AK-Kurier |
Ihre Internetzeitung für den Kreis Altenkirchen |
|
Nachricht vom 10.04.2024 |
|
Region |
Altenkirchener Autorin Sonja Roos: Quartett taucht in "Eine grenzenlose Welt" ein |
|
Waren es bislang Romane, deren Geschichten ein einziges Taschenbuch füllten, betritt die Altenkirchener Autorin Sonja Roos bislang unbekanntes Terrain: Ihr neues Werk "Eine grenzenlose Welt" erscheint als Trilogie mit den Unter-Titeln "Aufbruch", "Schicksal" und "Zukunft". Der erste Band ist von Mittwoch, 17. April, an im Handel erhältlich. |
|
Altenkirchen. Es ist ein Teil der deutschen Geschichte. Über eine Menge Jahrzehnte hinweg wandern Menschen aus „Good old Germany“ in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Vor diesem Hintergrund siedelt die Altenkirchener Autorin Sonja Roos ihren neuen Roman „Eine grenzenlose Welt“ an. Der erste Teil der Taschenbuch-Trilogie „Aufbruch“ erscheint am 17. April, die beiden weiteren „Schicksal“ und „Zukunft“ am 19. Juni und am 21. August; das E-Book zum Auftakt ist bereits seit dem 1. März erhältlich. Ein Blick in das Werk, das der Goldmann-Verlag herausgibt, deutet die Handlung an: „Hamburg 1892: Während eine Choleraepidemie in der Stadt wütet, verlassen die junge Marga und ihre Cousine Rosie ihre Heimat für immer. Auf einem Auswandererschiff wagen sie die Fahrt nach Amerika in der Hoffnung auf ein Leben fern von Not und Armut. Während der langen Reise schließen die beiden Freundschaft mit zwei jungen Männern, Simon und Nando, die wie sie auf ein besseres Los in der Neuen Welt hoffen. Die vier beschließen, gemeinsam in New York das Glück zu suchen. Doch dann kommen Rosie und Simon einander näher. Ihre aufkeimende Liebe, aber auch dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit treiben einen Keil zwischen die Freunde, und die Gruppe droht schon bald nach der Ankunft zu zerbrechen …“ Der zweite Band setzt im Jahr 1899, der dritte im Jahr 1904 an. Gemein haben alle drei: Sie bedürfen einer immensen Recherchearbeit.
Verlage eher zurückhaltend
„Ich habe mich über zwei Jahre damit beschäftigt“, blickt Roos auf die Entstehung des Romans zurück, „die Idee dazu kam mir, als ich eine Reportage über den Zeitungskrieg in New York zwischen Hearst und Pulitzer gesehen hatte.“ Sie habe ihn total spannend gefunden und sich gedacht: „In diesem Setting würde ich gerne mal etwas spielen lassen.“ Ein „deutsches Thema“ suchend, habe sie sich in den Auswanderer-Aspekt ein wenig „hineingefuxt“ und sei auf den Stadtteil „Little Germany“ in New York gestoßen, der damals die drittgrößte deutsche Stadt überhaupt ist. Daraus habe sich die Idee eines Romans entwickelt, „die ich auch angeboten habe“. Nachdem sie das Exposé abgegeben hat, erhält Roos prompt den Zuschlag für ein dreiteiliges Werk. „Das war schon ein Erfolg“, erzählt sie erfreut, „denn die Verlage sind echt zurückhaltend geworden.“ Somit hätten sich sehr intensive Nachforschungen ergeben, „weil ich alles so realitätsnah wie möglich schreiben wollte. Natürlich sind meine Auswanderer fiktiv, ich musste mir jedoch sehr viel über die Zeitungsverleger William Randolph Hearst und Joseph Pulitzer durchlesen. Ich habe mir sogar ganze Zeitungsseiten von damals über eine Webseite heruntergeladen, um zu sehen, über was ,Journal’ und ‚World‘ damals berichtet haben“. Sie habe richtige Fälle aufgegriffen, „in denen meine Zeitungsleute dann auch recherchieren“, habe eine virtuelle Einwanderung mitgemacht, Podcats sich angehört, Straßenpläne von damals downgeloaded. Es sei richtig viel Arbeit gewesen.
Arbeit war der Mühe wert
Roos bilanziert: „Ich denke, dass es sehr gut geworden ist.“ Ein Bekannter, ein studierter Historiker, habe Band eins und zwei gegengelesen und gelobt, dass „ich unglaublich gut recherchiert und er noch nie einen so gut recherchierten historischen Roman gelesen habe“. Es habe sehr viel Spaß gemacht, sei sehr zeitaufwendig gewesen, „ich glaube, dass es die Mühe wert war“, hofft Roos und stellt in Aussicht, in einem weiteren Band mit der „nächsten Generation fortzufahren, wenn der Verkauf gut läuft. Die Ideen sind auf jeden Fall da“. Grundsätzlich sei es schwer, in diesem Histo-Segment Fuß zu fassen, „weil es anders ist als das, was ich vorher gemacht habe“. Roos ist am Mittwoch, 17. April, zwischen 18.15 und 19.30 Uhr auf der roten Couch der SWR-Landesschau zu Gast. Die Vorpremieren-Lesung ist am Dienstag, 23. April, 19 Uhr, in der Koblenzer Stadtbibliothek, die Premierenlesung am Donnerstag, 25. April, 19 Uhr, in der Wied-Scala in Neitersen (im Eintrittspreis enthalten ein Glas Wein von La Piccola in Altenkirchen).
Geschichtlicher Hintergrund zur Trilogie
Zum geschichtlichen Hintergrund der Trilogie: Etwa 52 Millionen Menschen verlassen im 19. Jahrhundert Europa, 32 Millionen davon in Richtung USA. Dabei stellen Deutsche zwischen 1850 und 1890 die zahlenmäßig größte Gruppe unter ihnen, wie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln beschreibt. Viele dieser Menschen sind qualifizierte Fachkräfte, die mithelfen, die noch junge und wachsende Volkswirtschaft der USA aufzubauen. Um 1890 ändert sich die Situation. Zum einen werden die bis dahin stark nachgefragten Berufe der Deutschen zunehmend von Süd- und Osteuropäern ausgefüllt, und zum anderen bessert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland durch die zunehmende Industrialisierung, sodass sich weniger Menschen für die Auswanderung entscheiden. Obwohl die USA im 19. Jahrhundert keine gezielte Selektion der ins Land kommenden Zuwanderer vornimmt, gelingt es ihr in dieser Zeit, Zuwanderer mit denjenigen Qualifikationen zu gewinnen, die von der Wirtschaft am meisten gebraucht wurden. „Deutsche“ Zahlen belegen die Bewegung Richtung Westen: 1880 - 1889 1,445 Millionen Auswanderer, 1890 - 1899 580.000, 1900 - 1909 329.000, 1910 - 1919 175.000.
Start mit „Für immer und ein Vierteljahr“
Der „Erstling“ von Roos erblickt im Februar 2019 das Licht der Welt. „Für immer und ein Vierteljahr“ befasst sich mit einem Ehepaar, das seine Beziehung aufgegeben hat, aber tragisch aneinander gekettet ist. Die Grundlage der Inspiration liefert ihr eine Geschichte, die durch die sozialen Netzwerke geistert und bei ihr das Kopfkino startet. Wenn die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft und eine damalige nicht unübliche Entscheidung heute als undenkbar erscheint: In ihrem zweiten Roman „Der Windhof“ (Juli 2021) verknüpft Roos die Zeit um das Jahr 1936 mit dem Hier und Jetzt. Geplant ist eigentlich, die Geschichte um Mel und Lene bereits 2020 unter dem Titel „Die Distelfrauen“ auf den Markt zu bringen. Die Corona-Pandemie verhindert die Publikation, so dass Roos auf Anraten ihrer Lektorin die Geschichte überarbeiten, den Bezug zur ehemaligen Überschrift beinahe komplett kippen muss, so dass lediglich nur noch eine kleine Passage den Kontext zum Ex-Titel bildet. Und erneut bedient sich Roos des Wechselspiels zwischen Gegenwart und Vergangenheit: In ihrem Roman „Die Lavendeljahre“ (September 2022) sind es wiederum zwei Zeitebenen, auf denen sich die Handlung abspielt. Zudem lässt sie auch Aspekte ihrer Familiengeschichte, die nicht unbedingt 08/15 daherkommt, einfließen.
Sienna David und Ada Lovelace
Und dann ist da noch Sienna David. Unter diesem Pseudonym erscheint bei Bastei Lübbe die erste historische Romanbiografie von Roos unter dem Titel „Ada Lovelace und die Gleichung des Glücks“ (August 2022). „Diese Arbeit hat mich ganz schön Nerven gekostet“, rekapituliert sie, „denn in höherer Mathematik bin ich nicht so bewandert.“ Die britische Gesellschaftsdame und Tochter des Dichters Lord Byron lebt von 1815 bis 1852. Sie ist in erster Linie dafür bekannt, das erste Computerprogramm der Welt geschrieben zu haben, das veröffentlicht wurde. „Die Sonntagsschwestern“ (Dezember 2023) widmen sich Hanne, Mone und Jessy. Sie werden schon früh von ihrem Vater verlassen – und damit auch von ihrer Mutter, die in tiefe Depressionen fällt und kaum noch für ihre Kinder sorgen kann. Auf sich gestellt, geben die Schwestern einander Halt und werden ein eingeschworenes Team. Doch Jahre später haben sie sich auseinandergelebt, und nur das sonntägliche Mittagessen bei Hanne verbindet die Familie. Das ändert sich, als bei Hanne eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Ein Weckruf für Jessy und Mone, endlich ihre Probleme in den Griff zu bekommen, um für Hanne da sein zu können. Doch wird es den Sonntagsschwestern gelingen, ihren alten Zusammenhalt wiederzufinden, bevor es zu spät ist? (vh)
|
|
Nachricht vom 10.04.2024 |
www.ak-kurier.de |
|
|
|
|
|
|