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Nachricht vom 26.12.2023 |
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"Rosies Weihnacht - Eine kleine, ganz unspektakuläre, aber weihnachtliche Geschichte" - Teil 1 |
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Was macht man an einem total verregneten Urlaubstag? Doris Manroth aus Windhagen hat den verkorksten Tag fern von Zuhause genutzt, um eine weihnachtliche Kurzgeschichte zu schreiben: "Rosies Weihnacht - Eine kleine, ganz unspektakuläre, aber weihnachtliche Geschichte" präsentieren die Kuriere in drei Teilen. Viel Spaß beim Lesen! |
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"Wir müssen Granma aus dem Weg schaffen!", eröffnete Tim Cooper seiner fünfzehnjährigen Enkelin.
"Wie bitte?!?" fragte Ida. Hatte sie richtig verstanden?
Ihr Großvater grinste, bat sie sich zu setzen und kam um den Schreibtisch herum.
"Sieh mich nicht so entgeistert an! Ich brauche deine Hilfe, weil ich das hier vorhabe!"
Er drücke ihr die farbige Zeichnung in die Hand, die gut erkennbar das Gartenhaus zeigte, das draußen im winterlichen Garten stand und - nach Idas Kenntnis zumindest - vollgestopft war mit Gartengeräten.
Das Papier in ihren Händen zeigte jedoch einen aufgeräumten Raum mit Tisch und Stühlen und einem Kuchen (Tim konnte wirklich gut malen!) und einigen Regalen, in denen Blumentöpfe, Pflanzen und Bücher untergebracht waren. Sogar die zahlreichen Marmeladengläser mit Blumensamen waren im Regal zu erkennen.
Er grinste. "Weihnachtsgeschenk für Rosie! Sie liebt den Garten, aber wenn sie im Gartenhaus arbeiten möchte, muss sie sich zwischen Rasenmäher und Schubkarren einen Weg bahnen."
Ida zog die Augenbrauen hoch. "Und warum hast du einen Kuchen in das Gartenhaus gemalt?"
"Es soll nicht nur ein Ort zum Arbeiten sein. Sie kann sich dort ausruhen, mit ihren Freundinnen treffen, weißt du? Ich dachte mir, ich habe hier mein Büro. Warum soll sie nicht einen ähnlichen Ort haben, und zwar dort, wo es ihr am besten gefällt - im Garten!"
Ida nickte beeindruckt. Das Gartenhaus war kein Schuppen im eigentlichen Sinn. Es gab dort Strom und Heizung und genügend Fenster, aus denen man tatsächlich die ganze Pracht des Gartens bewundern konnte. Warum also nicht? Was für eine tolle Idee!
"Dabei helfe ich dir gern! Ich kann streichen und Möbel zusammenschrauben!", schlug sie vor, mit einem Mal Feuer und Flamme.
Tim schüttelte den Kopf. "Es ist fast alles fertig. Ich brauche nur noch einen einzigen Tag. Dadurch, dass sie in Stroud den Weihnachtsmarkt mitorganisiert, war sie oft fort und ich hatte genug Zeit, meine kleine Überraschung vorzubereiten! Deine Aufgabe ist es, Rosie aus dem Weg zu schaffen! Ich habe ein Hotel für euch in Bath gebucht. Ihr geht ein bisschen Shoppen und lasst euch verwöhnen. Das wird euch beiden Spaß machen. Gurken auf den Augen und so", grinste er und sah sie erwartungsfroh an.
Ida hielt noch immer die Skizze des Gartenhauses in den Händen, ein Projekt, das sie weitaus mehr interessierte, als sich Gemüse auf die Augen legen zu lassen.
"Wir könnten sie doch einfach bei deinen Töchtern im Hotel parken!"
"Nicht weit genug weg." Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Und meine Frau wird nicht einfach irgendwo geparkt!"
Tim stand auf und fischte zwei Bahntickets vom Schreibtisch. "Außerdem wird sie ohne dich nirgends hingehen wollen. Wenn du uns einmal im Jahr hier in England besuchst, wird sie keine Sekunde verpassen wollen. Morgen geht’s los, hier sind die Bahntickets! Bring dir eine neue Jeans mit. Deine ist ganz zerrissen an den Beinen."
"Das gehört doch so!"
"Oh my! Kauf dir um Himmels Willen etwas ohne Löcher!"
Und so reisten Ida und Rosie am nächsten Tag schon nach Bath. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis fand Ida sofort großen Spaß daran, durch die prächtig geschmückten Straßen und die kleinen Shops zu bummeln.
Sie besuchte ihre Großeltern in diesem Jahr zum ersten Mal in der Weihnachtszeit, und dass auch nur für wenige Tage, denn am 23. Dezember würden sie schon alle drei - Tim, Rosie und sie selbst - zurück nach Deutschland fliegen, um die traditionelle Familienweihnacht im Rheinland zu verbringen.
Die Cotswolds, wo Tim und Rosie lebten, und das weihnachtlich geschmückte Bath waren die perfekte Einstimmung darauf.
Betonfrisuren und Leiterstürze
"Sag mal, musst du vor Weihnachten noch zum Friseur?", fragte Rosie. Sie befanden sich im Café von Guildhall Market. Das Stimmengewirr der Menschen mischte sich mit leiser Weihnachtsmusik und sie tranken Tee.
"Sehe ich etwa so aus?", Ida schüttelte ihren flammend roten, schulterlangen Bob, den die Mütze, die sie draußen getragen hatte, kein bisschen plattgedrückt hatte.
"Nein, Spatz, aber ich! Meinst du, du kommst ein Stündchen ohne mich aus?!" Rosie schob Ida die Hälfte ihres Kuchenstücks über den Tisch.
"Geh du nur, wir treffen uns gleich wieder genau hier, Omi."
Ida hatte nie Langeweile, wenn ein Bücherstand in der Nähe war, und so war sie gerade erst wieder am Treffpunkt eingetroffen, wo es herrlich nach gerösteten Kaffeebohnen duftete, als eine bekannte Stimme hinter ihr raunte: "Gib mir deine Mütze!"
Ida drehte sich herum und konnte einen Lachkrampf nur gerade so unterdrücken.
"Gehen wir etwa heute noch ins Theater?", japste sie.
"Ha, ha, sehr lustig!", antwortete Rosie und hielt die Hand auf. "Mütze her, sofort!"
Ida tat wie geheißen und Rosies hochtoupiertes Haar verschwand unter der hübschen Strickmütze.
Rosie atmete erleichtert auf. "Jedes Mal das gleiche: wenn du als ältere Frau zum Friseur gehst, bekommst du gleich eine Betonfrisur verpasst! Ich muss mir im Hotel sofort die Haare waschen!"
Das kleine Hotel, das Tim für sie beide gebucht hatte, war ausgesprochen schön und versprühte jede Menge georgianischen Charme. Da der Nieselregen einfach nicht aufhören wollte, hatten sie ihre Erkundungstour durch Bath beendet und tauchten im Hotel in die Ruhe des Spa ein, in dem es angenehm nach Zedern und Orange duftete.
Mit geschlossenen Augen lagen sie nun schweigend neben-einander auf ihren Liegen. Rosies Gesicht formte sich zu einem leichten Lächeln, als sie daran dachte, dass sie schon in wenigen Tagen ihre Familie in Deutschland wiedersehen würde.
Ihre Tochter Maxie fehlte ihr schon sehr, trotz der regelmäßigen Reisen nach Deutschland. Doch diese Besuche über die Weihnachtstage waren eben immer etwas ganz Besonderes!
Von einem regelmäßigen Piepton wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie wandte den Kopf zur Quelle des Störgeräusches und sah wie Ida - ohne die Gurkenscheiben von ihren Augen zu entfernen - zielstrebig nach ihrem Handy griff und es einige Zentimeter auf Abstand hielt, damit sie ihre Aktivkohlemaske nicht berühren musste.
"Darf ja wohl nicht wahr sein!", meckerte Rosie gutmütig. "Geht’s denn nicht mal eine Minute ohne?!"
Ida streckte blind den Arm aus und traf ihre Granma ganz unsanft am Schlüsselbein.
"Ist sowieso für dich, Omi!"
Nicht nur von ihrer Quarkmaske bleich, gab sie Ida kurze Zeit später das Telefon zurück.
"Tim ist von der Leiter gefallen und hat sich die Rippe gebrochen. Wir müssen so schnell wie möglich zu ihm zurück", teilte sie ihrer Enkelin mit.
Sie rutschte auf ihrer Liege nach vorn, zog den Bademantel enger um sich, sagte der netten Kosmetikerin freundlich Thank you und eilte Richtung Ausgang.
"Warte!", rief Ida und beeilte sich, Rosie noch vor der Tür abzufangen. Im Vorbeigehen griff sie nach zwei weichen Tüchern, die in einem Korb auf der Theke zusammengerollt waren. Eines davon reichte sie ihrer Großmutter. "Willst du nicht erst mal den Quark aus dem Gesicht wischen, bevor du durchs Hotel läufst? Du bist ja schon sehr unkonventionell, aber das wünschst du dir doch sicher nicht!"
"Das hast du sicher von deiner Mutter! Ich bin nicht unkonventionell, ich bin natürlich!" Würdevoll entfernte sie die Maske aus ihrem Gesicht.
"Natürlich, Granma!", grinste Ida.
"Und nenn mich nicht Granma, das hört sich nach Betonfrisur an!" Rosie gab ihrer Enkelin das Tuch zurück und einen leichten Klaps, sodass diese sich lachend in Sicherheit brachte. Die Kosmetikerin schmunzelte und nahm ihr die benutzen Tücher aus der Hand.
Beim Packen im schönen Hotelzimmer, das sie nun leider keine zweite Nacht genießen konnten, entschuldigte sich Rosie.
"Ida, es tut mir sehr, sehr leid, dass unser Ausflug schon endet. Ich hatte so viel Spaß mit dir, mein Schatz. Trotzdem muss ich zurück zu Tim. Er hätte mich nicht angerufen, wenn es nicht nötig gewesen wäre. Verstehst du das?"
"Schon gut, ich verstehe das total! Lass uns fahren, jetzt braucht Tim uns!", nickte Ida voller Verständnis.
Teil 2 lesen Sie hier
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