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Nachricht vom 23.11.2011 |
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Region |
Biogasanlage fordert Bauernopfer |
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Proteste gegen den Betrieb in Neitzert halten an – Verwaltung verweigert Auskunft über Hintergrundgespräche
Neitzert. Der Bau der Biogasanlage stellt in dem kleinen Ort Neitzert in der Verbandsgemeinde Puderbach seit Jahren den Stein des Anstoßes dar. Jetzt forderte das Thema auch noch ein Bauernopfer: Der betreibende Landwirt kündigte bei der Firma Ökobit, Inhaber der Anlage, seine Verträge. Anwohner haben nun Angst, dass man in Neitzert ein Gewerbegebiet errichten will. |
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Selbst Ortsbürgermeister Lothar Zimmermann gibt mittlerweile zu: „Da ist einiges aus dem Ruder gelaufen.“ Indes macht der Ortsgemeinderat noch keine Anstalten, den Bürgern von Neitzert, die seit Jahren Sturm gegen die Anlage laufen, zur Seite zu stehen.
Für einige Bürger war dies bereits vor rund einem Jahr Grund genug, eine Bürgerinitiative zu gründen. Ziel der Aktion: „Die Anlage muss weg“. Und wenn schon, so Vertreter der Bürgerinitiative, kein Rückbau erfolgt, dann wollen die Bürger die Anlage wenigstens vernünftig genutzt wissen.
Noch immer wird in der Biogasanlage, die seit einiger Zeit ohne Genehmigung und trotz des Protestes der Bürger weiterhin betrieben wird, keine Abwärme genutzt. Es entsteht bei der Produktion des Methangases, durch welches Elektrizität gewonnen wird, giftiges Kohlendioxid und auch Schwefelwasserstoff. Die Gifte werden freigesetzt. Wenn Bürger protestieren, wird ihnen von Ratsmitgliedern unterstellt, sie hätten sich nicht richtig informiert. Das seien, so heißt es, alles „nur Gerüchte“.
Derweil sind nicht nur Gerüchte, sondern auch Gerüche im Umlauf. Die meisten werden zwar sehr schnell in Richtung Wald und anderer Dörfer getragen. Wenn aber der Wind ungünstig steht, bekommen auch die Neitzerter ihren Teil davon ab.
Kaum jemand zuvor hatte das Bürgerhaus so voll gesehen. Aus Neitzert, Udert, Rodenbach, Steimel, Fluterschen und Stürzelbach kamen Interessierte, um sich zumindest teilweise mit den betroffenen Neitzertern per Unterschrift zu solidarisieren. Eine Anwohnerin in Neitzert brachte es auf den Punkt: „Der Bau einer Biogasanlage“, resümierte die Frau, sei „einfach Wahnsinn“. Nicht nur, dass die Umwelt des idyllischen Tales in Neitzert total verschandelt werde, Gase, Lärm durch Trecker und Lastwagen seien „ein Verbrechen am Ort Neitzert“.
Andere Besitzer von Häusern beklagen den Wertverlust ihrer Immobilie. „Hätte ich gewusst“, so ein Anwohner, „dass in Neitzert eine Biogasanlage entsteht, wäre ich in einen anderen Ort gezogen“.
Bereits vor wenigen Tagen hatte Klaus Meier, Vizepräsident des Verwaltungsgerichts Koblenz, deutliche Kritik an der Kreisverwaltung Neuwied geübt. Der Richter zeigte sich darüber verwundert, dass „die Anlage vier Jahre illegal betrieben werden konnte“ – und das, obwohl Ratsmitglieder und Ortsbürgermeister immer wieder betonen, sie seien auf der Seite der Bürger.
Wo jene Seite zu finden ist, darüber rätseln derweil die Neitzerter selbst. Noch im Rahmen der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates Rodenbach hatte Ortsbürgermeister Lothar Zimmermann zugesagt, er werde Rat und Bürger über ein sogenanntes „Elefantentreffen“ informieren. Gemeint war ein Treffen von Ortsbürgermeister, VG-Bürgermeister und Management der Ökobit.
Auf Anfrage des „Kurier“ machte Ortsbürgermeister Lothar Zimmermann dann buchstäblich eine „Rolle rückwärts“. Er könne, erklärte er, über das Treffen nicht mehr berichten, da sich mittlerweile Punkte ergeben hätten, welche eine Information des Rates und der Bürger unmöglich machten.
So warten die Neitzerter auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Koblenz, nachdem ein Bürger, der durch die Biogasanlage krank geworden sein soll, den Weg der Klage beschritten hatte. Ein großer Trost wäre für die Neitzerter freilich auch ein Urteil in Koblenz nicht. Denn selbst im „positiven Fall“ müsste damit gerechnet werden, dass die Ökobit-Gesellschaft sich damit nicht zufrieden gibt und weiter prozessiert.
Und solange Politiker, Juristen und Verwaltungsfachleute um Gesetzeslücken und Einspruchsfristen streiten, haben die Neitzerter die schlechte Luft. Und die Tatsache, dass man Gifte zumeist nicht riechen kann, erhält in Neitzert noch manch einem so manche Illusion. Werner Wenzel |
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Nachricht vom 23.11.2011 |
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