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Nachricht vom 25.06.2011
Wirtschaft
Eine Zweirad - Ära geht zu Ende
Am Donnerstag, 30. Juni, um 18 Uhr geht in Wissen eine fast 80-jährige Firmengeschichte zu Ende. Das Fahrradhaus Becher schließt die Türen zu und Inhaber Wilfried Becher geht in den Ruhestand - auch wenn es schwer fällt. Über Generationen hinweg sorgte das Fahrradhaus für Mobilität auf zwei Rädern - mit und ohne Motor.
Wilfried Becher schließt am 30. Juni sein Fahrrad- und Zweirad-Fachgeschäft in Wissen. Foto: Helga WienandWissen. Am 30. Juni wird bei Fahrrad Becher in der Rathausstraße der Schlüssel abends zum letzten Mal rumgedreht. Wilfried Becher, der seit 1957 den Betrieb führt, hat keine Nachfolge. Ein Traditionsbetrieb in der Wissener Innenstadt schließt die Türen. "Ja, das hier war mein Leben und es fällt schon schwer", sagt Becher.
Der Räumungsverkauf ist im Gange, Fahrräder und Zubehör sowie Ersatzteile sind mit Rabatten äußerst günstig zu erwerben.
Es gibt viel zu erzählen in der langen Firmengeschichte. Im Jahr 1932 gründeten Paul und Helene Becher in der Siegstraße das Fahrradgeschäft mit Werkstatt. Im Jahr 1944 verloren Bechers nach einem Bombenangriff ihr Geschäft. Es wurde in den Folgejahren wieder aufgebaut. Es waren ungewöhnliche Methoden, die Paul Becher damals anwandte, um die Mobilität einer ganzen Generation sicher zu stellen. Die Arbeiter der damaligen Hütten- und Stahlwerke verdienten zu wenig, um sich ein Fahrrad kaufen zu können, von einem Auto konnte man nur träumen. Also vermietete er die Fahrräder und richtete eine Art Ratenzahlung ein – heute sagt man Leasing dazu.
Sohn Wilfried lernte Zweiradmechaniker und übernahm 1957 das Geschäft und baute es aus. Der Erfolg stellte sich schnell ein, denn die Zeit der Motorroller und Vespas brach an. Rock´n Roll, Petticoat und Vespas wurde zu einem Lebensgefühl einer Nachkriegsgeneration. Die motorisierten Zweiräder und Fahrräder samt Werkstatt bestimmten das Sortiment.
Kinder und Jugendliche fanden bei Wilfried Becher immer ein ganz besonders offenes Ohr. Wenn da mal was kaputt war, ein platter Reifen oder sonstige Probleme – Becher half auch dann, wenn das Taschengeld nicht reichte. Bei allen Wünschen der jungen Kunden stand aber immer die Sicherheit der Räder, egal ob Drahtesel oder Mofa, im Vordergrund.
Radsport – Zubehör wurde ein Thema im Fachgeschäft. Sprichwörtlich wurde in Wissen die Wartung und Service der Werkstatt von Bechers. Ein "Nein, das geht nicht", das haben die Kunden nie zu hören bekommen. Jetzt sagt Wilfried Becher "Tschüss!" - und er wird fehlen. Aber er hat ein faszinierendes Hobby – Fotografie – also ist Langeweile ausgeschlossen und vielleicht bekommen die Wissener ja mal eine Fotoschau zu sehen. (hw)
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