrschen, zeigt sich, wie wichtig die Zusammenarbeit über Gemeinde- Kreis- oder auch Landesgrenzen hinweg ist. Auch ist die Unterstützung durch Landwirte und Lohnunternehmer sehr groß. Diese können mit ihren Fahrzeugen schnell glimmendes Material auseinanderziehen, was das Ablöschen vereinfacht. Besonders hilfreich sind bei den Vegetationsbränden die Wasservorräte, die die Landwirte an die Einsatzstelle bringen.

Dank und Anerkennung für alle Beteiligten
Die Bürgermeister der Verbandsgemeinden, die auch die "Chefs" der Feuerwehren sind, stellen heraus, dass dieses ehrenamtliche Engagement unbezahlbar sei. So spricht Fred Jüngerich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, von der enormen Einsatzbereitschaft aller Helferinnen und Helfer. "Die Einsatzkräfte haben nicht nur jetzt allerhöchsten Respekt verdient. Sie leisten ohne Entlohnung einen sehr wichtigen Dienst an der Gesellschaft. In einer Zeit, in der das Ich immer wichtiger zu werden scheint, als das Wir kann man diesen Einsatz nicht genug anerkennen", so Jüngerich. Sein Kollege aus der Verbandsgemeinde Hamm, Dietmar Henrich, hält es für sehr wichtig, dass die Ehrenamtler nicht durch politisch motivierte Entscheidungen behindert werden. Für ihn ist, wie für Jüngerich, der Einsatz der Landwirte Gold wert. "Unsere freiwilligen Feuerwehren gehen derzeit an die Grenze der Belastbarkeit. Nicht nur die zahlreichen Vegetationsbrände, sondern auch das Tagesgeschäft wie am Mittwoch der Brand eines Wohnhauses in Elkenroth muss bewältigt werden. Oft setzen die Helferinnen und Helfer ihre eigene Gesundheit aufs Spiel um zu retten", so Henrich. Der Dank umfasst alle Einsatzkräfte, unabhängig von der Organisation, betonen beide Bürgermeister. (kkö)
       
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