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Nachricht vom 16.07.2023
Region
Schließung der Grube Vereinigung vor 60 Jahren: Katzwinkel erinnert sich am 29. Juli
Im Juli 1963 endete die fast 130-jährige Bergbautradition in Katzwinkel mit der Schließung der Grube Vereinigung. Zur Erinnerung findet am Vorabend des 60. Jahrestages, am Samstag, 29. Juli, um 17 Uhr ein Gottesdienst in der Barbara-Kirche und im Anschluss ein unterhaltsames Treffen an der Schaustollenanlage bei der Barbara-Grundschule statt. Alle sind herzlich eingeladen.
Schacht I und II Grube Vereinigung (Quelle: Ortsgemeinde Katzwinkel)Katzwinkel. Als die Grube Vereinigung vor 60 Jahren genau am 30. Juli 1963 geschlossen wurde, verloren die noch rund 200 verbliebenen Bergleute ihre Arbeit. Einer von ihnen war der heute 84-jährige Friedhelm Leicher. Leicher ist der letzte Zeitzeuge unter den Bergleuten der Grube Vereinigung, die unter Tage gingen. Mit der Schließung begann für den damals 24-jährigen Leicher eine neue Zeit. Relativ lautlos ging die Schließung damals einher, erzählt Friedhelm Leicher. Nur "unter sich" habe man damals diesen für alle besonderen Tag begangen.

Umorientieren zum Schlosser, Maschinen- und Bunkerbauer
Die Zeichen hatten schon lange angezeigt, dass das Erzaufkommen immer geringer wurde und weitere Erzgänge aufzuschließen zu kostspielig geworden wäre. Für die Bergleute stand "Umorientieren" im Raum. So wie Leicher fanden rund 35 der ehemaligen Bergbauarbeiter bei der Landmaschinenfirma Landruf in Freudenberg eine neue Arbeit. Umschulen war angesagt, etwa zum Schweißer oder Maschinenbauer. Bis 1990 war sogar eigens für die Bergleute ein Bus eingesetzt worden, der sie zu ihrem neuen Arbeitsplatz nach Freudenberg fuhr.

Andere fanden neue Arbeit bei Firmen in Betzdorf oder Neunkirchen. Sogar bis nach Ahrweiler zum Regierungs-Bunkerbau zog es die ehemaligen Bergleute. "Das war für viele eine schlimme Zeit", erinnert sich Leicher. Es sei eine Zeit voller Veränderung gewesen. Auch finanziell habe es große Einbußen gegeben. "Es gab nur noch die Hälfte vom bisherigen Lohn". Hatten doch die, die unter Tage gingen, bisher eine zusätzliche Prämie von damals zehn Deutsche Mark pro Tag erhalten. Besonders gerne denkt Leicher an die gute Kameradschaft. Die sei lebenswichtig gewesen und die habe er so nie wieder erlebt.

Strukturwandel mit Zuversicht gemeistert
In den Hochzeiten waren in der Grube Vereinigung 800 Mann beschäftigt. Mit rund 192.000 Tonnen geförderten Erz hatte sie im Jahr 1926 die höchste Kapazität im Siegerland. Dass die Bergbautradition die Menschen in der Ortsgemeinde noch heute prägt, liegt daher auf der Hand. "Den harten Schnitt nach Schließung der Grube einhergehend mit dem Verlust der Arbeitsstelle und dem notwendigen Strukturwandel haben die Menschen hier mit großer Zuversicht gemeistert", weiß Ortsbürgermeister Hubert Becher zu berichten. "Viele Einrichtungen und Straßen im Ort tragen noch heute Namen, die an den Bergbau erinnern."

So etwa die Barbara Grundschule, die Glück-Auf-Halle oder die Knappenstraße. Zuletzt wurde im vorangegangenen Jahr 2022 die umgestaltete Schaustollenanlage an der Barbara-Grundschule in Katzwinkel eingeweiht. An der ursprünglichen Anlage hatte der ehemalige Bergmann Leicher in einer Gruppe weiterer Bürger vor mehr als 20 Jahren mitgewirkt, um die Bergbautradition wachzuhalten. "Mit Mitteln aus der Dorfentwicklung des Landes gefördert und viel ehrenamtlicher Eigenleistung konnte das Projekt der Neugestaltung gelingen", so Becher.

Feierlichkeit mit Zusammenkunft am 29. Juli am Schaustollen
Genau dort, an der neu gestalteten Schaustollenanlage an der Barbara-Grundschule soll am Samstag, 29. Juli, an die Schließung der Grube Vereinigung erinnert werden. Dazu lädt die Ortsgemeinde alle Bürger und alle Interessierten zu einer "Zusammenkunft" im Anschluss an einen Gottesdienst (17 Uhr) in der Barbara-Kirche herzlich an die Schaustollenanlage ein.

Musik- und Liedvorträge sind geplant. Neben Friedhelm Leicher, der über seine Zeit als Bergmann berichtet, haben die Besucher die Gelegenheit an Thementischen mit anderen ehemaligen Bergleuten und Arbeitern (etwa Schlossern und Elektrikern) ins Gespräch zu kommen. Dabei bietet sich die Gelegenheit, Zeitzeugen zu treffen, die die letzten Jahre in der Grube Vereinigung und die Umbruchjahre nach der Schließung miterlebt haben.

Der Dorfgemeinschaftsverein wird aus seiner Sammlung einige markante Exponate aus der Berbauzeit präsentieren. Schon jetzt freut sich die Ortsgemeinde Katzwinkel auf viele Besucher. Jeder ist herzlich eingeladen. (KathaBe)
       
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