AK-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Altenkirchen
Pressemitteilung vom 05.09.2024
Region
Die Sage der Herke und die einstige Keltenzeit werden am Druidenstein immer lebendiger
Der heimische Kettensägenschnitzer Robin Rosenthal aus Niederfischbach hat in den letzten Wochen deutliche Spuren durch neu entstandene Holzfiguren und Kunstwerke im Wald rund um Kirchen hinterlassen.
Robin Rosenthal mit der geschnitzten Herke (Foto: Marion Lück) Niederfischbach. Somit hat das direkte Umfeld des Nationalen Geotops Druidenstein im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus und auch die Wäller Tour, der Druidensteinwanderweg, welcher durch die Wanderfreunde "Siegperle" Kirchen an der Sieg e. V. regelmäßig betreut wird, einige sehenswerte, künstlerische Holz-Attraktionen dazugewonnen.

Der Druidenstein, mit zahlreichen Sagen und Mythen verbunden, einst religiöse Versammlungs- und Opferstätte der Kelten, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein. In unmittelbarer Nähe zum beeutenden Naturdenkmal sind zahlreiche Holzskulpturen, die hauptsächlich an eine ortsgebundene Sage und die hier einst keltisch durchgeführten Praktiken erinnern sollen, neu entstanden.

Der Niederfischbacher Kettensägenkünstler Robin Rosenthal fertigte den Großteil der Figuren vor Ort aus Baumstümpfen an, die in zwei bis drei Meter Höhe abgeschnitten wurden. Wie viele Bäume in den letzten Jahren, so fielen auch diese Bäume einst dem Borkenkäfer anheim. Allerdings waren die verbliebenen Baumstümpfe zu schade, um ungenutzt zu bleiben. In Absprache mit Sven Wolff von "Touristik Druiden.Hexen.SiegerLand" der Stabsstelle für Vereine, Ehrenamt und Touristik in der Verbandsgemeinde Kirchen sowie den Waldeigentümern entstanden aus den verbliebenen Baumstümpfen einige außergewöhnliche Skulpturen.

Die tragische Sage der Herke
Folgt man ausgehend vom Wanderparkplatz, der an der K 101 oberhalb von Offhausen liegt, dem Weg zum Druidenstein, so wird man in der unmittelbaren Nähe zur Köppelarena auf die erste Figur stoßen. Ein keltischer Jüngling nimmt hier den Wandernden in Empfang. Assoziiert mit dem Liebhaber aus der Saga der tragischen Geschichte um die Jungfrau Herke, welche eine verbotene Liebe mit diesem einging, steht er auf dem Wanderweg recht weit von der gefertigten Holzfigur der Herke entfernt. Die Distanz zwischen den beiden Figuren symbolisiert den Zwiespalt Herkes in ihrem Inneren, an welchem sie litt. Obwohl Herke sich ihrer Pflicht bewusst war, als makellose Jungfrau von edler Geburt für heilige Handlungen am Opferstein zu dienen, verfiel sie dennoch einem Jüngling ihres Stammes. Zwischen Pflichtbewusstsein und Liebe gefangen, wurde sie letzten Endes für ihr begangenes Unrecht am Opferstein hingerichtet. Die räumliche Distanz zwischen der Figur des keltischen Jünglings und Herke symbolisiert so auch eine Liebe, die nur kurz aufflammen durfte.

Auf der gegenüberliegenden Seite des keltischen Jünglings, weist der in markanten, rot leuchtenden Zügen, als Relief angelegte Druidenstein, den Weg zum überregional bekannten Nationalen Geotop selbst. Weiter auf dem Wanderweg kann man auf der rechten Seite eine in einem Baumstamm sitzende, große Eule entdecken. Insbesondere dem Motiv "Eule" liegt eine tiefere Bedeutung zu Grunde. Einerseits wird sie seit Urzeiten von Naturvölkern als Botin des Unglücks angesehen. Anderseits wird sie aber auch als Beschützerin verstanden. Im Zusammenhang mit Herkes Saga stehend, kündigt sie das bevorstehende Unglück der Liebesgeschichte an. Als Totenvogel gefürchtet bringt sie Leid und Unglück und deutet auf den nahenden Tod des Jünglings und Herke hin. Dennoch liegt in ihrem Auftreten auch Hoffnung. Als Totenvogel, in vielen Völkern als Mittler zwischen den Welten angesehen, bewahrt sie die Hoffnung, dass die Seelen der Verstorbenen im Tod zueinander finden.

Weiter entlang des Weges befindet sich ein beschnitzter Stamm mit dem keltischen Liebespaar. Dieses wurde hier in einfacherer Form abstrakt dargestellt. Herzen, die den Stamm zieren, bekunden deren aufflammende Liebe. Am Stamm selbst, befinden sich zudem zwei angebrachte Ketten. Hier haben Liebespaare die Möglichkeit, in Form eines Liebesschlosses, symbolisch ihre ewig währende Liebe zu besiegeln. Dies bekundet zudem der Schriftzug "LOVE".

Die Skulptur der Herke wurde in einen 4 Meter hohen Kirschstamm geschnitzt. Herke hat die Augen geschlossen, man möchte fast meinen, dass sie diese jeden Moment öffnet und zu dem Betrachter spricht. Eine Sitzfläche direkt an der Figur lädt zum Verweilen und Kraft tanken ein. Unglücklich Verliebte können neue Kraft schöpfen, denn als Beschützerin bedrängter Liebender spendet Herke Trost und Zuversicht. Zudem ziert Herke an der linken Seite, wenn man direkt vor ihr steht, eine Berkana-Rune. Mit dem Rücken zu ihr gewandt spendet diese Rune Kraft, Liebe und Wärme. Sie steht für Geborgenheit und Schutz und beinhaltet das Wissen der Erde, die unser aller Mutter darstellt.

Neben den Figuren zur Liebessage, sind in der unmittelbaren Nähe zum Druidenstein zwei weitere keltische Motive vorzufinden. Hierbei handelt es sich einerseits um das Motiv des Druiden. Die Druiden stellten die kultische und geistige Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie dar. Als Heilkundige und Wahrsager kam Ihnen die bedeutendste Aufgabe ihres Volkes zu. Da die Druiden keine Schrift hatten, lernten sie alles Wichtige auswendig und gaben ihr Wissen von Generation zu Generation, von Druide zu Druide weiter, damit dieses nicht verloren ging. Zudem führten sie religiöse Opferungen durch. Laut römischen Berichten wurden riesige Weidenstatuen mit Menschen gefüllt und den Göttern als Opfergabe für Totkranke oder kämpfende Krieger von Druiden dargebracht. Obwohl hauptsächlich Kriminelle geopfert wurden, machten die Druiden allerdings auch vor Unschuldigen, wie es eben auch Herke war, keinen Halt. Die Götter mussten um jeden Preis besänftigt werden.

Neben dem großen Druiden entsteht momentan noch eine weitere zwei Meter hohe Holzskulptur. Der Kettensägenkünstler verrät, dass diese passend zur Sehenswürdigkeit des Druidensteins, für den Wandel der Materie steht und ebenso tief in der keltischen Kultur verwurzelt ist. Wo einst vulkanische Kräfte den Druidenstein formten, wird diese Figur den ewigen Kreislauf der Erneuerungen symbolisieren. (PM/red)

       
     
Pressemitteilung vom 05.09.2024 www.ak-kurier.de