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Pressemitteilung vom 03.04.2023
Region
Kostenfaktor Siegtalbad: Kann sich die VG Wissen das noch leisten?
Das Siegtal in Wissen ist laut einer Pressemitteilung der VG Wissen nach wie vor beliebt: Die Besucherzahl ist mit rund 14.300 Besuchern im Hallenbad (2019) nach Corona zwar wieder gestiegen, erreicht jedoch bei Weitem noch die nicht den Stand vor der Pandemie. Derweil wird die Kostenrechnung immer besorgniserregender: Kann sich die VG das Bad noch leisten?
(Symbolfoto. Quelle: Pixabay)Wissen. Schwimmbäder sind wichtige Einrichtungen gerade für Schulschwimmen, Senioren und Bewegung und weil immer weniger Kinder schwimmen können. Das gilt auch fürs Wisserland. Doch sind die Besucherzahlen spürbar zurückgegangen. So stieg zwar die Zahl der Badegäste nach Corona wieder auf rund 14.300 im Hallenbad, erreichte jedoch bei weitem nicht den Stand vor der Pandemie. So waren 2019 noch rund 42.800 Besucher.

Zusätzliche Sorge bereitet in Wissen vor allem die Besucherentwicklung im Freibad. Waren es 2019 noch 12.300 Besucher und während der Corona-Zeit nur 5500, so sind zwar die Zahlen 2022 wieder gestiegen. Es waren aber trotz eines heißen Sommers nur knapp 10.000 Besucher. Im heißen Sommer 2018 waren es hingegen 14.300 Besucher, die auch erwartet wurden. Der Grund dafür, so vermutet man in der Verwaltung, seien die vielen privaten Swimmingpools, die seit der Pandemie nicht nur in Wissener Gärten stehen. Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Baier überraschen die Zahlen nicht mehr: "Wir spüren, dass es selbst an heißen Tagen viel weniger Badegäste als früher sind."

Hohe Kosten bei klammen Kassen
Das Siegtalbad kostet die Verbandsgemeinde Wissen 2023 den stolzen Betrag von 1,15 Millionen Euro. Hauptsächlich sind es Ausgaben für Personal, Technik und Energie. Dass ein Schwimmbad für kaum ein Kommune kostendeckend zu betreiben ist, ist kein neues Phänomen. Bäder gelten als Angebote der Daseinsvorsorge, wobei kommunale Betreiber dennoch gehalten sind, die Wirtschaftlichkeit im Blick zu halten.

Die Frage, die man sich im Rathaus Wissen angesichts der klammen Kassenlage der VG stellt, ist, wie man wirtschaftlich in Zukunft den Bäderbetrieb gerade im Freibad im Siegtbad noch sicherstellen kann. Das Wissener Freibad ist schön gelegen, aber in die Jahre gekommen. An der Attraktivität wurden dank Förderverein einige kleine Dinge verbessert, für größere Dinge fehlt aber das Geld. Mit seinem 50 Meter langen Becken und der großen Wassermenge von 2500 Kubikmetern ist die Wasseraufbereitung, Energie, Herstellung und Unterhaltung naturgemäß sehr teuer und das Becken viel zu groß. Der 1969 gestiftete Sprungturm ist mittlerweile verrostet, daher geschlossen und müsste komplett erneuert werden. Der seinerzeitige Zehn-Meter-Sprungturm, der vor Jahren entfernt wurde, ist auch der Grund für die große Wassertiefe im Freibad.

Teure Sanierungen wären fällig
Die Folie im Freibad ist ebenfalls sanierungsbedürftig und dürfte allein schon rund 120.000 Euro kosten. Mit einer zusätzlichen Rutschbahn zur Attraktivitätssteigerung käme man also insgesamt schnell auf eine halbe Million Euro, die investiert werden müssten. Ein neues, kleineres Becken mit 25 Metern kostet geschätzt allein 1 Million Euro. Geld, das die Verbandsgemeinde Wissen einfach nicht hat. Dennoch wird das Freibad auch in diesem Jahr wieder geöffnet werden und Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren.

"Das Siegtalbad zu sichern", da sind sich Geschäftsführung und Bürgermeister Berno Neuhoff einig, "ist eine Aufgabe, die schwierig und ein Kraftakt wird, wo frühzeitig bei allen klare Prioritäten gesetzt werden müssen", so beide unisono. Dessen sind auch die Fraktionsvorsitzenden im VG-Rat und der Aufsichtsrat bewusst. Diese sind informiert. Daher hatte auch der VG-Rat Ende letzten Jahres beschlossen, die Übertragung auf die Kreisebene oder einen Bäderzweckverband mit allen Hallenbädern im Kreis zu prüfen. Klar ist, dass jede VG dazu ihren Zuschuss weiter bringen muss, aber so könnte man vielleicht Synergien bei Kosten und Fachkräften nutzen.

Hallenbad als Gästemagnet
Weniger Sorge bereitet in Wissen in technischer Hinsicht das Hallenbad. Es wurde vor zehn Jahren saniert. "Die Erhöhung der Wassertemperatur im Februar war goldrichtig und wir hoffen auf steigende Besucherzahlen", so Geschäftsführer Dirk Baier. Das Hallenbad ist im Moment gerade an den Wochenenden gut besucht. Aber auch hier müssen die Zahlen der Besucher steigen.

Das Hallenbad mit Vier-Jahreszeitenbecken draußen, Gegenschwimmanlage und einer Rutschbahn für Kinder lockt Besucher aus der gesamten Region. Ein Ort für Schul- und Vereinsschwimmen, für Kinder, Erwachsene und Senioren, wo sich viele wegen der höheren Temperaturen und Wetterunabhängigkeit eine dauernde Öffnung mehr wünschen als Zugang zu einem Freibad. Aus Kostengründen kann jedoch nur ein Bad im Sommer geöffnet sein.

Ginge es nach dem Willen des Geschäftsführers, sollte das Hallenbad ganzjährig geöffnet sein. Dann könnte man beim Hallenbadbetrieb auch im Sommer auch die große Liegewiese sowie das Planschbecken draußen für die Kleinen zusätzlich zum Hallenbad nutzen und hätte ein attraktives Angebot. Grade Senioren und Kinder wünschen sich das, so Baier.

Erhaltenswert ist das Kinderplanschbecken auch deshalb, weil es Mithilfe des Fördervereins mit einem Sonnensegel vor einigen Jahren versehen wurde. Somit bestände ein attraktives, vielseitiges und wetterunabhängiges Angebot ganzjährig für alt und jung auch draußen.

Nur ein Bad im Sommer
Der Aufsichtsrat hat seinerzeit beschlossen, dass zur Kostenersparnis immer nur ein Bad im Sommer geöffnet ist. Das ist in Wissen das Freibad. Das ist auch notwendig, um die Energiekosten nicht ins Unendliche schließen zu lassen. In diesem Sommer wird das Freibad im Frühjahr seine Tore öffnen und dann gilt es, im Herbst Bilanz zu ziehen, wie sich der Freibadbetrieb entwickelt hat.

Dann ist auch eine Entscheidung nötig, da die Anschaffung einer Chlorelektrolyseanlage ansteht. Die Kosten werden auf 150.000 Euro für beide Bäder beziffert. Die Frage ist, ob man eine solche Anlage dann nur fürs Hallenbad anschafft oder für Hallenbad und Freibad gemeinsam. Dies hat wesentliche Auswirkungen auf die Höhe der Investitionskosten, die letztlich von der Verbandsgemeinde Wissen zu finanzieren sind.

Schulstandorte VG Hamm und Wissen nutzen Siegtalbad
Der Schulstandort VG Wissen mit Grundschulen in Wissen, Katzwinkel und Birken-Honigsessen, Gymnasium und Realschule plus sowie die Grundschulen in der Verbandsgemeinde Hamm nutzen das Siegtalbad auch heute schon intensiv, ebenso wie der Schwimmverein Neptun und auch einige Reha- und Herzsportgruppen.

Die Kassen sind bekanntlich nicht nur in Wissen leer, sondern auch auf Bundes und Landesebene gibt es keine Fördertöpfe, die 100 Prozent der Sanierung fördern, um beispielsweise ein Freibad für eine halbe Million Euro und mehr zu ertüchtigen. Das Gleiche gilt beim symbolischen Verkauf des Freibades: Auch dieser wäre für ein Euro beim Freibad nicht möglich, da die gesamten technischen Betriebsanlagen (Pumpen) von Freibad und Hallenbad in Wissen zusammengeschaltet sind.

"Kalte Nahwärme"?
In der letzten Sitzung hat der Aufsichtsrat einstimmig eine Weichenstellung getroffen und will mithilfe der Technologietransferstelle Bingen die "kalte Nahwärme" aus Abwässern zur Energiegewinnung nutzen, um nicht nur im Bad vom Gas weg zu kommen und die Energiekosten zu senken. Bis es soweit ist, wird es jedoch noch dauern.

Wie bei allen Projekten muss auch hier erst die Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Als Abnehmer könnten die Schulen und die Stadionhalle infrage kommen. Eine weitere Schwierigkeit sind im Siegtalbad derzeit die Öffnungszeiten. "Hier würden wir gerne mehr anbieten", so Baier. Das hängt aber mit Personalengpässen beziehungsweise der Gewinnung von qualifiziertem Fachpersonal im Bäderbereich zusammen. Überall in Deutschland fehlen Schwimmmeister oder technisches Personal. Dies hat auch Auswirkungen auf das Siegtalbad, dessen Öffnungszeiten daher beschränkt sind, weil nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung steht. Zwar hilft dankenswerterweise das Ehrenamt mit, aber ein Badebetrieb mit technischen Anlagen setzt immer voraus, dass genügend Schwimmmeister vor Ort zur Verfügung stehen.

Geschäftsführer Dirk Baier abschließend: "Für mich hat der Erhalt des Hallenbades beim Siegtalbad und dessen ganzjährige Öffnung für Schulen, Vereine, Familien, Kinder und Senioren Priorität. Wichtig ist, dass wir wirtschaftlicher arbeiten und für den Schulstandort Wissen und die Vereine, aber auch für die Senioren ein gutes ganzjähriges Angebot vorhalten."

Fakt ist auch, dass viele Bürger im Sommer auch das benachbarte Waldschwimmbad in Hamm oder den privaten Pool nutzen. Darauf ist auch im Rahmen der Wirtschaftlichkeit zu reagieren und zu überlegen, wie die Weichen in Richtung Zukunft Siegtalbad gestellt werden. Es kommt also vor allem auch auf die Besucher an, die regelmäßig das Bad nutzen, damit diese wichtige Einrichtung Siegtalbad auch in Zukunft wirtschaftlicher arbeiten kann. (PM)
Pressemitteilung vom 03.04.2023 www.ak-kurier.de