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Nachricht vom 26.12.2011
Region
"Nicht du trägst die Wurzel, die Wurzel trägt dich"
Der gemeinsame Familiengottesdienst der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in den Nachmittagsstunden am Heiligen Abend ist ein fester Bestandteil im Kirchenjahr in Hamm geworden. Zahlreiche Christen hatten sich auch in diesem Jahr auf dem Synagogenplatz eingefunden, um anschließend ihre Gottesdienste in den jeweiligen Kirchen fortzusetzen.
Um den Olivenbaum hatten sich zahlreiche Gläubige zum Familiengottesdienst an Heiligabend auf dem Synagogenplatz in Hamm eingefunden. Fotos: Rolf-Dieter RötzelHamm. Der gemeinsame Familiengottesdienst der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in den Nachmittagsstunden am Heiligen Abend ist ein fester Bestandteil im Kirchenjahr des Raiffeisengeburtsortes.
Es begann vor sieben Jahren, als sich die beiden Kirchengemeinden auf "halbem Weg" an einer Krippe trafen. Zu lesen war: "Was zusammengehört, wird zusammen wachsen". In den Jahren später gedachten die Christen gemeinsam an einer lebenden Krippe der Geburt Christi, begaben sich auf Lebensstationen Jesus von Golgatha bis Bethlehem, danach auf den Weg vom Berg Sinai zum Stall in Bethlehem, und fragten: "Was ist der Grund unserer Freude", stellten den neugeborenen König in den Mittelpunkt, um dann mit drei auf die Erde gekommenen Sternen Weihnachten zu feiern.
In diesem Jahr standen Verse aus dem 11. Kapitel des Buches Jesaja im Zentrum des Gottesdienstes im Freien, an dem auch zahlreiche Kinder kurz vor der Bescherung teilnahmen. Jesaja berichtet über einen Zweig aus der Wurzel Isais (Jesse), dem Vater des Königs David. Diese Verse fanden Eingang in das in beiden Kirchen gerne gesungene Weihnachtslied "Es ist ein Ros´ entsprungen".

In Anbetracht des diesjährigen Themas hatten fleißige Helfer, denen Pfarrer Holger Banse einen besonderen Dank aussprach, auf dem Synagogenplatz Wurzeln aufgeschichtet und einen Olivenbaum "gepflanzt". Wenn auch vor und zu Beginn des Familiengottesdienstes Regen hernieder prasselte; die Anwesenden harrten aus und wurden dafür belohnt: der Regen hörte auf und teilweise zog blauer Himmel auf.
Nach der vom Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Hamm unter Leitung von Kantor Achim Runge gestalteten Eingangsmusik, der liturgischen Eröffnung durch Pfarrer Frank Aumüller von der katholischen Kirchengemeinde, der Begrüßung und Einführung durch Pfarrer Holger Banse (evangelische Kirchengemeinde) und dem gemeinsamen Lied "Herbei, o ihr Gläubigen" standen die weiteren Ausführungen der beiden Pfarrer und Gemeindemitglieder im Fokus der Verse aus dem 11. Kapitel des Buches Jesaja.
Es wird ein Spross emporwachsen aus dem Stamm Isais, des Vaters von König David, und ein Zweig aus seiner Wurzel wird Frucht bringen, heißt es da.
Der Spross trage ein Kleid voller Gerechtigkeit und Treue. Er werde König sein, der Messias der Welt. Dann werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und Panther bei den Schafen lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen gemeinsam weiden. Kühe und Bären werden auf derselben Weide fressen, ihre Jungen liegen friedlich beieinander. Alle leben in Gerechtigkeit und Frieden. Auf dem heiligen Berge werde keiner mehr eine Sünde tun, denn so wie das Meer voller Wasser sei, werde das Land und seine Menschen voll der Erkenntnis sein, dass der Herr da ist. Auch die Heiden würden nach dem Herrn fragen und die Stätte, wo er wohne, sei einfach wunderbar.
In weiteren Ausführungen wurde auf Lukas 1, Verse 46b bis 53, sowie in einer zweiten Lesung auf Römer 11 eingegangen. Der Apostel Paulus schrieb an seine Freunde in Rom und fragte: "Sind wir, die wir nun Christen geworden sind, etwa besser als die Juden? Nein! Stellt euch einen Olivenbaum vor. Der Olivenbaum sei ein Bild für das jüdische Volk und seine Tradition. Sicher, einige der Juden haben den Weg mit Gott verlassen. Sie sind ausgebrochen aus dem Stamm des Olivenbaums. Und wir, die wir zuvor Juden waren und nun Christen geworden sind, sind wie wilde Zweige in den alten Stamm des Baumes eingepfropft. So sind wir ein Teil des Olivenbaums geworden und ernähren uns durch die Wurzel des Baums. Aber wir dürfen nicht den anderen Zweigen des Baums gegenüber überheblich sein und meinen wir seien besser, frommer oder gerechter vor Gott. Rühme dich, freue dich, dass Gott dir nun nahe ist. Aber eines vergiss nie: nicht du trägst die Wurzel, die Wurzel trägt dich." (rö)
       
 
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