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Nachricht vom 18.01.2023
Region
Steinebach: Hermann Reeh radelt für den Frieden
Seit 2012 fährt Hermann Reeh aus Steinebach Friedenstouren. Sein Endziel ist immer Misereor in Aachen. Bei seinen Touren sammelt er Spenden für zwei Projekte von Misereor: Solarenergie für Krankenhäuser und Gesundheitsstationen in der Republik Kongo und Unterstützung von afrikanischen Kleinbauernfamilien bei der Rettung ihres Ackerlandes.
Hermann Reeh nimmt auf seine Touren immer die Friedensfahne mit, hier an der Burg Vogelsang. (Fotos: Reeh)Steinebach. "Ich sehe in meinem Engagement gegen den Leid, verursacht durch Krieg, Folter, Ausbeutung, Kinderarbeit, fehlende medizinische Versorgung, Hunger und Armut, Flucht und Klimawandel eine Lebensaufgabe, einen Lebenssinn", sagt Hermann Reeh. Alle könnten die Welt ein klein wenig besser hinterlassen, indem Schmerzen und das Leiden der Menschen und aller Geschöpfe auf dieser Welt verringert würden. "Meine Friedensfahrten mit dem Fahrrad und das Sammeln von Spenden sehe ich als eine Möglichkeit, Schmerz und Leid zu verringern. Auch der Kauf von Waren, die ohne Ausbeutung von Mensch und Natur hergestellt wurden, sowie der Verzicht auf Produkte aus Massentierhaltung verringern das Leid und den Schmerz der Geschöpfe", ist der 83-Jährige überzeugt. Seine Friedensfahrten seien mit der Hoffnung verbunden, dass die Präambel der Unesco „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“ von den Menschen mehr beachtet werde.

Der Steinebacher fährt seine Friedenstouren in Etappen, da er seine gesundheitlich eingeschränkte Frau nicht lange alleine lassen will. Er plant die Etappen so, dass sich am Ende immer eine Bahnstation befindet. Am "Weltfriedenstag" am 21. September 2022 startete Reeh seine jüngsten Friedenstour, hier begab er sich auf die Spuren des Westfälischen Friedens zunächst von Osnabrück nach Münster. In diesen Städten wurden die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) geführt. Weitere Etappen auf dem Weg nach Aachen führten unter anderem von Köln nach Bonn, von Bonn nach Kall (Eifel) und von Kall nach Burg Vogelsang.

Das Etappenziel Burg Vogelsang sei sehr eindrücklich gewesen. Burg Vogelsang liegt umgeben von bewaldeten Hügeln hoch über der Urfttalsperre. Das man auch mit einem solch fantastischen Ausblick mörderische Gedanken entwickeln könne, zeige die Ausstellung "Bestimmung Herrenmensch“ auf Burg Vogelsang. "Sie präsentiert anschaulich, wie Rassenwahn und Gewaltbereitschaft zu Krieg, Völkermord und Euthanasie geführt haben." "...wir haben das Mitleid auszurotten..." habe es in einer ausgestellten Rede des Burgkommandanten Hans Dietel geheißen. "Das war einer der Sätze, die mir den Atem verschlugen. Die absolute Ablehnung des Mitgefühls steht im Gegensatz zu meiner Überzeugung: Empathie und Mitleid sind wichtige Triebfedern meines Engagements gegen Aufrüstung und Krieg, gegen Hunger und für globale medizinische Versorgung."

Burg Vogelsang war einst NS-Schule für die Partei-Elite, sie war eine von drei Schulen des NS-Regimes, die Personal für Parteikarrieren ausbilden sollte. Von 1946 bis 2006 diente sie zunächst einige Jahre als britische, danach Jahrzehnte als belgische Kaserne und Truppenübungsplatz. Seit 2016 befinden sich in einem der Gebäude zwei Dauerausstellungen: "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ und "Wildnis(t)räume“.

Die Volksbank in Gebhardshain sei sein "Startsponsor", dort erhalte er für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro. "Bei meinen Touren habe ich gut sichtbar ein Plakat am Gepäckträger meines Fahrrades befestigt. Viele Fahrradfahrer, die mich überholen, äußern sich anerkennend, indem sie mit dem Daumen nach oben an mir vorbeifahren", erzählt Reeh von seinen verschiedenen Friedenstouren. Am Zielort Misereor in Aachen werde er stets freudig empfangen. Bisherige Touren führten den Radfahrer unter anderem durch Malmedy, Spa und Eupen (2018). 2020 führte eine Friedenstour über den Friedenspalast in Den Haag nach Aachen.

Am Friedenspalast befindet sich ein Besucherzentrum und ein Friedensbaum, an diesem kann man Zettel mit Friedenswünschen befestigen. "Ich habe dort 80 Wunschzettel befestigt, die ich vorher im hiesigen Raum gesammelt hatte." Im Besucherzentrum lernte er die junge Frau Juliette kennen, die sein Engagement "äußerst inspirierend“ empfunden habe und ihn um ein gemeinsames Foto vor dem Friedenspalast bat. Im Besucherzentrum wird die Geschichte des Pazifismus in Wort und Schrift erzählt. Unter anderem befindet sich dort das Buch von Immanuel Kant "Vom ewigen Frieden“. In dieser Schrift von circa 1790 forderte Kant bereits eine "Weltregierung“, so etwas wie die heutige UN. Auf der Friedensflamme des Palastes findet sich die Inschrift: "May all beings find peace“.

In diesem Jahr möchte Reeh an den französischen Sozialisten und Pazifisten Jean Jaures erinnern. Jean Jaures wurde am 31. Juli 1914 (am 1. August 1914 begann der 1. Weltkrieg) von einem französischen Nationalisten in einem Café erschossen. "Er hatte sich immer für eine friedliche Regelung mit Deutschland eingesetzt. Darum wurde er von den französischen Nationalisten und den Militärs gehasst. Er liegt im Pantheon in Paris begraben", weiß der Steinbacher. Über Spenden freut sich der Friedensaktivist: Aktionskreis eine Welt Handel, IBAN: DE23 5735 1030 0005 0112 67.

 
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