AK-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Altenkirchen
Nachricht vom 18.11.2022
Region
Altenkirchener Radwegekonzept wurde einstimmig beschlossen
Radfahren ist schwer in Mode gekommen. Auch dank E-Bikes sind immer mehr Pedaleure unterwegs. Die Infrastruktur für Zweiräder hinkt dem Zuwachs aber um Längen hinterher. Die Stadt Altenkirchen will per Radwegekonzept mehr für diese Verkehrsteilnehmer tun.
Die Wilhelmstraße (Fußgängerzone) stellt die zentrale Nord-Süd-Verbindung im Radwegekonzept dar. (Foto: vh)Altenkirchen. Über Jahrzehnte hinweg wurde einer vernünftigen Infrastruktur für Radfahrer - auch in Altenkirchen - wenig bis gar keine Beachtung zugemessen. Der Boom der vergangenen Jahre, der immer mehr Menschen, auch dank der elektrisch betriebenen Varianten, aufs Zweirad umsatteln lässt, zwingt Kommunen zum Handeln, um bessere und sichere Voraussetzungen fürs Radeln zu schaffen. So verabschiedeten der Stadtentwicklungsausschuss und der Ausschuss für Jugend, Klima und Zukunftsfragen des Stadtrates Altenkirchen in einer gemeinsamen Sitzung am späten Donnerstagnachmittag (17. November) jeweils einstimmig ein Radwegekonzept und beauftragten die Verwaltung, die Überlegungen weiter auszuarbeiten. Die Wilhelmstraße als Fußgängerzone, in der vom 1. Januar 2023 an das Radfahren im Schritttempo zunächst einmal für ein Jahr erlaubt sein wird (nach sechs Monaten soll ein Fazit gezogen werden), ist ein erster Schritt. Zudem spielt sie als zentrale Nord-Süd-Verbindung in der Innenstadt eine ganz wichtige Rolle bei dem Rohentwurf, wie Marius Uselli von der Verbandsgemeindeverwaltung darstellte. Er spannte ein Netz von Verbindungen zwischen Stadtzentrum, den Bildungseinrichtungen, Arztpraxen, Bahnhof und Busbahnhof, den Verwaltungen sowie Freizeit- und Sportstätten, das nunmehr als Arbeitsgrundlage gilt. Inwieweit einzelne Straßen in Fahrradstraßen oder -zonen umzuwandeln seien, müsse diskutiert werden. Auch die Markierung einzelner Straßen mit Schutzstreifen (siehe Frankfurter Straße bis zum Bahnübergang) sei zu erörtern. Dass der Ansatz noch Lücken aufwies, bewiesen die Nichtverknüpfung des Stadtteils Honneroth mit der City wie auch die Möglichkeit, aus Richtung Almersbach kommend, durchs Wiesental in Richtung Frankfurter Straße und weiter ins Schulzentrum zu strampeln.

Netz muss akzeptiert werden
„Fahrradfahren bewegt uns alle. Wir wollen ein Netz knüpfen, um von einem Knotenpunkt zum nächsten zu gelangen, ein Netz, das akzeptiert wird“, sagte Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz, „es muss praxisnah gestaltet werden.“ Die Maßgabe sei „lieber wenig und dafür richtig für eine hohe Akzeptanz“. Darüber hinaus sei geplant, gesperrte Straßen, die lediglich für den Anliegerverkehr freigegeben sind, ebenfalls für Radfahrer zu öffnen. „Wir möchten uns in Richtung einer Fahrradstadt entwickeln,“ ergänzte er, das Konzept sei nicht von heute auf morgen umzusetzen, sondern sei ein langer Weg. Jens Gibhardt (SPD) sah ein „paar gute Ansätze“, befand die Ideen jedoch „zu kurz gegriffen“. So vermisste er beispielsweise die Route durch den Parc de Tarbes als schnelle Verbindung nach Honneroth und übte ein wenig Kritik an der Ausweisung von Sperrflächen (Radfahrverbot) auf dem Markt- und Schlossplatz. Jürgen Kugelmeier (FWG) war froh, „dass wir überhaupt beginnen“. Auch er war nicht ganz wunschlos glücklich mit den Ansätzen und wies auf zwei Dinge hin: Warum müsse ein geplanter Schutzstreifen auf der Wiedstraße an der Einmündung Leuzbacher Weg enden und könne nicht bis zum Neubaugebiet in diesem Stadtteil verlängert werden? Vorsicht sei geboten, bei der Verlängerung des Schutzstreifens in der Frankfurter Straße bis zur Einmündung der Straße „Im Schleedörn“, da sich dadurch die Parksituation für Autos der Anwohner gravierend ändere.

Konzept als Grundlage
Auch Peter Müller (Bündnisgrüne) zeigte sich erfreut, dass es nun ein Planungskonzept gebe. „Ich bin ziemlich begeistert von der Grundüberlegung“, ergänzte er, da seien Ansätze drin, „wie wir das machen können. So erreichen wir, dass bestehende Wege in der Stadt mit dem Fahrrad genutzt werden anstelle mit dem Auto“. Das Konzept sei eine Grundlage, um weiter zu diskutieren, reihte sich Dr. Kristianna Becker (CDU) in die Reihe der Lob aussprechenden Ausschussmitglieder ein. Über die eine oder andere Stelle müsse noch nachgedacht werden. Für sie stand fest: „Autofahrer werden Einschränkungen hinnehmen müssen.“ Thomas Roos (FDP) war ebenfalls positiv gestimmt: „Ich bin froh, dass Altenkirchen das in den Blick nimmt. Wir erreichen, dass Fahrradfahrer Schutz genießen ohne den Autofahrer auszuschließen.“ Martin Fischbach, stellvertretender Leiter der Abteilung Infrastruktur, Bauen und Umwelt der Verbandsgemeindeverwaltung, machte deutlich, dass Lösungen auch gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität gefunden werden müssten. Darüber hinaus gelte es, Möglichkeiten der Förderung von Maßnahmen auszuloten.

Weitere Themen der Sitzung
Das Ingenieurbüro Dittrich aus Neustadt (Wied) übernimmt die Beratungsleistungen zur Umsetzung der Modernisierungsrichtlinie, die das Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Entwicklung – Nachhaltige Stadt“ vorsieht. Eigentümer von privaten Gebäuden im Sanierungsgebiet können Zuschüsse für Verbesserungen an ihren Objekten beantragen. Die Förderobergrenze, vom Stadtrat verabschiedet, liegt bei 30.000 Euro, über deren Auszahlungen für Projekte jeweils der Stadtentwicklungsausschuss befindet. Auf ein wenig andere Füße stellen möchte Lindenpütz die Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsservice Markus Steffens, der das Stadtfest organisiert. Er habe Steffens aufgefordert, eine Honorarangebot vorzulegen, so dass die Stadt selbst die Plätze der Stände heimischer als auch auswärtiger Anbieter vermarkten und so auch „günstigere Konditionen für unsere Händler“ anbieten könne. Hintergrund ist offenbar Kritik am Vorgehen Steffens’ bei der Organisation der Veranstaltung im zurückliegenden Mai. Allgemein gilt für Lindenpütz: „Die Stadt wird immer als Ganzes wahrgenommen, niemand trennt nach Veranstaltungen des Aktionskreises oder der Stadt oder von Vereinen. Alle Veranstaltungen tragen zum Image der Stadt bei. Die Organisation des Stadtfestes ist auch nicht Aufgabe des City-Managers Bastian Prieß, sondern es muss ein externer Dienstleister engagiert werden.“

Interesse an Dirtbike-Park eruieren
Rund um den Bau einer Dirtbike-Bahn in direkter Nachbarschaft des Skate- und Bikeparks auf der Glockenspitze ist etwas Ruhe eingekehrt. Deswegen möchte Lindenpütz mit der Street&Action-Fachrichtung der ASG Altenkirchen, aus deren Reihen der Vorschlag für den „Querfeldein-Parcours“ stammt, ein Gespräch mit Vertretern der Abteilung führen, inwieweit noch Interesse an einer Realisierung des Projektes besteht. „Es scheint abgeflaut“ sagte Lindenpütz. Das erforderliche Gelände erwarb die Stadt bereits vom Kreis (1007 Quadratmeter). Als Dirtbikes werden stabile Mountainbikes mit meist kleineren Rahmen und einer Laufradgröße zwischen 24 und 26 Zoll bezeichnet. Sie werden in erster Linie für Sprünge und Tricks im unwegsamen Gelände eingesetzt. Die Sportgeräte sind zur Fortbewegung wie mit normalen kaum geeignet.

Tiefgarage als Veranstaltungsort?
„Altenkirchen underground“ könnte ein Wochenende zwischen Karneval und Ostern überschrieben werden, an dem die Tiefgarage am Schlossplatz (nur oberste Ebene) an zwei Abenden zum wetterunabhängigen Veranstaltungsort für Musik vieler Richtungen werden könnte. Zuvor gelte es aber, noch viele Dinge zu klären, verdeutlichte Lindenpütz. Unter anderen müssten die Dauerparker auf ihre Stellplätze verzichten. „Es kann eine runde Sache werden“, war er sich sicher. Die örtliche Gastronomie und lokale Künstler könnten einbezogen werden. Nach einer ersten Kalkulation von Prieß seien Kosten zwischen 5000 und 25.000 Euro denkbar. Er schätzte, dass jeweils bis zu 400 Menschen den beiden Events an einem Freitag- und einem Samstagabend beiwohnen könnten. Quer durch die Bank der Fraktionen stieß die Überlegung auf positive Resonanzen. In Sachen Glasfaserausbau teilte Lindenpütz mit, dass Verträge zwischen Deutscher Telekom und Kunden, die bis zum 31. Dezember 2023 geschlossen worden sind, jeweils einen kostenfreien Hausanschluss enthielten, wobei die Telekom derzeit als Monopolist agiert. Kein weiterer Anbieter ist derzeit im Rennen - ob von der Telekom gewollt oder nicht, bleibt dahingestellt. Grundsätzlich sei der Ausbau eine gute Sache für Altenkirchen, stufte Lindenpütz das Upgrade ein, für das das Unternehmen GlasfaserPlus als Tochter der Telekom derzeit die infrastrukturellen Voraussetzungen - sprich Verlegung der Glasfaserkabelstränge - schafft. Das Ausbauende wird mit dem 31. März 2024 angegeben. (vh)
Nachricht vom 18.11.2022 www.ak-kurier.de