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Nachricht vom 18.07.2023 |
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Region |
Stadion Altenkirchen: Lebenshilfe bietet erneut Sportabzeichen-Abnahme an |
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Mit dem Deutschen Sportabzeichen sollen Menschen mit Behinderung eine vielseitige Leistungsfähigkeit erwerben, Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit erhalten und zu einer regelmäßigen Sportaktivität motiviert werden. Die Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen hat sich diesem Gedanken auch verschrieben. |
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Altenkirchen. Das Fliegerlied von Tim Toupet, auch bekannt als „So ein schöner Tag“, schallt durchs Altenkirchener Stadion. Die rund 60 Sporttreibenden absolvieren auf dem Rasenspielfeld zu dieser eingängigen und fast allseits bekannten Melodie ihre Aufwärmübungen, um sich nicht völlig „kalt“ an ihre Herausforderungen zu wagen. Erneut bietet die Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen ihnen an, jeweils das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung in Gold, Silber oder Bronze zu erwerben. Das Teilnehmerfeld ist alterstechnisch gesehen breit aufgestellt, „zwischen 20 und Ende 50“, wie es Bärbel Nied, Organisatorin und Sportkoordinatorin der Westerwald-Werkstätten der Lebenshilfe, beschreibt. Einige seien vor dem Start aufgeregt angesichts von vier Bedingungen aus den Bereichen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination, die es am Dienstagvormittag (18. Juli) zu erfüllen gilt, „viele haben Spaß und kennen sich, es ist auch ein bisschen Ehrgeiz dabei“. An den einzelnen Standorten der Lebenshilfe in Altenkirchen, Flammersfeld, Wissen und Mittelhof-Steckenstein sei unter Aufsicht von Sportlehrern schon auf diesen schönen Tag hingearbeitet worden. Um den Ablauf einigermaßen zu strukturieren, ist die Klasse 10/2 des Westerwald-Gymnasiums Altenkirchen mit Klassenlehrer Sebastian Leins und dessen Kollegin Romina Holschbach im Einsatz. Die Schüler messen Weiten, stoppen Zeiten und tragen die erbrachten Leistungen in Formulare ein, die Nied nach Abschluss der Aktion auswertet. „Wir verbringen hier unseren Klassentag“, berichtet Leins, „ich glaube, dass eine Mittelstufenklasse wie diese genauso viel Sozialkompetenz und Hilfsbereitschaft aufbringt wie die im vorigen Jahr als Unterstützer eingeteilten Oberstufenschüler.“ Um zur Stelle zu sein, hatte die 10/2 ihren „richtigen“ Klassentag bereits im Laufe der vergangenen Woche in der Schule mit Pizza essen und Film gucken absolviert, während viele andere Klassen abseits des Stundenplans just am Sportabzeichen-Tag zum Beispiel Ausflüge unternahmen.
Viel Applaus und kleine Blessuren
An sechs Stationen (Sprint, Langlauf, Weitsprung, Hochsprung, Schleuder- und Medizinballwurf) können die Mitmachenden jeweils die Vorgaben erfüllen. Da wird um Sekundenbruchteile im Finish eines 100-Meter-Laufes gekämpft, so dass der Abstand zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten hauchdünn ist, fast noch ein Zielfoto hätte über die Reihenfolge entscheiden müssen. Da wird gelobt, eine Menge Beifall geklatscht, auch die eine oder andere Wunde per Pflaster nach einem Sturz auf die harte Aschenbahn versorgt. Und wenn es der ein oder andere nicht auf den Punkt schafft, besteht die Möglichkeit der Nachbesserung im Umfeld der Lebenhilfe-Einrichtungen. Da gibt es genügend Getränke, einen großen schattenspendenden Sonnenschirm im Eingangsbereich, während der große Hunger um die Mittagszeit mit dem Inhalt von Lunchpaketen gestillt werden kann. Und da winkt noch die Belohnung der Sparkasse Westerwald-Sieg - neben der Aushändigung von Urkunde und Anstecknadel für die Absolventen - , die für jedes erworbene Sportabzeichen am Jahresende 10 Euro auf das Konto der Lebenshilfe überweist. Das Geld, so weiß Nied, dient als Grundlage unter anderem für einen Ausflug.
Sportabzeichen hat Ordenscharakter
Die Homepage des Deutschen Behindertensportverbandes erklärt: „Das Deutsche Sportabzeichen ist eine Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes für gute und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit, die in drei Stufen vergeben wird: Bronze, Silber, Gold. Es ist ein Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland und hat damit Ordenscharakter. Seit 1952 können Menschen mit Behinderung das Deutsche Sportabzeichen mit angepassten Leistungsanforderungen erwerben. Für das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung ist der Deutsche Behindertensportverband mit seinen 17 Landes- und zwei Fachverbänden zuständig. Durch das Deutsche Sportabzeichen sollen Menschen mit Behinderung eine vielseitige Leistungsfähigkeit erwerben, Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit erhalten und zu einer regelmäßigen Sportaktivität motiviert werden. Mit der Erfüllung der einzelnen Bedingungen werden ein gutes Maß an Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination bewiesen. Zusätzlich soll das Sportabzeichen zur Inklusion, also zu selbstbestimmter, gleichberechtigter Teilhabe am Alltag beitragen, denn Vorbereitung und Training für das Deutsche Sportabzeichen sind ideal dafür geeignet, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben.“
1912 ins Leben gerufen
Das Deutsche Sportabzeichen wurde am 10. November 1912 von der Hauptversammlung des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele unter dem Namen „Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der Leibesübungen" geschaffen. Vorbild war das schwedische Sportabzeichen, das der Begründer des Sportabzeichens, Carl Diem, 1912 während den Olympischen Spielen in Stockholm kennengelernt hatte. In Berlin wurden am 7. September 1913 beim Jugend-Spielfest die ersten 22 Auszeichnungen vergeben. Erlangen konnten es anfangs nur Männer, die einem Sportverein angehörten. 1921 wurde es in Deutsches Turn- und Sportabzeichen umbenannt und konnte nun auch von Frauen erworben werden. Die Bedingungen wurden vom schwedischen Vorbild übernommen, bis 2012 waren fünf Bedingungen aus fünf Gruppen zu absolvieren. Einige Anforderungen sind bis heute unverändert. Die Einteilung der Anforderungen in verschiedene Altersgruppen erfolgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg, bis dahin musste jeder, unabhängig seines Alters, die gleichen Bedingungen erfüllen. Im vergangenen Jahr 2022 wurden 487.857 Sportabzeichen verliehen (357.470 Kinder und Jugendliche/130.387 Erwachsene) - ein Plus von 32,82 Prozent gegenüber 2021. Und die Bilanz bei den Menschen mit Behinderung zeigte ebenfalls eine steigende Tendenz: gesamt 4473 (2021: 3554); Erwachsene 2036 und Kinder/Jugendliche 2437, was einem Anstieg von 25,86 Prozent zu 2021 gleichkam. (vh)
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