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Nachricht vom 29.04.2024
Region
Kreisausschuss wenig erfreut über geringere Förderung für Hebammenzentrale
Die Situation ist ein wenig vertrackt: Auf der einen Seite möchte das Land Hebammenzentralen weit verbreitet sehen, auf der anderen Seite stellt es sich in der Finanzierung eines solchen Unterstützungszentrums für schwangere Frauen in Kirchen ein wenig quer. Die Gremien des Kreises Altenkirchen sind "not amused".
Schwangeren Frauen soll in Hebammenzentralen möglichst viel Unterstützung zuteil werden. (Foto: Pixabay) Altenkirchen. Um das Thema „Hebammenzentrale“ und deren mögliche Finanzierung zu verstehen, muss ein wenig weiter ausgeholt werden. Der Kreis Altenkirchen möchte eine solche Anlaufstelle in Kirchen eröffnen, das Land (Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit) fördert eine Einrichtung dieser Art bei angenommenen Kosten pro Jahr in Höhe von rund 60.000 Euro mit 50 Prozent, so dass der Kreis seinerseits 30.000 Euro beisteuern muss (diese Summe wurde im Haushalt für 2024 veranschlagt). Der Antrag auf finanzielle Unterstützung wurde am 1. Dezember 2023 eingereicht, jedoch versehen mit einer angepassten Fördersumme in Höhe von 107.540 Euro für drei Jahre, weil es sich abzeichnete, dass die 90.000 Euro für die 36 Monate nicht ausreichen würden und das Ministerium vorgeschlagen hatte, den neuen Wert anzugeben. Nach und nach stellte sich heraus, dass auch in Hachenburg eine Hebammenzentrale entstehen soll, dem Mainzer Ministerium indes bis Anfang April 2024 noch kein Förderantrag aus dem Westerwaldkreis vorlag. In einem neuerlichen Gespräch (unzählige waren bereits vorausgegangen) eröffnete die Mainzer Behörde von Minister Clemens Hoch, dass sie nicht bereit sei, beide Hebammenzentralen in Kirchen und Hachenburg mit dem Mindestfördersatz von 30.000 Euro pro Jahr zu unterstützen.

Kooperationsaspekte herausarbeiten
Das Ministerium stellte in Aussicht, jede anteilig mit 15.000 Euro pro Jahr mitzufinanzieren, 5000 Euro pro Einheit könnten gezahlt werden, soweit in den Anträgen Kooperationsaspekte herausgearbeitet würden – vor dem Hintergrund, dass es für das Ministerium schwierig sei, zwei Hebammenzentralen in enger Nachbarschaft zu „sponsern“, während in einem Atemzug die Kooperation beider Projekte gefordert wurde. In der Diskussion verwiesen die Hebammen aus Kirchen und Hachenburg sowie Jennifer Siebert, Leiterin Regionalentwicklung im Altenkirchener Kreishaus, dass sich eine denkbare Kooperation aufgrund der räumlichen Entfernungen der beiden geplanten Hebammenzentralen lediglich auf einen Austausch und Netzwerkarbeit sowie gemeinsame Weiterbildungen beschränken könne. Zudem würden die beiden Zentralen unterschiedliche Einzugsgebiete abdecken. Landrat Dr. Peter Enders und Kirchens Bürgermeister Andreas Hundhausen machten unisono deutlich, dass sie mit dieser in der Landeshauptstadt getroffenen Entscheidung absolut nicht einverstanden seien und eine Förderung für jede Zentrale in Höhe von 30.000 Euro pro Jahr erwarteten, zumal das Land Hebammenzentralen haben wolle. Die höheren finanziellen Auswirkungen stellen sich für den Kreis so dar: Die Gesamtkosten belaufen sich nach der aktuellen Kalkulation auf 215.081 Euro für drei Jahre (2024 bis 2026). Beim Gesundheitsministerium wurde eine Förderung in Höhe von 50 Prozent beantragt (107.540 Euro). Bei einer nun in Aussicht gestellten Förderung in Höhe von „nur“ 45.000 Euro für drei Jahre (15.000 Euro pro Jahr) verbleibt ein Eigenanteil für den Kreis von 170.081 Euro (drei Jahre). Soweit die Vorgeschichte.

Enders spricht mit Gesundheitsminister
Genau an diesem Punkt setzte der Kreisausschuss des Kreistages Altenkirchen in seiner jüngsten Sitzung am späten Montagnachmittag (29. April) an. Enders erinnerte an der Vorschlag der SPD, eine Hebammenzentrale ins Leben zu rufen, „die Anregung wurde von einer großen Mehrheit getragen“, ergänzte er und lobte die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der VG Kirchen und den Hebammen, der Westerwaldkreis habe „lange nach uns die Initiative ergriffen“. Nach aktueller Auskunft von Siebert sei der Förderantrag aus dem Westerwaldkreis immer noch nicht gestellt worden. Den Vorschlag von Bernd Becker (SPD), zwei operative Standorte mit einer übergeordneten Organisation zu betreiben, stufte Siebert als nicht praktikabel ein, da die Entfernungen dagegen sprächen. Anna Neuhof (Bündnisgrüne) hatte kein Verständnis für die Position des Ministeriums. „Wir haben alles richtig gemacht, und wir haben nichts dagegen, dass in Hachenburg auch so etwas entsteht“, schloss sie an, sah aber parallel eine „künstlich geschaffene Konkurrenzsituation“. Die Herren des Ministeriums sollten sich vor Ort einmal umgucken, um sich die Entfernungen anzuschauen, richtete Jessica Weller (CDU) eine Empfehlung gen Mainz. Becker stufte den Standort Hachenburg als „Trostpflaster“ für die ins DRK-Krankenhaus Kirchen umgesiedelte Geburtshilfe ein, wie die Strukturreform im Zuge der Neuausrichtung der DRK-Kliniken Altenkirchen, Hachenburg und Kirchen beschrieben hat. „Wir sollen das Thema weiterverfolgen, wie wir es beantragt haben“, gab Becker die Richtung vor und erntete keinen Widerspruch. Nächster Schritt, um das Ministerium zur Rückkehr zur Grundförderung zu bewegen, ist ein Telefongespräch zwischen Enders und Hoch am Freitag (3. Mai). Auch vor diesem Hintergrund wurde die Angelegenheit auf eine nächste Zusammenkunft vertragt.

Was eine Hebammenzentrale leisten soll
Kurz und bündig formuliert: Einer Frau soll während einer Schwangerschaft die bestmögliche Unterstützung angeboten werden. Vor diesem Hintergrund möchte der Kreis eine Hebammenzentrale ans bereits „arbeitende“ Eltern-Kind-Zentrum in Kirchen andocken. Sie ist als Kooperationsprojekt im Zusammenspiel mit der Verbandsgemeinde (VG) Kirchen und den Hebammen an Sieg und Wied geplant. Der „Geburt“ des Konzepts vorausgegangen waren Gesprächsrunden mit der Vertretern der VG Kirchen, den Hebammen und Mitarbeitenden der Hebammenzentrale Daun sowie denen der Hebammenambulanz Eitorf, um den Bedarf für vor Ort zu ermitteln und anhand bereits existierender Einrichtungen ein möglichst passgenaues Modell zu entwickeln. Diese Aufgaben sind vorgesehen: Kontaktstelle für werdende Mütter bzw. Eltern, Hebammensuche und Terminvermittlung, Telefonsprechstunde, Weitergabe von Kontakten wichtiger Fachbereiche (Physiotherapeuten, Gynäkologen, Jugendamt, Caritas etc.), Vereinbarung und Durchführung von kostenlosen Erstberatungsgesprächen, Planung und Durchführung von Netzwerkveranstaltungen und Fortbildungen, Koordinierung von Urlaubsvertretungen, Teilnahme an Netzwerkveranstaltungen, Koordinierung der ambulanten Sprechstunde und der Termine externer Hebammen in der Ambulanz sowie Koordinierung von Kursangeboten (z.B. Geburtsvorbereitung, Babymassage, Stillgruppen). Die Zentrale soll mit zwei Hebammen besetzt werden, die sich der telefonischen Erreichbarkeit des Zentrums widmen und Beratungsangebote mindestens zweimal pro Woche vor Ort organisieren (Stelleninhaberinnen kümmern sich um Erstgespräche und Telefonberatung, freie Hebammen um die Ambulanz).

8,63 Prozent aller Haushalte gigabitfähig
Meldungen, wonach der Kreis Altenkirchen in puncto Digitalisierung in einem bundesweiten Ranking weit hinten zu finden ist, ließen in den zurückliegenden Tagen aufhorchen. Vor diesem Hintergrund erläuterte Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung im Kreis Altenkirchen, bei der das Thema Glasfaserausbau angesiedelt ist, den aktuellen Stand, was die flächendeckend angestrebte Gigabitfähigkeit (1000 Mbit/s) betrifft: 8,63 Prozent aller Privathaushalte verfügen über mindestens eben diese 1000 Mbit/s, 50,66 Prozent können auf mindestens 200 Mbit/s bauen, und 87,02 Prozent sind bei mindestens 100 Mbit/s angelangt. Ob die Spitzen auch jeweils vertraglich ausgereizt werden, konnte Kober nicht beurteilen. Unter www.glasfaser-ak.de ist aufgelistet, welche Unternehmen (Glasfaser plus oder Deutsche Glasfaser) wann und welche Ortsgemeinden mit Glasfasernetzen durchziehen, um die Gigabitfähigkeit zu erreichen. (vh)
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