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Nachricht vom 27.10.2011 |
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Region |
Walzwerkarbeiter aus Stahl entstehen und sollen erinnern |
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Sie sind etwa drei Meter groß und wiegen fast 400 Kilogramm: Die Skulpturen aus Stahl "Schnapper" und "Doppler" des Bildhauers Arnold Morkramer. Sie sollen an das Walzwerk in Wissen erinnern, das in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Ihren Platz erhalten die Skulpturen im nächsten Jahr am Verkehrskreisel in Wissens Altstadt. |
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Wissen/Kamp-Bornhofen. Sie wiegen jeweils fast 400 kg und entstehen aus Corten Stahlplatten der Firma, die den Wissenern über viele Jahrhunderte Arbeit und Brot gab: Die Figuren "Schnapper" und "Doppler". Beide sollen im nächsten Jahr am Verkehrskreisel vor den Toren der Spedition Brucherseifer ihren Platz finden, die heute im ehemaligen Walzwerk zu Hause ist. Aus Stahlblech geformt, knüpfen sie an die Industriegeschichte des Walzwerks an. Ihr Werk, wie die Wissener es nannten, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
Der Bildhauer Arnold Morkramer aus Brucherstseifen (82) und der Schmied sowie Schlosser Friedhelm Biernath (72) haben beide noch selbst in jungen Jahren auf Zechen bzw. Hütten an Rhein und Ruhr gearbeitet. Jetzt arbeiten sie seit Mai diesen Jahres fast tagtäglich in einem ehemaligen Weinkeller des Altenheims von Morkramers Sohn in Kamp-Bornhofen (Rhein).
Mit dabei sind ein Plasma-Schneidegerät, das die "Platten schneidet wie Butter" (O-Ton Morkramer), sowie ein Schweißgerät aus Wissen. Der Auftrag lautet: Zwei überlebensgroße Kerle, wie Morkramer sie liebevoll nennt, den "Schnapper" und den "Doppler", zu fertigen. Beide Arbeitertypen haben viele Jahre die Arbeit im Wissener Walzwerk geprägt. Eine Figur wird die Stadt Wissen bezahlen, für die zweite hat der Förderverein "kulturWERKwissen - blechen Sie mit!" die Patenschaft übernommen und will bis zur Aufstellung im nächsten Jahr die erforderlichen Spenden auftreiben.
Eine 16-köpfige Delegation aus Vorstand Förderverein kulturWERK, der Wissener eigenART, den Vorständen der Westerwaldbank und der Kreissparkasse Altenkirchen, Paul-Josef Schmitt und Dr. Andreas Reingen, Agathe Becher von den Landfrauen Wissen-Mittelhof und Stadt Wissen, machte sich jetzt auf den Weg an den Rhein, um sich über die "Stahlriesen" vor Ort zu informieren. Sie alle waren begeistert und erstaunt zugleich. Ihr Fazit: Hohe Kunst eines Profis, der handwerkliches Können mit bildhauerischer Anspruch verbindet und dazu noch verständlich bleibt.
Harte Arbeit im Weinkeller
Die Arbeit an beiden Figuren bedeutet "Schuften" für Morkramer und Biernath. Die zehn Stahlplatten sind 3 Millimeter dick und 1,25 mal 2,50 Meter groß. Normalerweise werden sie im Hochwasserschutz als sogenannte Spuntwände eingesetzt. Als Vorlage dient ein Modell von Arnold Morkramer.
Aufgabe des Bildhauers ist es, den Figuren Leben einzuhauchen. Und das ist gelungen. Das Arbeitsgerät wie die Schnapper-Zange ist ebenso filigran wie die Arbeiterfiguren insgesamt, mit Lederhandschuhen an den Händen und den Holzschuhen mit Stahlkappen. Markant sind vor allem die Gesichtsausdrücke beider Figuren. Sie zeigen klar die schwere der Arbeit im Walzwerk.
Den Kopf hat Morkramer aus Sperrholz originalgetreu vorgearbeitet bevor er geschnitten und geschweißt wurde. Für das Schneiden hat sich der 82-jährige Morkramer extra ein neues Plasma-Schneidegerät gekauft. Für ihn ist es die erste Skulptur aus Stahl. Normalerweise arbeitet er mit Bronze oder Stein und schafft Kirchenaltäre und zeitgenössische Kunst. Das er für sie Neues wagt, rechnen ihm die Wissener besonders hoch an. Morkramer: "Mir war es wichtig, etwas Gegenständliches und Erkennbares für den Betrachter zu schaffen. Das war viele Jahr verpönt, ebenso wie die Darstellung der Arbeit. In der Kunst des Nationalsozialismus wurde dies oft missbraucht", so Morkramer. "Die Arbeit war hart und nicht schön, aber sie war Grundlage für viele Existenzen und den Wohlstand von heute. Denn „Schnapper“ und „Doppler“ sind nicht aus einem Casting entstanden", so Morkramer. Daran zu erinnern, sei ihm wichtig. Wie ein großes Puzzle sind die Körperteile zusammengeschweißt. Das Stahlgerippe ist sozusagen das Skelett und trägt die zerschnittenen und gebogenen Plattenteile.
Einstieg in die geschichtliche und künstlerische Ausgestaltung der Walzwerkstraße
KulturWERK-Fördervereins-Vorsitzender Berno Neuhoff: "Die Walzwerkstraße soll ihre mehr als 100-jährige Geschichte selbst erzählen. Wir wollen das für künftige Generationen mit Skulpturen, Tafeln und neuen Ideen erlebbar machen. Auch geht es darum, das kulturWERK zu vollenden". So soll jedes Jahr ein Stück historischer und künstlerischer Gestaltung auf einem bestimmten Niveau stattfinden. "Für den „Schnapper“ und „Doppler“ sind wir als Verein auf Spenden von Firmen, der Geschäftswelt, aber auch Bürgern angewiesen", so Neuhoff. Die Gelder sollten Stück für Stück eingespielt werden. So ist am 19. November eine 80er Jahre-Party im kulturWERKwissen vorgesehen. Außerdem wird die Ankunft der Skulpturen im ehemaligen Wissener Walzwerk im nächsten Jahr gefeiert und mit einer Besichtigung verbunden werden. Denn der Vorstand im Förderverein kulturWERK weiß: Nur was man sehen, anfassen und für gut befinden wird, bringt Menschen und Spender zusammen. Und dafür braucht man wie bei der Halle viele, die mithelfen. |
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Nachricht vom 27.10.2011 |
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