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Nachricht vom 29.06.2011 |
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Kultur |
Historische Tatorte im rheinischen Westerwald |
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Hermann-Joseph Löhr aus Breitscheid schrieb das Buch "41 historische Tatorte im rheinischen Westerwald" das jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es führt zu bekannten und ganz unbekannten Orten in den Landkreisen Altenkirchen, Westerwald und Neuwied und erzählt Geschichten aus mehreren Jahrhunderten. |
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Region. Das Buch "41 Historische Tatorte im rheinischen Westerwald" von Autor Hermann-Joseph Löhr ist weder Sensations- noch Enthüllungsjournalismus. Es will einen bescheidenen Beitrag zur Sicherung der Heimatgeschichte abseits von Burgen, Schlössern und sakralen Bauwerken leisten. Es begibt sich dabei auf Spurensuche zu eher abgeschiedenen Orten, zu Plätzen in Feld, Wald und Flur, die menschliche Schicksale erlebten, teilweise sogar Kriminal-Geschichte geschrieben haben. Darunter fallen sehr gewalttätige Diebstähle, wie sie auch heute immer wieder geschehen, darunter fallen aber auch grausame Morde. Manche Orte wurden absichtlich als Theaterbühne gewählt, waren Schauplätze zur Hinrichtung von Menschen, manchmal verbrämt unter religiösen Motiven.
Tatorte im Buch sind somit einige Hinrichtungsstätten und Galgenplätze, aber auch manche Hexentanzplätze und die alten Quellen und Opferstätten keltischer Druiden. Jedes begangene Verbrechen hat seine Ursachen. Die Rekatholisierung der Kirchenstaaten Köln oder Trier nach Luthers Reformation von 1517 war beispielsweise mit Ursache für die Hexenverfolgungen. Dazu kam es verstärkt in Erpel, Bruchhausen, Leubsdorf, Linz, Dierdorf, Friesenhagen oder Wissen. Die Dierdorfer Hexenverfolgung wiederum zeigte, dass auch Protestanten nicht vor der grausamen Verfolgung von Mitbürgerinnen und Mitbürgern zurückschreckten.
Verbrechen gibt und gab es zu jeder Zeit. Auch heute vergeht kein Tag, ohne dass uns Nachrichten über Verbrechen erreichen. Die Region des rheinischen Westerwaldes bleibt da nicht ausgenommen. Aber sie besitzt historische Besonderheiten, beispielsweise durch die napoleonischen Kriege, die sich in anderen deutschen Landstrichen so nicht wiederfinden. Die Französische Revolution 1789 und die nachfolgenden Revolutionskriege wirkten sich durch die österreichischen Territorien im heutigen Belgien und der heutigen Niederlande aus auf die historische Handelsstraße von Belgien nach Prag (heutige B 8), die durch den rheinischen Westerwald führt. Französische Revolutionstruppen kämpften gegen Österreicher in Altenkirchen, Buchholz, Höchstenbach oder Kircheib 1796. Zwischen Buchholz und Kircheib starben nahezu 2.000 Männer für die Ideologien von Militaristen. Bei Höchstenbach erschoss 1796 vermutlich ein gebürtiger Neuwieder Scharfschütze den erst 27-jährigen französischen General Marceau. Die lange Anwesenheit französischer Besatzung im Westerwald provozierte sogar das Entstehen der Freischärlerbande des Balzar von Flammersfeld. Räuber, die vor der französischen Polizei aus dem Rheintal flohen, nutzten dagegen den rheinischen Westerwald plötzlich als Rückzugsraum. Aber auch ein Neuwieder Kaufmann meinte, in Daaden einen sicheren Standort nutzen zu können, um Wertsachen und Geld vor den Franzosen zu verstecken.
In neuer Zeit war das ehemalige Bergwerk "Ofenkaulen" bei Königswinter ein Tatort, an dem sich Horst-Dieter Freese, Deutschlands meistgesuchter Schwerverbrecher im Jahr 1962 verbarg. Aufgesucht wird genau die Stelle in einem der Steinbrüche von St. Katharinen, die der Willy-Brandt-Spion Günter Guillaume benutzte, um seine verräterischen Funksprüche in die DDR zu senden. Berichtet wird, wie es einer Falschmünzerbande im 19.Jahrhundert in einer Mühle in Kirchen (Sieg) gelang, Millionen zu verdienen.
Das Buch greift Berichte lokaler Heimatforscher auf, an welch schaurigen Plätzen sich Menschen in den vergangenen Jahrhunderten ermordeten, oder weshalb es 1919 zum Doppelmord im Neustädter Gemeindeteil Rahms kam und wie der 1925 vom Neuwieder Schwurgericht zum zweifachen Tod verurteilte Doppelmörder Jakob Hoppen aus Breitscheid ausgerechnet im Dritten Reich von den Nazis rehabilitiert wurde. Neue Hintergründe werden aufgedeckt.
Bei Kurtscheid töteten sich zwei Schwestern aus Eifersucht. Bei Wissen brachten sich zwei Brüder um, weil sie nur noch Tabak für eine einzige Pfeife hatten. In Rheinbrohl wurde 1945 ein Schreinermeister von einem US-Soldaten getötet, weil er versuchte, die Vergewaltigung seiner Tochter zu verhindern. Im Wald zwischen Großmaischeid und Isenburg steht ein Denkmal für den im 19. Jahrhundert angeblich ermordeten Bauern Johannes Becker II. Mehrere Kapitel führen zu den Tatorten des "Fetzers", ein im Rechtsrheinischen agierendes Pendant zum linksrheinischen Schinderhannes. Räuberhauptmann "Fetzer" stahl und mordete zwischen Niederpleis, Wellesberg, Vettelschoß, Daaden oder Linz bis hin nach Steimel. Er befreite Anfang des 19. Jahrhunderts in Engers seinen Kumpel, aus dem städtischen Kerker.
Am Ende eines jeden Kapitels führen Steckbriefe den neugierig Gewordenen zu den Tatorten hin. Zwischen Kirchen/Sieg, Asbach, Koblenz und Königswinter gibt es mannigfaltige Anregungen für Ausflüge und Wanderungen unter einer besonderen Themenstellung. Abwechslungsreich wandern wird ermöglicht, gerade weil einige Tatorte sehr versteckt liegen. Auch weniger Ortskundige werden so die Tatorte im rheinischen Westerwald finden. Das Buch schlägt vor, die einzigartig spannende Landschaft des rheinischen Westerwaldes einmal aus dieser ganz besonderen Sicht kennen zu lernen. Im Mittelpunkt stehen daher Lebensumstände der Menschen in den verschiedenen Jahrhunderten.
Das Buch blickt von Betzdorf über Daaden, Kirchen oder Wissen bis nach Koblenz und Königswinter. Besucht werden Schauplätze wie Höchstenbach, Quirnbach, Mogendorf, Dierdorf, Steimel, Flammersfeld, Großmaischeid, Kurtscheid, Asbach, Breitscheid, Rahms, Buchholz, St. Katharinen, Vettelschoß, Linz, Erpel, Bruchhausen, Rheinbrohl, Unkel, Neuwied, Engers, Wellesberg, Niederpleis oder Oberdollendorf. Das Buch stellt insgesamt 41 solcher historischen Schauplätze im rheinischen Westerwald und die Geschichten, die sich dort zutrugen, vor.
Für interessierte Leser: Das Buch hat die ISBN-Nr. 978-9813291-4-8. |
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Nachricht vom 29.06.2011 |
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