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Nachricht vom 14.11.2022 |
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Region |
Betzdorf: Stadion auf dem Bühl bekommt neues Grün - Kunstrasenplatz fast fertig |
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"Der Platz wird absolute Weltklasse": Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer freut sich, dass der Kunstrasenplatz im Stadion auf dem Bühl seiner Vollendung entgegensieht. In den grünen Belag werden noch die Linien eingepflegt. Ist alles mit Sand aufgefüllt, kann die SG 06 Betzdorf auf dem Grün auflaufen. |
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Betzdorf. Die grüne Gießkanne mitten auf dem frisch ausgerollten grünen Kunstrasen hat durchaus ihre Bedeutung bei dem Großprojekt im Stadion Bühl. "Der Kleber reagiert mit Wasser", sagt einer der Handwerker, die gerade eine weitere Bahn Kunstrasen ausgerollt haben. Die einzelne Rolle ist vier Meter breit und rund eine Tonne schwer. Bahn für Bahn wurde der schwarze Belag – das ist die neu aufgebrachte Elastizitätsschicht – grün. Und allmählich steht die Großbaustelle vor der Vollendung. Die drei Mitarbeiter der Firma Polytan – das Unternehmen hatte auch die Elastizitätsschicht eingebaut – sind in diesen Tagen mit den Linien beschäftigt. Auch diese sind aus demselben synthetischen Stoff wie der Kunstrasen, nur halt in Weiß eingefärbt, zum Beispiel für den Mittelkreis. Der Mittelpunkt und alle weiteren Linien werden sorgfältig in das Grün eingearbeitet.
Dafür wird mit einem scharfen Werkzeug und viel Muskelkraft unter anderem der Radius um den Mittelpunkt gezogen, um dort die weiße Linie in die grüne Matte einzubauen. Es ist ein schwimmender Kunstrasen, was bedeutet, dass nur die Kanten der einzelnen Bahnen miteinander verklebt werden. Der Boden selbst wird nicht mit dem elastischen Untergrund verbunden, sondern liegt auf. Für weitere Schwerkraft sorgt der spezielle Sand, der noch auf dem Kunstrasen ausgebracht wird.
Rückblick: Anfang der 1990er-Jahre hatte das Stadion auf dem Bühl einen Rasenplatz erhalten. Im Juli vor 30 Jahren, 1992, wurde der Naturrasen eingeweiht. Mit dem 1. FC Köln liefen Littbarski & Co auf und weihten das Grün ein – in einem Spiel gegen die SG06 Betzdorf. Der heimische Verein ging nach einem 0:6 vom Platz. Wenn der nun verlegte Kunstrasen in absehbarer Zeit bespielbar ist, dann soll es einfach erst mal mit dem Trainings- und Spielbetrieb losgehen. Im Gegensatz zu dem alten Rasen, der von November bis März überhaupt nicht bespielbar war, können Senioren, Jugend und Kinder auf dem Kunstrasenplatz nun so gut wie das ganze Jahr über in der Arena auf dem Bühl das Leder in den gegnerischen Kasten dreschen.
Im August war der obligatorische erste Spatenstich gesetzt worden (der AK-Kurier berichtete). Danach war die Firma Schmitt aus Langgöns an der Reihe. Mit schwerem Gerät, zum Beispiel Radlader, wurde der Untergrund auf links gedreht. Die alte Drainage ist dringeblieben und eine neue verlegt worden, berichtete Michael Müller, Bauleiter beim Bauamt der Verbandsgemeinde Betzdorf/Gebhardshain. Die im Boden verbliebene alte Drainage könne immer noch ein klein bisschen Sinn erfüllen. Es wurden die Tragschicht verstärkt und feinkörniger Splitt ausgebracht. Darauf kamen sozusagen Autoreifen, zumindest war das tonnenweise angelieferte schwarze Granulat einmal Altreifen. Das Material wurde mit Kaltkleber vermengt. Die Masse wurde mit einem Fertiger eingebaut, wie man ihn vom Asphaltieren im Straßenbau kennt.
So wurde die Masse dreieinhalb Zentimeter stark auf der gesamten Spielfläche ausgebracht. Die Elastizitätsschicht wurde mit einer Toleranz von maximal nur einem halben Zentimeter nach oben und unten auf dem riesigen Flächengelände eingebaut und nivelliert. Zuvor waren bereits um den Platz Entwässerungsrinnen verlegt worden, die nur bei einem extremen Regenfall erforderlich werden. Außerdem war ein breiter Streifen zwischen Platz und Vereinsheim gepflastert worden, denn der Platz ist etwas schmaler geworden. Damit liegt er immer noch in der üblichen Toleranz, aber vorher war er eben von der Breite her im oberen Bereich angesiedelt. Auf dieser schwarzen, elastischen Fläche wurden die grünen Kunstrasenbahnen quer ausgerollt. Der Platz hat im Übrigen die Form eines Walmdaches, berichtete Müller. Das heißt, dass nach links und rechts und auch zu den Toren hin die Fläche leicht mit einem Gefälle von 0,8 Prozent abfällt. Es bleibt somit kein Wasser auf dem Platz stehen, erklärte Müller. Auf diesem Rasen wächst natürlich nichts. Aber, so berichtete Müller, in der heißen Jahreszeit mache es Sinn, wenn vor dem Spiel und auch zwischendurch in einer Spielpause für eine kurze Zeit der Rasensprenger angeworfen wird. "Das senkt die Temperatur des Platzes", so der Bauleiter. "Die Spieler werden es danken." Sind die Linien eingearbeitet und mit den grünen Matten verklebt, wird ein Traktor einen speziellen Anhänger hinter sich herziehen. So wird Rasen mit Sand aufgefüllt - von der Höhe her zu einem Drittel.
Während den seit August laufenden Bauarbeiten war Müller regelmäßig vor Ort, gerade auch beim Einbau der neuen Drainage: "Von dieser sieht man nach Abschluss der Arbeiten ja gar nichts mehr." Es sei ein angenehmes Miteinander gewesen, mit den Firmen Schmitt und Polytan. Und bei dem Top-Wetter habe man auch keine Verzögerung beim Arbeitsablauf gehabt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Vereinsheims soll auch noch die Aschenbahn, eine Sprintlaufbahn, saniert werden. Die Sprunggrube hat bereits einen neuen Rahmen erhalten und wird mit Restarbeiten schließlich fertiggestellt.
Mit den Unternehmen sei man extrem zufrieden, betonte auch Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer. Es sei extrem reibungslos vonstattengegangen, zwischen den Firmen, der Bauverwaltung und der SG06 Betzdorf. In das Stadion beziehungsweise den Kunstrasenplatz investiert die Eigentümerin Stadt Betzdorf rund 700.000 Euro. Es gibt dabei eine 90-prozentige Bundesförderung. "Es war eine Zitterpartie", blickte Geldsetzer im Gespräch mit dem AK-Kurier zurück. Nachdem es eine Förderzusage gegeben hatte, sei diese wieder zurückgenommen worden. Daraufhin sei alles in Bewegung gesetzt worden. Im Herbst 2021 war alles eingestielt und Betzdorf hatte erneut eine Förderungszusage. Sozusagen auf diesem finanziellen Fundament wurde der Rasenplatz in einen Kunstrasenplatz verwandelt. "Das war die Rettung für den Verein", sagte der Stadtbürgermeister und verwies darauf, dass der 30 Jahre alte Rasen nahezu unmöglich zum Spielen war und die Regenerationszeiten zu lang waren. Auch die Schule – die Bertha-von-Suttner-Realschule plus beispielsweise liegt keine fünf Gehminuten entfernt – soll den Platz definitiv nutzen können, so das Stadtoberhaupt. Das sei auch vorher schon praktiziert worden. Interessant sei wahrscheinlich nicht zuletzt die Aschenlaufbahn.
Der Hauptnutzer der "Arena auf dem Bühl", wie am Haupttor auf einem neu angebrachten Schild zu lesen ist, ist die SG06 Betzdorf. Auch deren Vorsitzender, Timo Unkel, konstatierte im Gespräch mit dem AK-Kurier ein sehr reibungsloses und angenehmes Projekt. "Die Arbeiter und Firmen haben auf den Punkt gearbeitet", sagte der SG06-Chef. Und: "Das Wetter hat uns auch einen riesigen Gefallen getan." Und was bedeutet der Kunstrasenplatz nun für den Betzdorfer Traditionsverein? Ohne hätte man massive Probleme, antwortet Unkel und verdeutlicht: "Der Kunstrasenplatz ist überlebenswichtig für uns."
In den Sommermonaten, wenn nicht gerade eine lange Regenphase vorherrschte, sei der Rasenplatz gut bespielbar gewesen. Aber von November bis März habe man die Fläche nicht nutzen können. Die Konsequenz: Es mussten andere Plätze angemietet werden. Aus finanzieller Sicht und von der Mitgliedergewinnung und -struktur her betrachtet sei es "überlebenswichtig" einen Kunstrasenplatz zum Trainieren und Spielen zu haben. "Der Untergrund ist das wichtigste Medium." Trainiert wurde unter anderem auch in Bruche und auf dem Molzberg, gespielt wurde auf dem Hybridrasen im Stadion auf dem Bühl, dem Molzberg und in Daaden. Sogar an der Leimbachstraße in Siegen wurde trainiert.
Die SG06 hat zwei Seniorenmannschaften und zwölf Jugendmannschaften. Die erste Garde spielt aktuell in der Kreisliga A. "Zurück zur alten Stärke kommen", Vorsitzender Unkel blickte nach vorn und nannte das Ziel, wo er die SG06 gerne spielen sehen möchte: "In der Rheinlandliga." Der Verein hat auch noch ein Projekt in Petto: Vor dem Vereinsheim soll ein Vordach gebaut werden, damit Zuschauer auch bei schlechter Wetterlage Fußball schauen können.
Wenn bei entsprechender Witterung der Sand eingebracht und damit fertiggestellt ist, soll es gleich mit dem Trainings- und Spielbetrieb losgehen, so Unkel. Bei schönerem Wetter soll es später eine gebührende Veranstaltung zur Einweihung geben, blickte er nach vorn. (tt) |
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Nachricht vom 14.11.2022 |
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