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Nachricht vom 23.11.2023 |
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Region |
B-8-Umgehungen: MdB Weeser soll Bundesministerium auf Alternativen hinweisen |
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Sie sind nicht erwünscht, die geplanten Ortsumgehungen entlang der B 8 bei Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib. Nicht nur eine Bürgerinitiative macht gegen sie mobil, auch die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, die Stadt Altenkirchen und weitere sieben Kommunen haben jeweils ihre ablehnende Haltung klar umrissen. Wie kann sich in Berlin Gehör verschafft werden? |
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Werkhausen. Sie sind im Bundesverkehrswegeplan 2030 jeweils mit dem Vermerk „vordringlicher Bedarf“ gekennzeichnet, aber so richtig will sie keiner: die geplanten Ortsumgehungen entlang der B 8 in der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld bei Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib. Eine Bürgerinitiative (BI) hält nichts von den Überlegungen, listet Pro und Contra der Projekte auf. Die kommunale Seite, die VG, die Stadt Altenkirchen und sieben weitere Ortsgemeinden, hat jeweils ihre Ablehnung der Umfahrungen ausgedrückt. Dennoch treibt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) die Planungen, die ihm von der Politik übertragen wurden, voran. So entsteht der Eindruck, dass das vor Ort geäußerte Verlangen nach einer Abkehr von der Zielvorstellung im Berliner Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und die Ausarbeitung alternativer Möglichkeiten, den Verkehrsfluss auf der „Hohen Straße“ zu optimieren, nicht ankommen. Deswegen möchte Sandra Weeser (Betzdorf), Mitglied des Bundestages für die FDP, umgehend schriftlich BMDV-Chef Volker Wissing (FDP) über die Situation vor Ort informieren. „Die Gedankengänge, die hier entstanden sind, sollen an die richtige Adresse kommen. Ich erkundige mich gerne zeitnah beim Ministerium, ob eine Anpassung im Bundesverkehrswegeplan möglich ist“, sagte Weeser während eines Gespräches am Donnerstagvormittag (23. November) im Werkhausener Dorftreff, nachdem sie zuvor sich die Stelle angeschaut hatte, wo die geplante Nordtrasse der Weyerbuscher Umgehung die K 24 kreuzen könnte. Der Bürgermeister der VG, Fred Jüngerich, auf dessen Initiative das Treffen zustande gekommen war, betonte, dass derzeit am Planfeststellungsverfahren gearbeitet werde. „Wenn man das gesamte Projekt mit einem 100-Meter-Lauf vergleicht, sind wir gerade vielleicht bei Meter 18“, nannte er den Stand der Dinge. Jüngerich fügte an, dass er nach der Beschlussfassung im VG-Rat Mitte Oktober in einem Brief an Wissing die Darstellung der kommunalen Seite skizziert und gleichfalls auch Alternativen zu den Ortsumgehungen dargelegt habe.
Kann bestehende Planung abgeändert werden?
Im Unklaren blieb, inwieweit eine bestehende Planung (für jede Ortsgemeinde gibt es eine Nord- und eine Südvariante) abgeändert werden könne oder ob die Verwirklichung der alternativen Überlegungen wie ein verstärkter Ausbau der Dreistreifigkeit eine ganz neue zur Folge hätte. Darüber hinaus wusste niemand zu sagen, ob die Abkehr von den Umfahrungen den „Rausschmiss“ aus der bundesweit geltenden und übergeordneten Absichtenzusammenfassung zur Folge hätte, „wofür wir“, so Weeser, „aber jahrelang gekämpft haben. Wir müssen ein bisschen vernetzter denken, was hilft, um den Verkehr flüssiger fließen zu lassen“. Eines Faktes waren sich die Teilnehmer sicher: Die vor Ort entwickelten Ideen werden deutlich kostengünstiger und erfordern bei weitem nicht solch massive Eingriffe in die Natur. „Pläne, die vor 30 Jahren beschlossen wurden, müssen für die heutige Lage nicht mehr die beste Lösung darstellen. Klar ist aber auch, der Kreis Altenkirchen benötigt eine zügige an zukünftige Verkehrsaufkommen angepasste Verbindung an den Großraum Köln-Bonn - wie auch immer diese ausgestaltet sein mag“, formulierte Weeser die Frage, die alle gerne beantwortet haben möchten.
Nadelöhr Uckerath: Es passiert offenbar nichts
Laut Jüngerich sei auch die regionale IHK, wie er bei einem Treffen am Tag zuvor in Kircheib erfahren habe, nicht auf die Schlenker um die Dörfer herum fixiert. Hauptsache, es gehe schneller, gab er den Ansatz vieler Betriebe wieder, die der Kammer angehören, den auch der Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, Arne Rössel, vertreten habe. Jüngerich ging zudem auf das Nadelöhr in Uckerath ein, wo weitaus weniger in Sachen Verbesserung der Verkehrssituation getan werde: „Wir bauen hier die Umgehungen und stehen dann doch vor den roten Ampeln dort. Was bringt es, wenn in Uckerath nichts passiert?“ Fachleute hatten die Zeitersparnis auf neuen Streckenführungen mit zwischen drei und fünf Minuten angegeben. „Wir müssen versuchen, Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen und auch die klimatischen Veränderungen im Blick zu haben“, bekräftigte er und wies auf den großen Zuzug von 1500 Menschen in wenigen Monaten in die VG hin. Darum benötige die VG auch mehr landwirtschaftliche Produktionsflächen. Grundsätzlich werden für Gunnar Lindner, den Sprecher der BI, „Rieseneingriffe notwendig, um 60 Meter breite Trassen zu schaffen“. Derzeit wird von rund 150 Hektar an Fläche ausgegangen, die für den Bau der drei Umfahrungen erforderlich sind. Weeser sah den Hennefer Stadtteil ganz aus dem Blickwinkel der Straßenplaner in Nordrhein-Westfalen entschwinden, „wenn auf rheinland-pfälzischer Seite nichts passiert, dann ist auch kein Druck mehr auf Uckerath.“ Sie forderte, „groß zu denken, wenn wir die Entlastung wollen“.
Versiegelung und Flächenfraß
Die BI führt als negative Punkte und Auswirkungen auf: die großflächige Versiegelung und den Flächenfraß, die Zerstörung der Natur, den Eingriff in den Wasserhaushalt, die Gefährdung von Flora und Fauna, die Bedrohung der Landwirtschaft, Einbußen an Lebensqualität, stillgelegte und abgeschnittene Orte und die enormen Kosten. Sie fordert sinnvolle und menschenfreundliche Konzepte, intelligente innerörtliche Lösungen und eine zukunftstaugliche Verkehrsplanung. In einem Papier legt die BI ihre Vorstellungen dar, wie die Belastungen für die Anwohner der B 8 in den drei Ortsgemeinden erträglicher gestaltet werden könnten: Flüsterasphalt, Schallschutzmaßnahmen an Gebäuden, stationäre Geschwindigkeitskontrollen und eine Vielzahl weiterer kleinerer Maßnahmen, um den Verkehrsfluss zu regulieren. Hauptansatzpunkt für die BI sind dreistreifige Ausbaumaßnamen auf freien Strecken. Zudem plädiert sie für eine Verlegung der Anbindung der L 276 (aus und nach Flammersfeld) aus der Ortsmitte von Weyerbusch heraus in den Bereich der „Betonkurve“ bei Hasselbach, wobei eine solche Maßnahme nicht Sache des Bundes (wie der B-8-Ausbau), sondern die des Landes Rheinland-Pfalz ist. „Die Vorschläge der BI sind wohl durchdacht“, wertete Jüngerich das Paket mit den unterschiedlichsten Facetten, die, so die Hoffnung, in Berlin nicht auf taube Ohren stoßen.
Ost-West-Verbindung verbessern
Die geplanten Projekte in der VG Altenkirchen-Flammersfeld sind Teil der Verbesserung der Ost-West-Verbindung (B 8/B 414) zwischen Hennef/Bonn (A 560) und Herborn/Wetzlar (A 45). Nach LBM-Berechnungen wird die prognostizierte Fahrzeugzahl pro Tag in Weyerbusch von rund 12.700 bis auf 14.800 im Jahr 2035 anwachsen. Derzeit wird von einem Fachbüro die Umweltverträglichkeitsstudie für die Variante in Weyerbusch ausgearbeitet. Im Frühjahr 2024 könnte die technische Planung beauftragt werden. Der Chef des LBM in Diez, Benedikt Bauch, hatte in einer Sitzung des Umwelt- und Bauausschusses der VG im Juni von einem Zeitraum für die Realisierung von „10 bis 15 Jahren“ gesprochen, wobei je nach Planungsverlauf unterschiedliche Verwirklichungszeiträume entstehen können. „Wenn Baurecht vorliegt, wird eine Umgehung gebaut“, sagte Bauch damals und ungeachtet dessen, wie der Stand bei den anderen ist. Eine „Paketlösung“ schloss er demnach aus. Darüber hinaus verwies Bauch auf weitere Änderungen der Verkehrsführungen unter dem Dach der Ost-West-Achse wie aktuell den dreistreifigen Ausbau der B 414 zwischen Nister und dem Kreisverkehrsplatz bei Hachenburg. Über das Attribut „vordringlicher Bedarf“ verfügt auch die, in diesem Kontext wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste zu bauende Ortsumfahrung des Hennefer Stadtteils Uckerath, ohne die das Trio zwischen Altenkirchen und der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen bei Kircheib-Vierwinden grundsätzlich keinen Sinn ergibt. Zuständig für dieses Projekt ist die Stadt Hennef. (vh) |
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Nachricht vom 23.11.2023 |
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