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Nachricht vom 12.10.2023
Politik
Gruppenkläranlage in Au: Ein Paradebeispiel interkommunaler Zusammenarbeit
Weiterhin Bestand haben soll das Paradebeispiel interkommunaler Zusammenarbeit "Gruppenkläranlage Au“. Hierzu bedurfte es nun einer Anpassung der bestehenden Zweckvereinbarung zwischen der Verbandsgemeinde Hamm mit der Gemeinde Windeck und der Verbandsgemeinde Wissen. Sanierungsmaßnahmen zeigen verbesserte Energieeffizienz und Einsparpotenziale auf.
Während der Besichtigung der Gruppenkläranlage Au (Sieg). Von links: Marco Habbich, Dietmar Henrich, Peter Brenner, Berno Neuhoff, Dirk Baier, Heike Hamann, Thomas Becher und Lutz Weber. (Fotos: Katharina Behner)Wissen/Hamm/Windeck. Am Mittwoch (11. Oktober) trafen sich an der von der Verbandsgemeinde Hamm betriebenen Gruppenkläranlage in Au (Sieg) neben Bürgermeister Dietmar Henrich (Hamm) auch der erste Beigeordnete der Gemeinde Windeck, Thomas Becher (in Vertretung für Bürgermeisterin Alexandra Gauß) sowie Wissens Bürgermeister Berno Neuhoff. Der Grund: Die Zweckvereinbarung, die es ermöglicht, dass auch die Abwässer in Teilen aus der Verbandsgemeinde Wissen und der Gemeinde Windeck ebenfalls an der Gruppenkläranlage Au gereinigt werden können, bedurfte einer Anpassung.

Neben den Unterzeichnenden waren auch die Werksleitungen Dirk Baier (Geschäftsführer Stadtwerke Wissen), Heike Hamann (Betriebsleiterin Gemeindewerke Windeck), Peter Brenner und Lutz Weber (kaufmännische und technische Werksleitung Hamm) sowie Marco Habbich (Abwassermeister) anwesend.

Umsatzsteuerliche Regelungen bedürfen einer Anpassung
Warum die 1989 mit der Verbandsgemeinde Wissen und im Jahr 1992 mit der Gemeinde Windeck abgeschlossene und bis dato unveränderte Zweckvereinbarung angepasst werden musste, hängt mit der Änderung umsatzsteuerlichen Regelungen zusammen. Es galt zu klären, ob die von Hamm an die beiden Vertragsparteien erbrachten und bisher nicht steuerbaren Leistungen, demnächst der Umsatzpflicht unterliegen. Wie Dietmar Henrich erläuterte, gehe es darum, wie das "Paradebeispiel interkommunaler Zusammenarbeit" auch weiterhin gestaltet werden kann.

Nach vorangegangenen Prüfungen und Beratungen wurde nun eine ergänzende Vereinbarung der bestehenden Zweckvereinbarung unterzeichnet. Sie besagt, dass eine sogenannte "Delegierende Aufgabenübertragung" zur Sammlung und Reinigung von Abwässern aus der VG Wissen und der Gemeinde Windeck auf die VG Hamm übertragen wird, um auch ab 2025 keiner Umsatzsteuerpflicht zu unterliegen. Mit der Wahl dieses Weges sei man auch in Zukunft auf der sicheren Seite, zog Henrich das Fazit aus der nun erfolgten Unterzeichnung.

Enorme Investitionen in die Infrastruktur Gruppenkläranlage
Im Anschluss erläuterte Lutz Weber die umfangreichen, bereits durchgeführten und noch anstehenden Sanierungsmaßnahmen während einer Besichtigung der Kläranlage. Seit über 30 Jahren betreibt die Verbandsgemeinde Hamm die Gruppenkläranlage in Au (Sieg). Mit den Abwässern aus Wissen und Windeck werden dort zusammen rund 40.000 Einwohnergleichwerte gereinigt. Zur komplexen Anlage gehören auch Verbindungssammler mit Regenüberlaufbecken und Pumpwerken.

1986 wurde die Anlage gebaut und in folgenden Jahren aufgrund steigendem Abwasseranfall erweitert. Dass bei dem damit nunmehr über 35 Jahre alten Bauwerk bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden und noch anstehen, liegt auf der Hand. So erläuterte Weber, die Maßnahmen teils vom Bund gefördert und im verbleibenden Eigenanteil unter den beteiligten Gemeinden und Verbandsgemeinden aufgeteilt werden.

Einsparpotenziale durch energetische Sanierung
Insbesondere sei eine energetische Sanierung sinnvoll und vonnöten. Dies betrifft nicht nur die Kläranlage selbst, sondern auch vorgelagerte Bauwerke. Dabei zeigte er deutliche Einsparpotenziale auf. Allein anhand des Beispiels Energetische Sanierung der Belüftung wurde dies bei der insgesamt unterhaltungsaufwendigen Infrastruktur deutlich. Bei rund 464.000 Euro an Investitionskosten wurden rund 300.000 Euro mittels Bundesförderung zugewendet. Der verbleibende Eigenanteil von 164.000 Euro amortisiere sich aber bereits nach knapp vier Jahren, so Weber. Denn mit der Erneuerung geht eine Einsparung von jährlich rund 150.000 Kilowattstunden Strom einher, was bei den derzeitigen Energiekosten etwa 43.200 Euro ausmache. Weitere Beispiele wurden etwa mit der energetischen Sanierung der Pumpwerke im Verbindungssammler Nord und der Blockheizkraftwerke aufgezeigt.

Auch in der Zukunft stehen Sanierungen auf dem Plan. So zeigen betontechnische Gutachten der Belebungsbecken eine Betonsanierung an. Ebenfalls soll eine Halle zur Überdachung des Klärschlamms gebaut werden. Dass die Kläranlage indes auch ein ideales Beispiel sei, um den Fremdenergiebezug auf "Null“ zu fahren, zeige die bereits vorhandene Photovoltaik-Anlage, verdeutlichte der technische Werksleiter Weber.

Die Anlage soll nach Möglichkeit erweitert werden, wozu derzeit Untersuchungen etwa zur Direkt- und Teileinspeisung und Batteriespeicher laufen. Deutlich machten Neuhoff, Henrichs und auch Becher, dass es nichts nutze, die Investitionen vor sich herzuschieben, wenngleich damit Auswirkungen auf die Preise im Abwasserbereich abzusehen seien: "Die Dinge haben ihren Preis." Belegbar stecke hier aber ein Wert dahinter, so Henrich. Für eine ausbalancierte Infrastruktur werde, in diesem Fall die Gruppenkläranlage, gebraucht. Das sei auch für die nachfolgenden Generationen bedeutend. Es gelte, "dranzubleiben". (KathaBe)
   
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