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Nachricht vom 22.10.2024
Region
Von der Schnapsidee zur Medaille: Fabian Schumacher auf Mega-Marsch rund um Frankfurt
An einem solchen "Mega-Marsch", rund um Frankfurt, nahm Fabian Schumacher aus Heupelzen teil. Schumacher ist Sportler durch und durch, spielt beim SSV Weyerbusch Fußball und tanzt bei der Formation "In Motion". "Sport, ist und bleibt meine Leidenschaft. Und manchmal muss es dann halt was extremer sein", so Schumacher.
Fast geschafft die Erleichterung setzt Kräfte frei (Bilder: Fabian Schumacher)Heupelzen/Frankfurt. Mega-Marsch ist ein Event, welches Deutschlandweit in mehreren großen Städten stattfindet. Es gibt den 50er- und den 100er-Marsch, die Austragungsorte sind Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Rügen, das Weserbergland und Frankfurt. 100 Kilometer in 24 Stunden wandern, geht das überhaupt? Warum tut man sich sowas an? Bist du bekloppt? Welche Wette hast du verloren? Warum tut man seinem Körper sowas an? "Das sind nur einige Fragen, die mir vorab gestellt wurden", so Schumacher lachend.

"2023 habe ich meinen ersten Mega-Marsch bestritten. Zum Einstieg entschieden ein Bekannter und ich uns für den 'kleinen' Marsch. Es waren 50 Kilometer durch das Ruhrgebiet", erzählt Schumacher von den Anfängen. Aus einer anfänglichen Schnapsidee wurde schnell ernst. Schumacher und sein Bekannter haben sich angemeldet und gingen an den Start. "Nachdem wir diesen Marsch relativ entspannt gemeistert hatten und nur minimalen Muskelkater verspürten war für mich schnell klar, das nächste Mal wird es ein 100-Kilometer-Event werden", erinnert sich Schumacher.

Idee wurde umgesetzt
Schumacher hielt sein Wort und meldete sich Anfang 2024 für den 100-Kilometer-Mega-Marsch in Frankfurt an. Dieses Mal musste er allein an den Start gehen. Seinen vorherigen Mitstreiter konnte er für diese Wanderung nicht begeistern.

Nach den umfangreichen Vorbereitungen erfolgte die Anreise am Samstag (12. Oktober). Gegen 12.45 Uhr war es dann so weit: Schumachers Startgruppe ging auf die Strecke. "Es war ein Gefühl wie es schöner nicht sein konnte. Ich lernte schnell einen Gleichgesinnten kennen, welcher mich bei meinem Abenteuer begleiten wollte. Ich wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt und für mich war von Anfang an klar: Aufgeben ist keine Option!", beschreibt es Schumacher selbst.

Dunkelheit und Regen
Die Zeit verging und langsam wurde es dunkel. Den ersten Versorgungspunkt (VSP1) bei Kilometer 26 passierte Schumacher ohne Pause. Brote gab es auf die Faust und essen konnte man dann auf den weiteren Kilometern. Gleiches galt bei Kilometer 40, dort war der VSP2. Dann ging die Laune drastisch in den Keller, es wurde Dunkel. Stirnlampen wurden aufgesetzt, als es auch noch heftig zu regnen begann.

Bei Kilometer 60 legten Schumacher und sein neuer "Wander-Buddy" das erste Mal eine kleine Rast ein, um die Socken zu wechseln, die Füße einzucremen und etwas Heißes zu trinken. Nach all den letzten Stunden im Regen musste Schumacher von jetzt an alleine weiter: Sein neuer Freund musste aufgeben.

Der Körper zeigte die Belastung deutlich
"Ab jetzt wurde es von Stunde zu Stunde härter, es war kalt, es regnete und man war schon einige Stunden auf den Beinen. Der Körper wollte so langsam nicht mehr weiter gehen, aber genau das war es ja, was ich herausfinden wollte. Was geht, was ist möglich, wie wichtig ist die richtige Mentalität", mit derartigen Gedanken spornte sich Schumacher an.

Ab Kilometer 70 hängte er sich an einen weiteren einsamen Wanderer. Die beiden pushten sich gegenseitig und motivierten sich, weiterzugehen. Um kurz vor 4 Uhr morgens kam Schumacher bei Kilometer 80 an der VSP4 an. Dort legte er eine zweite Pause ein, zog die Schuhe aus und legte die Füße hoch.

Von hier an waren es 'nur noch' 20 Kilometer bis zum Ziel, zumindest stand es so an der Strecke und in der Handy-App. "Dann kam das 95 Kilometer Schild, pure Erleichterung war spürbar. Also nochmal auf die Zähne beißen und die letzten 5 Kilometer schaffen", berichtet Schumacher.

Die Ziellinie im Blick setzte Kräfte frei
"Die Ziellinie im Blick, keine 20 Meter mehr - und ich blieb stehen. Ich war wie erstarrt. In diesem Moment schaute ich auf die Uhr, 19 Stunden und 45 Minuten, Wahnsinn! Im Zielbereich warteten sehr viele Menschen auf die Finisher, Sie riefen uns zu, Sie klatschten und machten Krach mit ihren Holzratschen. Dies war der Moment, für den ich fast 20 Stunden gekämpft habe. Besser geht es nicht, 100 Kilometer geschafft, die Challenge gemeistert und die Medaille um den Hals. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl", resümmiert Schumacher.

Von den knapp 1.300 Teilnehmern, die an den Start gegangen waren, sind nur knapp 540 im Ziel angekommen. Schumacher sucht sich bereits eine neue Herausforderung, die er mit einem ebenso "Verrückten" angehen kann. (kkö)
   
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