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Nachricht vom 01.10.2022
Region
420.000-Euro-Investition: Stadt Kirchen übergibt neue Unterkunft an DLRG-Ortsgruppe
Eine kleine Odyssee der DLRG Betzdorf/Kirchen bei der Suche nach einem Standort ist mit der Übergabe der neuen Unterkunft zu Ende gegangen: 420.000 Euro hat die Stadt Kirchen investiert. Mit 70.000 Euro brachte sich die DLRG ein, die nun eine dauerhafte Bleibe und sich deutlich verbessert hat.
Mit einer Feierstunde am Pavillon des Bürgerhauses wurde die neue Unterkunft an das DLRG übergeben. (Fotos: tt)Wehbach. "Wir haben lange nach einem Standort gesucht, und wir haben lange gebaut“, sagte der Kirchener Bürgermeister Andreas Hundhausen. Bei einer Feier am Bürgerhaus in Wehbach zeigte sich Hundhausen froh darüber, dass nun die neue Unterkunft übergeben werden kann. Zuvor war die Hilfsorganisation in der "Containersiedlung“ (Hundhausen) am ehemaligen Freibad Wehbach an der Koblenz-Olper-Straße 10a angesiedelt. Der Neubau am Standort Bachstraße 13 sei eine deutliche Verbesserung zu dem, was die Ortsgruppe bislang ihre Unterkunft nennen konnte. "Hier ist alles an einem Ort, und das ist für Einsätze gut und wichtig“, betonte Hundhausen. Er muss es wissen. Als aktiver Feuerwehrmann und qua amt oberster Feuerwehrmann in der Verbandsgemeinde Kirchen hat er eine gewisse Affinität zur Blaulichtfamilie. Die Helfer der DLRG würden viel Ehrenamtliches auf dem Feld der Wasserrettung erbringen, "was DRK und Feuerwehr nicht leisten können“.

In den Neubau wurden rund 420.000 Euro investiert. Die DLRG-Ortsgruppe beteiligte sich mit 70.000 Euro. Der Verein könne stolz darauf sein, sich mit einem so großen Eigenanteil eingebracht zu haben, erkannte der Bürgermeister an. Weitere 57.000 Euro wurden von der Stadt in die Renovierung der angrenzenden alten Schule investiert. In dieser hatte bislang schon das Stadtorchester Kirchen seinen Probenraum - und nun haben auch die Lebensretter dort adäquate Räume für Schulung. "Es ist sehr gut angelegtes Geld in die Sicherheit der Bürger“, betonte Hundhausen. Symbolisch überreichte er einen überdimensionalen Schlüssel an DLRG-Vorsitzenden Reinhard Baumgarten.

DLRG-Chef Reinhard Baumgarten: "Es war ein erster Quantensprung"
Der örtliche DLRG-Chef begrüßte neben den Mitgliedern des Stadtrates auch Vertreter umliegender Ortsgruppen sowie den stellvertretenden Kirchener Wehrleiter Steffen Kappes und Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Ralf Schwarzbach sowie die „lieben Nachbarn“ von der Bachstraße, die auch zur Feier erschienen waren. Bei seiner Ansprache erzählte Baumgarten von der kleinen Odyssee, die man hinter sich gebracht habe - "bis wir hier ankommen durften“. Rückblick: Mindestens seit Anfang der 1990er-Jahre nutzte die Ortsgruppe Räumlichkeiten im damaligen Freibad auf dem Molzberg. Nachdem an der Unterkunft das Dach undicht war und fast alle Wände in den Räumen feucht waren, wechselte man im Oktober 2008 den Standort nach Wehbach. Es wurden Container angemietet, die der Stadt gehörten. "Das war ein erster Quantensprung, als wir in recht angenehme Räumlichkeiten umgezogen sind“, blickte Baumgarten zurück. Allerdings war man damit noch nicht mit Mann und Maus komplett an diesem einen Standort angekommen. So war beispielsweise das Einsatzfahrzeug, der damals sechs Jahre alte VW LT 28, in Scheuerfeld untergestellt. Es folgten weitere Stellplätze abseits der Unterkunft. Auch in Wehbach wurde weiter in den Fuhrpark investiert. Es wurde unter anderem ein Strömungsretteranhänger angeschafft.

2015 zeichnete sich ab, dass der Standort nicht mehr ewig das Domizil bleiben wird. Die DLRG gründete eine Arbeitsgruppe, die sich mit der weiteren Planung beschäftigte. Räumlichkeiten anmieten oder doch etwas Neues bauen? Unterschiedliche Optionen wurden durchgespielt und teilweise auch geplant. So wurde 2015 darüber nachgedacht, Räumlichkeiten in der ehemaligen IHK-Geschäftsstelle auf dem Molzberg anzumieten. Bis kurz vor einer Realisierung sei geplant worden, am Bürgerhaus in Katzenbach gemeinsam mit dem DRK Kirchen eine Garage für die Fahrzeuge zu errichten. Letzteres wurde auch nicht realisiert. 2017 stand auf dem Tapet, Container in der Nachbarschaft der bisherigen Unterkunft zu kaufen, zu entkernen und umzubauen.

"Aufgrund des schlechten Zustandes hätten wir zu viel investieren müssen“, berichtete der DLRG-Chef. Eine Freifläche an der Turnhalle in Wehbach erwies sich als nicht groß genug. Im zweiten Anlauf wurde schließlich am Bürgerhaus Wehbach die dauerhafte Lösung für die Ortsgruppe geschaffen, die nun übergeben wurde. Ein Pachtvertrag regelt, dass die Hilfsorganisation mindestens 25 Jahre dort ein Domizil hat. Ende Mai wurden die neuen Räumlichkeiten bezogen.

Drei vollwertige Stellplätze für Fahrzeuge und Platz für zwei Anhänger
Der Neubau bietet drei vollwertige Stellplätze für drei Fahrzeuge. Dahinter ist noch ausreichend Platz, um zwei Anhänger abzustellen. In der Halle ist eine Werkstatt eingerichtet. Für die Strömungsretter und Taucher gibt es einen Trockenraum, in dem die Neoprenanzüge getrocknet werden. Die Tauchertruppe verfügt noch über einen Raum, in dem mit einem Kompressor die Pressluftflaschen gefüllt werden. In der neuen Unterkunft sind Umkleiden für Männer und Frauen und ein sanitärer Bereich mit Dusche entstanden. Derzeit steht das Einsatzleitfahrzeug des Bezirks Taunus, der VW LT 28 der DLRG Ortsgruppe, der Strömungsretteranhänger und der im März neu angeschaffte Tauchanhänger in der Halle. Es ist geplant, ein zweites Einsatzfahrzeug für die Tauchgruppe anzuschaffen, welches auch noch Platz in der Fahrzeughalle hat.

In der ehemaligen Schule hat die DLRG-Ortsgruppe eine ganze Etage bezogen. Diese bietet einen Schulungsraum, ein kleines Büro und eine Teeküche. Sein Dank entrichtete Baumgarten an die Stadt Kirchen, ohne die das Projekt nicht zu realisieren gewesen wäre. Die Verbandsgemeinde Kirchen wiederum sei für viele Planungen verantwortlich, erkannte er an. Von einer schönen Planungsaufgabe sprach Architekt Wolfgang Schmidt aus Niederfischbach. Es sei reizvolle gewesen, dass es hier um Altbau und Neubau gleichzeitig ging. Und wie alles optional genutzt werden kann – für den neuen Nutzer DLRG, aber auch für das schon vorher dort angesiedelte Stadtorchester Kirchen.

Brand- und Katastrophenschutzinspekteur freut sich über das Ende der Odyssee
Ein Grußwort für die Feuerwehren und Hilfsorganisation entrichtete Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Ralf Schwarzbach. Endlich, nach langer Zeit und vielen Telefonaten, soll die DLRG nun in den Katastrophenschutz aktiv mit einbezogen werden, begrüßte Schwarzbach die bevorstehende Veränderung. Die Zusammenarbeit mit dem Wasserrettungszug und der DLRG sei fast im trockenen Tüchern. Froh zeigte sich Schwarzbach darüber, dass nach der Odyssee die DLRG ihren Heimatstandort an der Bachstraße gefunden hat. Und mit einem Augenzwinkern meinte er zu der langen Suche nach einem geeigneten Standort: "Ihr habt nur nach einem passenden Straßennamen, der Bachstraße, gesucht an". Das kommentierte Baumgarten schmunzelnd: "Der passende Straßenname wäre eigentlich Flussstraße".

Architekt Wolfgang Schmidt: „Die Tragfähigkeit war schlecht"
Wie dem auch sei: Am Ende der Sackgasse Bachstraße liegt das Grundstück, eingegrenzt von Bürgerhaus und alter Schule. Unvorhergesehenes erlebte man bei den Erdarbeiten: "Die Tragfähigkeit war schlecht“, berichtete Architekt Schmidt. Der Bereich sei offenbar aufgeschüttet worden, vermutlich mit Abbruchresten von einem Gebäude. Somit waren aufwendigere Gründungsarbeiten erforderlich. Die Tragfähigkeit wurde mit Streifenfundamenten hergestellt, die 1,8 Meter in die Tiefe reichen. Das verursachte Mehrkosten. Ursprünglich sollte der Neubau ein Pultdach erhalten. Das wäre im Vergleich zum Satteldach, das nun aufgesetzt wurde, kostengünstiger gewesen. Der Denkmalschutz habe sich jedoch eingeschaltet, weil die alte Schule denkmalgeschützt ist. Die Behörde sprach sich dafür aus, dass das neue Gebäude statt einem Pultdach in Anlehnung an den Altbau ein Satteldach bekommt. Auch das schlug bei den Kosten zu Buche, so der Architekt. Er stellte heraus, dass sich das Satteldach harmonisch in die Umgebung einfügt. Ein kleiner, positiver Nebeneffekt der neuen Dachform: Es wurde zusätzlicher Stauraum gewonnen.

Das Gebäude wurde massiv und wärmegedämmt gebaut. Bei den Umkleiden und den Nebenräumen für Trockenraum für Neoprenanzüge und Kompressorraum wurden Zwischendecken eingezogen. Statt einer zentralen Heizungsanlage wurden Elektrostrahler installiert. Diese bieten den Helfern bei Bedarf schnell Wärme. Zwischen Neubau und Bürgerhaus wurde ein kleiner Grillplatz angelegt. Vom Neubau wurde Wegeverbindungen zum Altbau geschaffen – und umgekehrt.

Altbau wurde für 57.000 Euro renoviert
Der Altbau wurde für rund 57.000 Euro renoviert. Hier wurde in Etappen renoviert. Zunächst wurde die Etage über dem Keller geschossen angegangen. Hier wurden Wanddurchbrüche vorgenommen, damit das Stadtorchester Kirchen, das bislang ein Stockwerk höher probte, einen größeren Proberaum bekommt. Nach der Fertigstellung dieser Ebene zog die Kapelle nach unten in die renovierten Räume. Das nun frei gewordene Stockwerk wurde für die Belange der DLRG hergerichtet. Aufgrund der fehlenden Tragfähigkeit des Baugrundes und der Forderung nach einem Satteldach, was alles unvorhergesehen kam, steigerten sich die Kosten bei dem Neubau. Unterm Strich stehen nun 420.000 Euro. Hundhausen konstatierte, dass "wir zum richtigen Zeitpunkt gebaut haben“. Die Baupreise seien noch etwas mehr kalkulierbar gewesen.

"Es ist ein schönes Gefühl, endlich mal untergekommen zu sein“, antwortete Christoph Schneider auf Nachfrage des AK-Kuriers. Ehrenvorsitzender Schneider, der selbst 25 Jahre der DLRG Vorstand, sprach von einer "guten, optionalen Lösungen“. Im Anschluss an die Feierstunde besichtigten alle den Neubau, der den Helfern aus dem Einsatzbereich künftig optimale Bedingungen bietet. Auch für die DLRG-Jugend sind die Bedingungen nun bestens. (tt)
       
 
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