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Nachricht vom 14.06.2011
Region
Eindrucksvoll 30-jährige Partnerschaft Hamm/Roissy gefeiert
Eindrucksvoll wurde das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Hamm und Roissy-en-France jetzt in Roissy-en-France gefeiert. Das Jubiläumsfest im Vorort von Paris wurde zu einem großen Familientreffen.
Bewegender Moment nach der Freskenenthüllung. Fotos: Rolf-Dieter RötzelVon Rolf-Dieter Rötzel

Hamm/Roissy-en-France. In einem besonderen Blickwinkel stand an den Pfingsttagen die deutsch-französische Freundschaft. Roissy-en-France, Standort des Charles-de-Gaulle-Flughafens in Paris, und der Raiffeisengeburtsort Hamm feierten das 30-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft, die am 31. März 1981 mit der Unterzeichnung der ersten Partnerschaftsurkunde durch die beiden damaligen Bürgermeister André Toulouse und Hans Klarmeyer offiziell besiegelt worden war.

Die "Jumelage" wurde im Vorort der französischen Hauptstadt zu einem großen Familientreffen. Sie geht mit nachhaltigen Erinnerungen und als ein besonderer Meilenstein der Völkerverständigung in die Geschichte der beiden Partnergemeinden ein.

Die über 60-köpfige Hammer Delegation, unter ihnen auch Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr und der Schützengesellschaft, waren mit einem Omnibus, einem Kleinbus und Pkw angereist. Das Wiedersehen gestaltete sich wie gewohnt überaus herzlich: Küsschen rechts, Küsschen links, wie es in Frankreich so üblich ist. In den Tagen wurde oft und viel mit den Händen "geredet", aber Freunde verstehen sich auch so, ohne große Worte.

Die Roissyer Organisatoren hatten den gesamten Ortskern mittelalterlich gestaltet - altes Handwerk wurde präsentiert, Spiele und Wettkämpfe fanden statt. 200 Roissyer Bürger waren in die Festlichkeiten involviert. Alle am Partnerschaftstreffen Beteiligten sowie weitere Teile der Bevölkerung erhielten eine epochenbezogene Kleidung, die überwiegend von Roissyer Bürgern genäht worden war.

Am Pfingstsamstag fand nach einem abendlichen mittelalterlichen Konzert in der Kirche ein Festmahl, begleitet von Feuerschluckern, Gauklern, Magiern und einem Feuerwerk unter freiem Himmel statt, an dem neben den Hammer Gästen auch die Bevölkerung teilnahm.

"Wir wollen die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden Hamm und Roissy weiter vertiefen auf der Grundlage des Bewährten, dabei neue Impulse und Ideen hinzufügen", bekundeten die Redner zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft. Sie machten deutlich, wie wichtig Städtepartnerschaften zur Völkerverständigung und für die Einheit Europas sind. Dabei sei die deutsch-französische Freundschaft in einer immer größer werdenden Europäischen Union wichtiger denn je. "Deutschland und Frankreich sind die gemeinsamen Dirigenten", so der einhellige Tenor

"Die Verständigung der Völker untereinander kann nicht durch Willensbekundungen und Absichtserklärungen herbei geführt werden", bekundete der Roissyer Bürgermeister André Toulouse, der seit der ersten Begegnung vor 30 Jahren die Partnerschaft begleitet, bei der samstäglichen Enthüllung einer von Véronique Auger geschaffenen 7,65 mal 1,80 Meter großen Freske an der "Orangerie" im Park, die das Leben in Roissy, die Städtepartnerschaft und die Freundschaft der beiden Gemeinden symbolisiert. "Es sind die Menschen, die über Ländergrenzen hinweg mit der Begründung von Freundschaften zukunftsweisende Akzente für und in Europa setzen", sagte Toulouse.

"Die Menschen müssen aufeinander zu gehen, sich kennen- und verstehen lernen", so Hamms Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen, der sich glücklich schätzte, dass Hamm ein Teil dieser europäischen Gemeinschaft sein darf. Aus dem Kleinen heraus werde ein Zeichen für das Große gesetzt.

Unter dem Beifall der Anwesenden überreichte Toulouse ein Kleinformat des enthüllten Wandgemäldes an die Hammer Delegation. Diese wiederum revanchierte sich mit einem vom Hammer Künstler Volker Niederhöfer geschaffenen Bild, das mit dem gallischen Hahn und dem deutschen Adler die beiden Staatssymbole, die Nationalfarben "Tricolore Bleu-Blanc-Rouge" und "Schwarz-Rot-Gold" sowie die Nationalgetränke "Rotwein und Bier" zeigt.

Große Kraftanstrengungen waren am Samstagabend beim Festbankett von Nöten, um das über 100 Kilogramm schwere Hammer Gastgeschenk in Position zu bringen. Die beiden Kettensägenschnitzer Marius Kraft und Christoph Buchen hatten die Symbole des tags zuvor überreichten Bildes nach Vorlage von Volker Niederhöfer zu einer janusköpfigen Einheit in einem Eichenstamm verschmolzen. Die Holz-Skulptur entfachte großen Beifall, nachdem Niederhöfer das Kunstwerk humorvoll und mit Gesten untermalt vorgestellt hatte.

"Als ich mir Gedanken über ein passendes Motiv machte, fielen mir spontan die Staatssymbole und Farben unserer beiden Länder als Ausgangsidee ein. Zuerst unsere Wappentiere, dann unsere Nationalfarben und schließlich unsere Nationalgetränke, Rotwein und Bier, wobei ich das Kölsch gewählt habe, sehr zum Unwillen der Pils-Fraktion. Als ich mich dann an die Arbeit machte, stellte ich plötzlich fest: Die fünf Farben unserer Nationalflaggen bilden mit den Grundfarben Gelb, Rot, Blau und den beiden Nicht-Farben Schwarz und Weiß das System der Farblehre des "Bauhauses" ab. Mit ihnen kann man alle beliebigen Farbnuancen erzeugen. Und gemeinsam haben unsere beiden Flaggen das Rot, die Farbe des Lebens, der Liebe und der Leidenschaft. Ein bemerkenswerter Zufall, wie ich finde. Und wie ich dann so dachte, träumte und spielte, kam mir unser gemeinsamer Großvater, Euer "Charlemagne" und unser "großer Karl" in den Sinn, in dessen Kaiserreich wir einst vereint waren. In der Folge wurden unsere beiden Länder im Vertrag von Verdun geschieden, und das hat unser europäisches Herz in zwei Herzkammern zerteilt. Diese mittelalterliche Operation hat in der Folge schlimmes Herzleid verursacht. Über Jahrhunderte haben unsere beiden Länder, ja alle Länder Europas, unter dieser Erkrankung des Herzens gelitten, bis hin zum Höhepunkt, zur Krise des Zweiten Weltkrieg."

Bürgermeister André Toulouse, Hamms Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen sowie die beiden Vorsitzenden der Partnerschaftsausschüsse, Tatjana Kremer (Roissy) und Heiko Grüttner dankten allen, die sich bisher in der Partnerschaft engagierten und bis heute für diese Verantwortung übernommen haben. "Es ist nicht nur die hohe Politik, die die Nachbarländer verbindet, es ist jeder Einzelne, der ein tragendes Fundament in der Freundschaft über Ländergrenzen darstellt", so die Redner.

Niederhausen und Grüttner gingen rückblickend auf drei Jahrzehnte Partnerschaft ein und riefen dabei zahlreiche Erinnerungen wach. In einer Gedenkminute gedachte man den verstorbenen Begründern der Partnerschaft; unten ihnen Hans Klarmeyer, Willi Hörter, Albert Demmer und Max Blumberg von Hammer Seite. Anschließend konnten Tränen der Rührung nicht unterdrückt werden, als der Personenkreis, der ununterbrochen seit 30 Jahren die Partnerschaft aktiv mitgestaltet, geehrt wurde.
       
       
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